Schweicher Straßengeschehen unter der Lupe

Die immer stärker anschwellenden Verkehrsströme in Schweich sollen in geordnete Kanäle geleitet werden: In seiner jüngsten Sitzung hat der Stadtrat einstimmig die Entwicklung eines Verkehrs- und Radwegekonzepts beschlossen.

 Lebhafter Betrieb am Abend: Die Brückenstraße gilt als stark verkehrsbelastet. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Lebhafter Betrieb am Abend: Die Brückenstraße gilt als stark verkehrsbelastet. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Schweich. Wo liegen die Verkehrsbrennpunkte in Schweich? Wo gibt es Schwachstellen? Was sagt die Verkehrsprognose für die kommenden 15 Jahre? Im Auftrag der Stadt waren die Trierer Planungsbüros Boxleitner und V-Kon diesen Fragen bereits 2008 auf den Grund gegangen. Die aufwendige Studie auf der Grundlage einer mehrtägigen Verkehrszählung und -befragung in Schweich sollte als Grundlage eines umfassenden Verkehrskonzepts dienen.

Das Ergebnis der Studie stellten Kurt Müller (Büro Boxleitner) und Kurt Wehrhan (Büro V-Kon) in der Sitzung vor. Sie entspricht dem bisher wenig veränderten Stand von 2008 und enthält eine Prognose für das Jahr 2025. In ihrer Analyse bestätigen die Experten eine hohe Akzeptanz der Ortsentlastungsstraße - der reine Durchgangsverkehr belaste die Ortsdurchfahrt nur in geringen Anteilen. Bedingt durch innerörtlichen Verkehr sind Brücken- und Bernhard-Becker-Straße dennoch hoch belastet.

Die Vorausschau auf 2025 berücksichtigt Faktoren wie die Einwohnerentwicklung durch das Baugebiet Ermesgraben, die Expansion des Industrieparks Föhren sowie mögliche Veränderungen des regionalen Fernstraßennetzes (Meulenwaldautobahn, Hochmoselübergang).

Die Vorstellung eines Radwegekonzepts durch Planer Maik Scharnweber stieß bei den Fraktionen auf Skepsis. Das Problem sind in Schweich die meist zu geringen Fahrbahnbreiten, die dem Einbau von abgetrennten Radwegen entgegenstehen. Sollte beispielsweise die Bernhard-Becker-Straße einen Radweg erhalten, müsste die dortige Randbepflanzung weichen.

Grundsätzlich warnten die Planer davor, die Studie noch länger liegen zu lassen, denn die Entwicklung schreite voran. Noch bildeten die Zahlen eine verlässliche Grundlage. Auf einstimmigen Beschluss soll daher ab sofort die Arbeit in einem eigens gebildeten Fachausschuss beginnen, der von Planer Kurt Müller (Büro Boxleitner) moderiert wird. Zunächst sollen dabei die Konsequenzen der Prognose abgewogen und die Schwerpunkte eines Verkehrs- und Radwegekonzepts festgelegt werden.

Von den Fraktionen mit Wohlwollen aufgenommen wurde ein Vorschlag der CDU, für die vom überörtlichen Schwerlastverkehr strapazierte Ortsentlastungsstraße einen anderen Verkehrsträger - sei es Kreis oder Land - zu finden. Bereits vor zwei Jahren hatte die SPD-Fraktion einen entsprechenden Vorstoß versucht, bisher jedoch ohne Resultat. CDU-Fraktionsführer Heinz: "Es geht nicht an, dass diese Gemeindestraße durch außerörtlichen Verkehr kaputtgefahren wird und die Stadt auf den Kosten sitzen bleibt."

Extra

Die 2008 in Schweich ermittelten täglichen Verkehrszahlen und die Prognose für 2025 (in Klammern): 45 300 (63 900) Fahrzeugbewegungen gesamt, davon Durchgangsverkehr 9600 (11 700) Fahrten, 9500 (16 200) Fahrten im Ort, 13 100 (18 000) Fahrten aus Schweich heraus mit Ziel außerorts, 13 100 (18 000) Fahrten von außerorts nach Schweich hinein. (f.k.)

Meinung

Höchste Zeit zum Handeln

Noch kann Schweich mit der täglichen Verkehrsbelastung leben. Doch nach den Prognosen für 2025 ist es nun höchste Zeit zu handeln. Die schnelle Expansion der Stadt, das Baugebiet Ermesgraben, neue Einrichtungen und Geschäftsniederlassungen dürften das Verkehrsgeschehen schon in einigen Jahren aus dem Ruder laufen lassen, falls nicht frühzeitig geplant und verändert wird. Doch Verkehrsplanung und ihre Umsetzung müssen zunächst finanziert werden - auch dies ist ein Zeitfaktor. Zumal die Finanzierungsfrage für Schweich nach der erneuten Minister-Vertröstung in Sachen "Mittelzentrum" kaum leichter werden dürfte. Zumindest vorerst sollte Schweich nicht mehr auf eine baldige Aufstufung zum Mittelzentrum spekulieren. Das mündliche Versprechen, das Minister Karl Peter Bruch vor rund zwei Jahren gab, besitzt inzwischen nur noch Erinnerungswert. f.knopp@volksfreund.de

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