Zen-Buddhismus in der Römerstadt

Körper und Geist zur Ruhe bringen und immer das Beste aus der eigenen Situation machen - das ist der Kern von Zazen, einer speziellen meditativen Übung. Peter Linnenbach (49), Sozialarbeiter aus dem Hunsrück, stellt seinen Verein Zen-Dojo Trier vor.

 Im Schneidersitz berühren sich die Daumen beider Hände leicht, die Augen sind geöffnet: So führt Peter Linnenbach (49) die meditative Zazen-Haltung aus. TV-Foto: SEBASTIAN KLIPP

Im Schneidersitz berühren sich die Daumen beider Hände leicht, die Augen sind geöffnet: So führt Peter Linnenbach (49) die meditative Zazen-Haltung aus. TV-Foto: SEBASTIAN KLIPP

"Ich habe mich schon immer für Buddhismus interessiert. Über einen Freund bin ich dann an den Zen-Dojo in Trier gekommen. Seit viereinhalb Jahren praktiziere ich dort jetzt Zazen. Das ist japanisch und setzt sich zusammen aus "Za" für Sitzen und "Zen", was Versenkung bedeutet. Es geht mir dabei nicht darum, eine exotische Religion zu praktizieren. Ich sehe den Buddhismus ohnehin eher als Philosophie. Auch mit Wellness hat Zen nichts zu tun, wie gerne angenommen wird. Die Meditation erfordert vielmehr höchste Konzentration und gerade am Anfang auch eine Menge Arbeit und Disziplin.
Zazen ist eine Technik, um gelassener zu werden. Es geht nicht darum, den Alltag loszulassen, sondern ihn zu bewältigen. Man lernt hauptsächlich, sich selbst nicht so ernst zu nehmen und die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. In zwei Sitzperioden zu je 25 bis 30 Minuten versenkt man sich mit anderen Vereinsmitgliedern in absoluter Stille. Wir meditieren dabei hauptsächlich im Lotussitz. Diese Körperhaltung ist von entscheidender Bedeutung, um in regloser Position verharren zu können. Nur so ist es möglich, sich selbst und seine Gedanken zu beobachten. Daran gibt es nichts Mystisches und es wird auch nicht das Nirwana versprochen. Das sind nur Klischees.
Wir sitzen dann auf einem Kissen, dem sogenannten Zafu mit dem Gesicht zur Wand - das ist eine Eigenart beim Zazen. Welche Erfahrungen man während der Meditation macht, hängt dabei ganz von einem selbst ab. Von Schmerzen am Anfang bis hin zu Glücksgefühlen ist alles möglich. Wann und wie oft meditiert wird, entscheidet jeder für sich. Ich kann leider nur einmal die Woche in den Dojo kommen, da ich bis aus dem Hunsrück anreise. Andere praktizieren es mehrmals die Woche.
Für die Atmosphäre haben wir gedämpftes Licht, Räucherstäbchen und einen Altar - der ist aber nicht Pflicht in einem Zen-Dojo. Um Zen zu praktizieren, muss man kein Buddhist sein. Jeder kann mitmachen und jeder ist hier willkommen. Ich kann nur jedem empfehlen, es selbst mal auszuprobieren.
Aufgezeichnet von Tobias Kruse
In unserer wöchentlichen TV-Serie "Mein Verein" lassen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu Wort kommen. Jeden Mittwoch stellen wir einen Verein aus der Perspektive eines Mitglieds vor. Dazu gibt es die wichtigsten Daten in Kurzform. Sie wollen Ihren Verein vorstellen? Schreiben Sie uns bitte eine E-Mail mit einigen Daten an trier@volksfreund.de
Extra

Der Zen-Dojo Trier ist seit November 2002 ein eingetragener Verein. Dojoleiterin ist Isolde Schnorbach, Zen-Nonne. Aktuell hat der Verein etwa 35 Mitglieder. Die Mitgliedschaft kostet 6 Euro pro Zazen-Sitzung oder 30 Euro im Monat. Ermäßigte Beiträge gibt es für Arbeitslose, Rentner und Studenten sowie für finanziell schlecht gestellte Menschen. Ausführliche Informationen zu Zeit und Ort der Meditationssitzungen gibt es im Internet unter www.zendojo-trier.de. tkr

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