Zurück zur Natur: Weitere Bäche im Trierer Land werden von Beton befreit

Schweich/Mehring/Longuich · Der Verbandsgemeinderat Schweich stimmt Gewässerprojekten in Mehring, Föhren, Naurath und Longuich zu. In Leiwen wird ein kleiner Dorfplatz am Schantelbach gebaut.

 An der Straße Am Mühlenbach in Mehring ist der Mühlenbach von hohen Mauern umgeben und fließt dann unterirdisch in einem Rohr weiter. Solche und ähnliche Zustände sollen im Zuge der Bachrenaturierung beseitigt werden. TV-Foto: Albert Follmann

An der Straße Am Mühlenbach in Mehring ist der Mühlenbach von hohen Mauern umgeben und fließt dann unterirdisch in einem Rohr weiter. Solche und ähnliche Zustände sollen im Zuge der Bachrenaturierung beseitigt werden. TV-Foto: Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Sie fristen ein Schattendasein in Rohren, Halbschalen oder sind eingepfercht zwischen hohen Mauern. Dieser unbefriedigende Zustand trifft auf viele Bäche in unseren Dörfern zu. Doch nach und nach werden die "Sünden der Vergangenheit" beseitigt und die Gewässer wieder in einen naturnahen Zustand versetzt. Möglich macht dies das Zuschussprogramm "Aktion Blau Plus" des Landes (siehe Info).

Die Verbandsgemeinde Schweich hat den gut gefüllten Mainzer Fördertopf für Bachrenaturierungen schon für einige Projekte in Anspruch genommen, unter anderem in Schweich (Lehmbach), Bekond (Kahlenbach), Leiwen (Schantelbach) und Kenn (Geischbach). Weitere Orte sollen in diesem und im nächsten Jahr folgen.

In seiner Sitzung am Mittwochabend hat der Verbandsgemeinderat Schweich den Startschuss für neue Gewässerprojekte in Mehring, Föhren, Naurath und Longuich gegeben. Außerdem wurde die Renaturierung des Schantelbachs in Leiwen ausgeweitet. An der Euchariusstraße entsteht am Bach ein kleiner Dorfplatz, nachdem sich die Gemeinde mit einem Grundstücksbesitzer auf den Abriss einer Scheune einigen konnte. "Das ist eine Aufwertung für unsere Bürger und Touristen", sagt Ortsbürgermeister Sascha Hermes.

In Mehring ist die Renaturierung des Mühlenbachs bereits mit den Eigentümern der Grundstücke, durch die der Bach fließt, und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) abgestimmt worden. Auch der Gemeinderat hat dem Projekt zugestimmt. "Das wird unseren Ort aufwerten", ist sich Ortschef Jürgen Kollmann sicher. Wie Planer Thomas Kreiter vom Büro LP Engeneering im Rat mitteilte, wird oberhalb des Ortes die Verrohrung entfernt und ein 1,4 Kilometer langer Wanderweg entlang des Mühlenbachs angelegt. Im Bereich der Bachstraße wird das Gewässer freigelegt, an der Kapellenstraße wird die Bachsohle angehoben und die Uferböschung abgeflacht. Die vielerorts am Ufer vorkommenden Fichten werden durch gewässertypische Gehölze und Pflanzen ersetzt.

In Föhren soll der Irrbach auf einer Länge von 375 Metern naturnah gestaltet werden. Laut Planer Hubert Bruch vom Büro igr erfolgt die Umsetzung im nächsten Frühjahr. Der Gemeinderat Föhren hat dem rund 13 000 Euro teuren Projekt bereits zugestimmt. Derzeit läuft in Föhren die Renaturierung des Föhrenbachs in der Bachstraße.

In Naurath ist geplant, den Reinsbach zu sanieren. Kosten: rund 180 000 Euro. Der Bach ist 1,4 Kilometer lang, entspringt oberhalb von Naurath und mündet in einen Bach in Hetzerath. Planer Frank Hömme sagte, die Renaturierung werde in die Planung eines neuen Baugebiets einbezogen. Der bestehende Bachlauf werde beibehalten. Dieser Variante habe die SGD den Vorzug gegenüber einer Verbreiterung oder einer Verlegung gegeben.

In Longuich steht die Renaturierung des Longuicher Bachs an. Das Projekt ist noch mit der Gemeinde und Anliegern abzustimmen. Nach Auskunft von Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder hat der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) signalisiert, dass er sich an den Kosten beteiligt. Der 3,3 Kilometer lange Bach entspringt an der Mülldeponie bei Mertesdorf, läuft unter der A 1 hindurch und mündet in Longuich in die Mosel. Die Renaturierungskosten sollen bei mehr als 500 000 Euro liegen.

Meinung: Naturschutz zum Schnäppchenpreis
Kommunen müssen mittlerweile einen langen Atem haben, wenn sie in den Genuss einer Landesförderung kommen wollen. Die Hürden für den Bau von Bürgerhäusern, Sportplätzen oder Straßen sind hoch, die Wartelisten lang. Eine Ausnahme gibt es allerdings, und das ist die Aktion Blau Plus. Der Fördertopf ist dank des Wassercents, der zweckgebunden für nachhaltige Gewässerbewirtschaftung ausgegeben werden muss, mit vielen Millionen Euro gefüllt. Das ungeheure Potenzial, das in der 90-prozentigen Förderung aus Mainz steckt, hat die Verbandsgemeinde Schweich früh erkannt. Etwa ein Dutzend Bachrenaturierungen sind umgesetzt worden oder in Planung. Das wertet viele Orte auf. Wo geht das heute noch zum Schnäppchenpreis? a.follmann@volksfreund.deExtra: DIE AKTION BLAU PLUS

 Ein Beispiel gelungener Bachrenaturierung ist der Schantelbach in Leiwen. TV-Foto: Archiv/Albert Follmann

Ein Beispiel gelungener Bachrenaturierung ist der Schantelbach in Leiwen. TV-Foto: Archiv/Albert Follmann

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Das Landesprogramm Aktion Blau Plusist Nachfolger des Programms Aktion Blau. Ziel ist es, die in der Vergangenheit durch Menschenhand erfolgten Begradigungen und Befestigungen der Bäche und Flüsse möglichst wieder rückgängig zu machen und den Gewässern einen angemessenen Entwicklungsraum zurückzugeben. Das Landesprogramm Aktion Blau Plus läuft bis 2021. Maßnahmen werden zu 90 Prozent vom Land gefördert. Bei Renaturierungsprojekten werden die kommunale Entwicklung, der Denkmalschutz, die Landwirtschaft, der Naturschutz und die Umweltbildung stärker als bisher einbezogen. So können bei der Renaturierung von Gewässern in Wohnungsnähe Naturerlebnisse für Kinder geschaffen werden.

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