Ping-Pong mit der Spitzenkandidatin

Immer, wenn es Herbst wird, lädt der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster unter dem Motto "Die Region in einem Boot" zu einer politischen Schiffsfahrt auf der luxemburgischen "Princesse Marie-Astrid" ein. Die Tour 2010 stand im Zeichen des Sports - und der nahenden Landtagswahl mit Spitzenkandidatin Julia Klöckner.

 Vor der Abfahrt: Im Rahmen seiner Moselschiffstour musste sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster auch mit Atomkraftgegnern auseinandersetzen. TV-Foto: Ingo Zwank

Vor der Abfahrt: Im Rahmen seiner Moselschiffstour musste sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster auch mit Atomkraftgegnern auseinandersetzen. TV-Foto: Ingo Zwank

Trier. Das Häuflein Atomkraft-Gegner an der Igeler Anlegestelle harrt mit seinen "Abschalten!"-Plakaten geduldig aus, bis der Tross aus 280 lokalen Promis, CDU-Basis und unternehmungslustigen Normalbürgern die Schiffsbrücke der Marie-Astrid erklommen hat. Entspannte Stimmung auf beiden Seiten: Die Zeiten, da die Anti-AKW-Aktivisten jedem ordentlichen Christdemokraten als getarnte Staatsfeinde galten, sind längst vorbei.

Den Luxemburgern geht's sichtlich gut: Sie haben sich wieder mal ein neues Flaggschiff geleistet. Die "Princesse Marie-Astrid" 2010 ist nicht ganz so elegant wie das Vorgänger-Modell, erweckt aber durch geschickte Spiegelplatten an der Decke den Eindruck, doppelt so groß zu sein.

Einen solchen Effekt könnte CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner angesichts der aktuellen Umfragen zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz auch ganz gut gebrauchen. An Bernhard Kaster liegt es jedenfalls nicht, wenn seine frischgebackene Landeschefin im Direktvergleich mit "König Kurt" Beck gerade mal auf 32 Prozent kommt. Vier Mal darf sie in den zwei Fahr-Stunden zum Thema "Sport verbindet" aufs Podium.

Letzteres ist mit reichlich sportlicher Prominenz besetzt. Der elegant gewandete DFB-Oberschiri Herbert Fandel berichtet von der "Schiedrichterei", Ex-"Walz aus der Palz" Hans-Peter Briegel erzählt von albanischen Fußball-Abenteuern, die derzeit vertragslose Eintracht-Trainerlegende Paul Linz beantwortet die Frage, was er im Moment mache, mit einem knurrig-kurzen "Urlaub".

Anschließend ist der örtliche Spitzensport an der Reihe. Neben Linz kommen TBB-Sanierer Ralph Moog und die graue Eminenz der Miezen, Martin Rommel, zu Wort. Essenz aller Beiträge: Spitzensport ist wichtig, und er braucht mehr öffentliche Förderung. "Man hätte das Moselstadion trotz des Eintracht-Abstiegs bauen müssen", befindet Linze-Paul. Und Rommel klagt, dass die Stadt Trier seit dem Abgang von Alt-OB Schröer den Spitzensport links liegenlässt.

Die Spitzenkandidatin nickt zustimmend, weist aber daraufhin, dass die öffentlichen Mittel beschränkt seien und sie nichts versprechen könne. Es folgen die Vertreter des regionalen Vereinssports, die betonen, wie wichtig der Vereins- und Breitensport sei. Er brauche allerdings eine gute Ausstattung mit Sportplätzen und Hallen, und dafür fehle oft das Geld. Die Spitzenkandidatin klatscht freundlich Beifall, weist aber auf die beschränkten öffentlichen Mittel hin.

Es folgen Vertreter sozialer Sport-Integrationsprojekte, die berichten, dass Vereinssport längst nicht mehr alle erreiche und durch offene Angebote ergänzt werden müsse. Freilich sei die Bürokratie bei Förderanträgen zu groß und die Förderung zu klein. Die Spitzenkandidatin signalisiert uneingeschränkte Zustimmung, weist jedoch darauf hin aber das hatten wir schon.

Ein bisschen Politik darf bei dem netten Geplauder natürlich auch dabei sein. "Rheinland-Pfalz hört nicht in Mainz auf", ruft die Wahlkämpferin Klöckner und kann sich angesichts von 150 Kilometern Entfernung zur Landeshauptstadt des Beifalls sicher sein. Beim Schimpfen auf den teuren Nürburgring-Botschafter Boris Becker ebenso. Ein frecher Flachs beim Ping-Pong mit Kaster über dessen sportliche Betätigung ("Ich hab' mal Tischtennis gespielt, du bist nur schnell im Entkorken von Weinflaschen"), dann kommt die Rede auf die brachliegende Bahnverbindung zwischen Trier und Luxemburg.

Julia, Bernhard und der sparsame Ramses



"Julia, wir müssen mit Ramses (so nennen Freunde Verkehrsminister Ramsauer) noch ein ernstes Wort reden, damit das klappt", sagt Kaster. "Stimmt, lieber Bernhard", kommt es zurück. So stellt man sich Regierungspolitik vor: Wenn die nette Julia, der liebe Bernhard und der sparsame Ramses bei einem Fläschchen Mosel zweistellige Millionensummen verteilen.

Zeitgleich zu Kasters "Region in einem Boot" wird, ganz ohne Prominenz, in Föhren die "Initiative Region Trier" zu Grabe getragen. Die war auch mal ein Hoffnungsträger, so wie die Sportvereine. Aber so ist das: Manchmal geht in einem Boot auch einer über Bord.

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