Pisa liegt auch in der Mensa

TRIER. Von SWT zu SWT: Zum Jahresbeginn wechselte Andreas Wagner (37), der bis dahin die Abteilung Marketing/Öffentlichkeitsarbeit der Stadtwerke leitete, als Geschäftsführer zum Studierendenwerk Trier. Nach Ablauf der obligatorischen "ersten 100 Tage" sprach der TV mit Wagner über seine neue Aufgabe.

An ein neues Firmen-Kürzel mussten Sie sich ja nicht erst gewöhnen. Was unterscheiden 100 Tage SWT von 5000 Tagen SWT?Andreas Wagner: Um es mit Herbert Grönemeyer zu sagen: Alles bleibt anders. Ich bin weiterhin im Bereich der Daseinsfürsorge aktiv; die Zielgruppe ist aber überschaubarer und stärker präsent. Auf dem Uni-Campus arbeiten heißt nämlich, "mittendrin" arbeiten. Wenn ich vor lauter Verwaltungswust den Durchblick zu verlieren drohe, hilft schon ein Schritt vor die Tür, um wieder klar zu sehen. Außerdem: Positionswechsel vom Ghostwriter zum Ich-Autor. Das Studentenwerk hat inzwischen Name und Optik geändert. Ist Andreas Wagner etwa ein Revoluzzer?Wagner (lacht): Gute Frage, die Antwort möchte ich offen lassen. Aber im konkreten Fall lassen sich die Änderungen nicht von einem Führungswechsel ableiten. Die Namensanpassung vom Studenten- zum Studierendenwerk dient dem "heiligen Zweck" der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Da haben wir auch gleich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und den optischen Auftritt aufgefrischt. Leider dauert die Umsetzung des Logo-Wechsels sehr lange. Wie sieht der Ex-Marketing-Mann die Position des Studierendenwerks am Bildungsmarkt?Wagner: Der Marketing-Mensch würde sagen: Der Kunde - Studieninteressent - fragt ein Nutzenbündel - Studium - nach, das aus Kern- und Zusatz-Nutzen besteht. Elementarer Bestandteil im Bereich der Zusatznutzen sind zweifellos unsere Dienstleistungen. Wir sind also ein maßgeblicher Faktor, was die Attraktivitätssteigerung des Hochschulstandorts betrifft und damit letztendlich auch ein positiver Standortfaktor für Trier allgemein. Sie haben an der FH Trier studiert. Hat das Einfluss auf ihre Arbeit?Wagner: Durchaus. In Studienzeiten gewonnene Kenntnisse und Erkenntnisse sind nützlich für meine Arbeit. Ich möchte mich um die Parität zwischen den von uns betreuten Hochschulen kümmern. Der Verwaltungssitz an der Uni darf nicht Kopflastigkeit in diese Richtung bedeuten. Was hat sich seit ihrem Amtsantritt im Studierendenwerk verändert?Wagner: Die Mitarbeiter mailen mehr. Was zeichnet den Arbeitsplatz Studierendenwerk aus?Wagner: Offene Türen, offene Aussprache, offene Ohren. Wie ist das Studierendenwerk institutionell eingebunden?Wagner: Es gibt ein gutes Zusammenspiel mit Verwaltungsrat, Uni und Stadt. Es herrschen kurze, glühende Drähte vor. Kann ein Studierendenwerk einen positiven Beitrag zum Dauerthema Bildungsmisere leisten?Wagner: Unbedingt: Pisa liegt auch in der Mensa. Durch Campus-nahe preiswerte Unterbringung sowie gesundes und preiswertes Essen entlasten wir junge Menschen von Aufgaben des Alltags-Managements. Das schafft nötige Freiräume für ein intensives Studium. Oder es verhindert zeit- und nervenzehrende Nebentätigkeiten zur Studiums-Finanzierung. Das ist ein echter Teufelskreis zwischen Länge des Studiums und finanzieller Belastung der Studierenden. Was muss der Geschäftsführer Wagner noch lernen?Wagner: Ganz allgemein: Geduld. Ganz speziell: Einsicht in Verwaltungszwänge. Ich hinterfrage gerne kritisch Ursache und Wirkung und möchte vermeiden, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt. Außerdem muss ich noch lernen, wie man Telefongespräche zurück ins Sekretariat verbindet. Es klappt noch nicht immer, aber immer öfter. S Mit Andreas Wagner sprach TV-Redakteur Roland Morgen

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