Trierer Handel einst und heute: Vom Blaufärberbetrieb zur Blauen Hand

Trier · Selbst für eine so traditionsreiche Stadt wie Trier ist die Firma Zur Blauen Hand etwas Besonderes, denn das Modehaus in der Brotstraße kann nicht nur auf ein mehr als 200-jähriges Bestehen zurückblicken, sondern wird, mittlerweile in der sechsten Generation von derselben Familie geführt. Den Anfang machte Johann Nikolaus Müller 1797 mit dem Handwerk der Blaufärberei in der Weberbach.

Im Laufe der Zeit wurde die Färberei um Tuchhandel und Tuchfabrikation (die heutige Tufa) erweitert. Auf das Färben der Stoffe mit dem blauen Farbstoff Indigo geht der Firmenname zurück, denn das Färben hinterließ seine Spuren an der Hand des Färbers. In Trier sagt man nicht "Ich gehe zur Firma Müller." Sondern "ich gehe zur Blauen Hand". Der Tuchhandel wurde nach dem Ersten Weltkrieg von der Weberbach in das Haus Brotstraße 42 verlegt. Die um 1900 entstandene Aufnahme zeigt noch das Vorgängergebäude aus der Barockzeit, das die Familie Müller komplett umbaute und im Jahre 1921 dann als Tuch- und Bekleidungshaus, Johann Nic. Müller Zur Blauen Hand, eröffnete. Diese Firmenbezeichnung ist in Trier und im Trierer Land zu einem festen Begriff geworden. Durch den bedeutenden Dichter Stefan Andres und seinen 1953 erschienenen Roman "Der Knabe im Brunnen" fand dieses Markenzeichen sogar Eingang in die Literatur. Das im Zweiten Weltkrieg ausgebrannte Haus in der Brotstraße wurde wieder aufgebaut und durch den Erwerb benachbarter Häuser bedeutend erweitert. Es erstreckt sich heute von der Brotstraße bis fast zum Kornmarkt. Die Figur des heiligen Johannes an der Ecke Brotstraße ist erhalten und hat ein Auge auf das, was sich in Brot- und Johann-Philipp-Straße abspielt. Mit Michael Müller als Geschäftsführer leitet heute die sechste Unternehmer-generation die Firma, die zum größten Herrenausstatter des Landes avanciert ist. Sie hat sich vom Blaufärberbetrieb des Gründers mit Tuchhandlung über die Tuchfabrik zum Modehaus für Herren und Kinder entwickelt. Es ist den Verantwortlichen stets gelungen, sich veränderten Verhältnissen mit neuen Initiativen anzupassen und sich weiterzuentwickeln. Die Blaue Hand steht in Trier beispielhaft für eine Firma, die mit Trier verwurzelt und gewachsen ist. Ein Haus mit einzigartiger Tradition und immer aktuellen Programmen. Die Blaue Hand ist gleichzeitig ein Stück Trierer Stadtgeschichte. (red)/Fotos: Stadtarchiv/Josef Tietzen Der im Verlag Michael Weyand, Trier, erschienene Band VI der Reihe "Weißt du noch?" der Autoren Peter Anhelm, Bernhard Simon, Roland ´Morgen und Josef Tietzen (Fotos) mit dem Titel "Trierer Handel - gestern und heute" ist für 14,90 Euro im Buchhandel und im TV-Shop erhältlich. Die historischen Fotos sind aus dem Stadtarchiv und von TV-Lesern.

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