Raufen und Boxen erlaubt

Trier · Bessere Bildungschancen für Jungen, das ist das Ziel des Programms "Junge Junge". Dazu gehören Gespräche über Aggressionen genauso wie sportliches Kräftemessen. Die Kurfürst-Balduin-Realschule plus ist nun für die erfolgreiche Durchführung von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung zertifiziert worden.

 Spiele, sportliche Kämpfe – und drüber reden: Im Rahmen des Programms „Junge Junge“ sollen Jungen im deutschen Bildungssystem gezielt gefördert werden. Für ihre erfolgreiche Teilnahme ist die Kurfürst-Balduin-Realschule plus Trier nun zertifiziert worden. TV-Foto: Dorothee Quaré

Spiele, sportliche Kämpfe – und drüber reden: Im Rahmen des Programms „Junge Junge“ sollen Jungen im deutschen Bildungssystem gezielt gefördert werden. Für ihre erfolgreiche Teilnahme ist die Kurfürst-Balduin-Realschule plus Trier nun zertifiziert worden. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. Eine "Coole-Jungs-AG", ein Studientag für Lehrer - und ein Gladiatorentraining, das sind die Ergebnisse des Programms "Junge Junge - Bildung macht den Unterschied!" das an der Kurfürst-Balduin-Realschule plus seit Sommer 2011 läuft und für das sie nun von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) zertifiziert worden ist.
"Wir durften uns gegenseitig von der Matte schubsen", berichtet der 12-jährige Pierre über die AG. "Es gab Regeln. Treten und schlagen war nicht erlaubt. Wer als letzter noch auf der Matte war, hatte gewonnen", ergänzt Benjamin (13). Vor allem die sportlichen Spiele hätten beiden gut gefallen, sagen die Jungen. Dazu zählten auch Kämpfe mit weichen Keulen, sowie Boxen. "Da durften wir richtig zuschlagen. Das ist gut, um Wut auszulassen", findet Pierre. Doch in der AG wurde nicht nur gekämpft. "Wir haben über unser Verhalten geredet, was man besser machen könnte", sagt Benjamin. Zwölf Schüler der fünften Klasse haben mehrere Monate an der AG teilgenommen.
Bianca Monzel, Leiterin der DKJS-Regionalstelle Rheinland-Pfalz, überreichte das Zertifikat an Schulleiter Eugen Lang. Dieser hatte gemeinsam mit vier weiteren Lehrern eine Projektgruppe gebildet. "Wir nehmen Jungen seitdem mehr in den Blick", sagt Schulsozialarbeiter Detlef de Graaff, der an der Gruppe teilgenommen hat. "Wir sind dafür sensibilisiert worden, was Jungen wirklich brauchen", ergänzt Lehrerin Britta Weirauch. So könne man auf ihr Verhalten besser reagieren. Ein großer Erfolg sei das Gladiatorentraining mit Gladiator Jan Krüger für Schüler der 7. und 8. Klasse gewesen: "Es kam super an, die Jungen konnten wirklich ihre Kräfte messen." Es sei wichtig, solchen Bedürfnissen Raum zu geben - "fair und nach Regeln."
Das Programm "Junge Junge" läuft an der Realschule plus noch ein weiteres Jahr. Die "Coole-Jungs-AG" soll nun erneut starten. Weitere Ideen sind eine Reit-AG, sowie Bewegungsangebote für die Pause, "um Konfliktpotentiale zu kanalisieren". Pierre schildert Lösungsstrategien für Aggressionen: "Den Angreifer ignorieren, mit ihm reden - oder den Lehrer nach der Boxausrüstung fragen!"Extra

Jungen seien die Verlierer im deutschen Bildungssystem, wurde im Bildungsbericht 2012 festgestellt. Sie würden oft schlechter bewertet als Mädchen und blieben öfter sitzen. Mit dem Modellprogramm "Junge Junge - Bildung macht den Unterschied!" unterstützen die Nikolaus-Koch-Stiftung und die DKJS jeweils zwei Kitas, Grund- und weiterführende Schulen in der Region Trier dabei, Jungen entsprechend ihren Stärken, Interessen und Bedürfnissen zu fördern. In Trier läuft das Programm auch an der Matthias-Grundschule und in der Kindertagestätte Spatzennest. DQ

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort