Von Trier in die weite Welt

Beinahe elf Meter lang ist die Yacht, die in einem Trierer Handwerker-Betrieb gefertigt wurde. Firmen-Chef Bernhard Heimbach will das Schiff selbst segeln - es könnte aber auch der Prototyp für ein neues Tätigkeitsfeld sein.

 Stolz auf ihr Alu-Schiff: Metallbaumeister Siegfried Schäfer und Ingenieur Bernhard Heimbach. TV-Foto: Christiane Wolff

Stolz auf ihr Alu-Schiff: Metallbaumeister Siegfried Schäfer und Ingenieur Bernhard Heimbach. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier-Euren. Gestützt auf Stahlstreben steht die "Rote Zora" im Hof des Eurener Metallbaubetriebs Heimbach. Doch klettert man an Deck und schaut am 14,5-Meter-Mast hoch zu den vorbeiziehenden Wolken, scheint das Segelschiff bereits auf den Wellen zu schaukeln. Das Flattern des 58 Quadratmeter Großsegels macht die Illusion perfekt.

Vier Jahre ist es her, als auf der Düsseldorfer Fachmesse "Boot" die "Kathena III" zu sehen war. Das Aluminium-Schiff, mit dem der legendäre Fahrtensegler Winfried Erdmann um die Welt gesegelt war. "Da dachte ich, das können wir auch", sagt Bernhard Heimbach, Metallbau-Ingenieur und seit 30 Jahren selbst passionierter Segler. Doch dass im laufenden Betrieb seiner Firma, die Stahlkonstruktionen für Brücken und Fassaden baut, plötzlich nebenbei eine hochseetüchtige Yacht gefertigt werden sollte, schien erst unmöglich. Aber schließlich kam doch der ehemalige Werkstattleiter regelmäßig vorbei, um nachzuhören, ob der Chef nicht doch noch Arbeit für ihn habe. "Von der Idee, ein Alu-Schiff zu bauen, war er sofort begeistert", sagt Heimbach.

Und obwohl Metallbaumeister Siegfried Schäfer aus dem Schwarzwald stammt und viel lieber Ski als Wasser unter den Füßen hat, stemmte der heute 74-Jährige in drei Jahren Arbeit das Projekt - vom Zusammenschweißen der ersten Spanten bis zur Fein-Einstellung der Seilwinden. Gebaut wurde nach Konstruktionsplänen eines Ingenieurbüros bei Kiel. Das Segelwissen steuerte Heimbach bei. Die Mitarbeiter der Firma legten immer mal wieder Hand an.

Kein Rost, keine Verformung, dafür doppelt so teuer



"Aluminium rostet nicht, ist relativ leicht und verformt zum Beispiel bei einem Zusammenstoß auf offener See mit einem Container oder beim Aufsetzen auf ein Riff nicht so schnell", zählt Heimbach die Vorteile eines Alu-Schiffs auf. Häufig gebaut werden diese trotzdem nicht. "Die Bleche rund zu formen und zu vernahten ist sehr arbeitsintensiv, es können keine vorgefertigten Teile verwendet werden." Alu-Yachten sind daher rund doppelt so teuer wie Kunststoff-Yachten. "Dafür behalten sie aber auch ihren Wert, da kann man nach 20 Jahren mit dem Schrubber drüber gehen, und das Schiff sieht aus wie neu", erklärt Heimbach. Dass sich Alu nicht so schön anfühlt und auch weniger gediegen aussieht wie poliertes Holz, akzeptiert der Praktiker da gerne.

Viel Technik in der "Roten Zora"



Die "Rote Zora" - alle bisherigen Boote von Heimbach hießen so - steckt voller Technik. Der 2,3 Tonnen schwere Hub-Kiel kann per Elektromotor von 95 Zentimetern auf 2,20 Meter ausgefahren werden. "So kann das Schiff sowohl im flachen Wasser fahren, als auch auf tiefer See stabil gehalten werden", erklärt Heimbach.

In der Nacht zum Donnerstag wird die Yacht per Schwertransporter zum Monaiser Hafen gebracht. Am Freitagnachmittag hievt ein Kran das Sechs-Tonnen-Schiff ins Wasser. "Dann wird ausprobiert, ob alles funktioniert", sagt Heimbach. In sein Segelrevier nach Holland will er die "Rote Zora" im nächsten Sommer segeln. "Und später mal in die Karibik oder Richtung Norwegen - das wär' schon was", träumt der 50-Jährige vom großen Abenteuer.

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