Sozial hier, gehoben dort: Investoren stellen Pläne für Wohnprojekte in Thebäer- und Thyrsusstraße vor

Trier-Nord · Bezahlbaren Wohnraum in Trier-Nord zu schaffen ist für Bauherren eine Herausforderung. Zwei im Ortsbeirat vorgestellte Projekte in der Thebäerstraße und der Thyrsusstraße zeigen das Spannungsfeld, in dem sich Planungen im Stadtteil bewegen. Während bei dem einen in der Kalkulation Sozialwohnungen gar nicht darstellbar scheinen, setzt das andere auf 50 Prozent Sozialquote.

 Der so genannte Studierturm – ein Appartementhaus für Studenten – ist in Trier-Nord von einem privaten Investor errichtet worden. Auch aktuell will ein Privater in Triers Norden in Wohnungsbau investieren. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Der so genannte Studierturm – ein Appartementhaus für Studenten – ist in Trier-Nord von einem privaten Investor errichtet worden. Auch aktuell will ein Privater in Triers Norden in Wohnungsbau investieren. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Zwischen Alkuinstraße und Thebäerstraße versteckten sich bislang hinter einer hohen Mauer Gebäude der Speditionsfirma Mallmann sowie ein denkmalgeschütztes Kurienhaus. Der private Investor K1 Bauprojekt hat das Gelände gekauft und realisiert dort zwei Gebäude in drei- bis fünfgeschossiger Höhe. Insgesamt entstehen 24 Wohnungen, die komplett barrierefrei per Fahrstuhl zugänglich sind.
K1-Geschäftsführer Ralf Kohlhaas präsentierte das Vorhaben im Ortsbeirat. Gesetzlich verpflichtet war er dazu nicht, denn die Gebäude entstehen nach Paragraf 34 des bundesweit geltenden Baugesetzbuches. Dort wird die Genehmigung von Vorhaben geregelt, die sich nahtlos in eine bereits bestehende innenstädtische Bebauung einfügen. In solchen Fällen ist kein Bebauungsplan erforderlich. In der Folge entfallen für den Bauträger eine ganze Reihe entsprechender Pflichten, etwa die 25-Prozent-Sozialwohnungsquote.

Kohlhaas war dennoch der Einladung in den Ortsbeirat gefolgt, um die Vorteile seines Projekts für das Quartier aufzuzeigen. Insbesondere strich der verantwortliche Architekt Uwe Kast die Auflockerung der Bebauung heraus: Statt einer durchgehenden Mauer gibt es künftig einen Grünstreifen in Richtung Thebäerstraße. Auch in der Alkuinstraße ist eine mit Graffiti besprühte Mauer verschwunden.

Nachteil der neu verkauften Wohnungen: Sie sind vergleichsweise teuer. "Sozialer Wohnungsbau ist hier nicht möglich", sagte Kohlhaas und erläuterte, dass in diesem Fall auch 2016 neu eingeführte Abschreibungsmöglichkeiten für Sozialbau nicht greifen. Aufgrund des kostspieligen Grundstückspreises, der Vorgaben zur Dachgestaltung, archäologischer Grabungen und der Einbindung des denkmalgeschützten Kurienhauses auf dem Gelände seien die Kosten gestiegen. Käufer zu finden, stellt nach seiner Ausführung dennoch kein Problem dar: Insbesondere ältere Menschen interessierten sich für die Anlage.

Einen ganz anderen Weg beschreitet die Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg (Wogebe). Sie will in der Thyrsusstraße ihren Baubestand erweitern. Zusätzlich zu dem bereits sanierten Altbau, der vor allem für die Bedürfnisse von Studierenden konzipiert ist, werden zwei Brachflächen bebaut. Als neuestes Projekt in dieser Reihe sind zwei barrierefreie Gebäude geplant. Durch die Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst wird vor Ort eine 24-Stunden-Versorgung ermöglicht.

Wie bei bisherigen Planungen in der Thyrsusstraße ist auch hier die Hälfte aller Wohnungen als Sozial-Angebot vorgesehen. "Mieter erwerben zusätzliche Geschäftsanteile bei uns. 50 Euro pro Quadratmeter im Sozialbereich, für die frei veräußerlichen sind es 300 Euro", legte Wogebe-Geschäftsführer Herbert Schacherer einen Teil der Finanzierung dar. Im Gegenzug seien so günstigere Mieten möglich, bei Auszug werde die Zusatzeinlage wieder ausgezahlt.
Schacherer benannte eine Reihe von Faktoren, die den hohen Anteil an sozialem Wohnraum ermöglichten. Die Grundstücke waren etwa in städtischem Eigentum und konnten günstig erworben werden. Auch habe man preiswerte Flach- statt Satteldächer gegenüber der Kommune durchgesetzt. Bei der Rendite für den Bauträger müssten natürlich ebenfalls Abstriche gemacht werden, aber die Genossenschaft sei durch ihre Satzung klar dem Schaffen von bezahlbaren Wohnungen verpflichtet.

"Trier-Nord braucht beide Arten von Projekten: sozialen Wohnungsbau ebenso wie höher-preisige Wohnungsverkäufe, die der Kommune Steuereinnahmen bescheren", kommentierte Matthias Melchisedech (CDU) die Vorstellung der beiden Pläne.

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