Pferd, Turm, König und Kurt Lellinger

Die Begriffe Schachgesellschaft Trier, Schulschach und Kurt Lellinger werden oft in einem Atemzug genannt. Der 72-jährige Trie-rer hat in seiner Zeit als Direktor des Schulzentrums Mäusheckerweg Trier (1976 bis 1999) das "Schulschachpatent" entwickelt: Über eine spezielle Ausbildung werden Lehrer befähigt, Schach an Schulen zu unterrichten.

 Einmal in der Woche können Kinder bei Kurt Lellinger, dem Erfinder des Schulschachpatents, lernen, wie Schach gespielt wird. Derzeit betreut der Pensionär in den Räumen der Medard-Schule Trier eine Gruppe von Kindern aus Sri Lanka. Foto: privat

Einmal in der Woche können Kinder bei Kurt Lellinger, dem Erfinder des Schulschachpatents, lernen, wie Schach gespielt wird. Derzeit betreut der Pensionär in den Räumen der Medard-Schule Trier eine Gruppe von Kindern aus Sri Lanka. Foto: privat

Trier. (ass) Schach ist bekannt als das Spiel der Könige. Wenn man die Geschichte von Kurt Lellinger hört, könnte man es auch "Spiel der Kinder" nennen.

Dass Schach Denkstrukturen im Hinblick auf Mathematik und Physik fördert, ist seit langem bekannt. Doch das Brettspiel leistet nach Lellingers Überzeugung noch viel mehr: "Man wird nirgends für falsches Denken so schnell bestraft wie im Schach." So lernten Kinder, Verantwortung zu übernehmen. Dies sei wichtig für das soziale Miteinander. Gleichzeitig verbessere das Spiel die Rechtschreibung und Lesefähigkeit. Kinder verinnerlichten einmal Gelesenes besser. Sie könnten sowohl den Inhalt als auch das Wortbild selbst besser begreifen. Eine vierjährige Studie in Zusammenarbeit mit der Universität Trier hat dies nachgewiesen. Sie fand über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung.

Kurt Lellinger ist Gründer und Ehrenvorsitzender der Deutschen Schulschachstiftung. Auch als Pensionär ist er noch aktiv. So leitet er derzeit in der Schachgesellschaft Trier drei Trainingsgruppen mit Kindern. Für die Initiative des "Schulschachpatents" - einer Ausbildung für Lehrer, die Schach unterrichten möchten - erhielt Lellinger 2005 das Bundesverdienstkreuz und den Deutschen Schachpreis, die höchste Auszeichnung des Deutschen Schachverbands. Seitdem hat er viele Wochenendseminare geleitet und mehr als 700 Lehrer weitergebildet. Kurt Lellinger selbst hat das Schachspielen nicht als Kind gelernt. Erst im Alter von 20 Jahren kam er das erste Mal in Berührung mit Pferd, König und Co. "Ein Freund nahm mich mit in einen Schachclub", erinnert sich der 72-Jährige. "Hier spielte ich zum ersten Mal, und seitdem lebt meine Liebe für das Spiel." Beim Schachspielen entspannt sich der Pensionär. "Man kann alles um sich herum vergessen. Das liebe ich an dem Spiel."

Auch seine Tochter führte er als Kind an Schach heran. Als er merkte, wie sie Schwierigkeiten im Mathematikunterricht hatte, sah er zwei Optionen: einen Nachhilfelehrer zu suchen oder ihr das Schachspielen beizubringen. Logisch, dass er sich für die zweite Variante entschied. "Nach drei Monaten waren die Probleme verschwunden", berichtet er. Das Kind habe den Fehler gemacht, beim Rechnen den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Durch das strategische Brettspiel würden solche Probleme beseitigt.

Das sieht man offenbar auch an der Grundschule in Olewig so: Dort ersetzt Schacht eine Stunde Mathematikunterricht.

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