Denkmal von unten

TRIER. Die Erinnerung an 16 während des Regimes der Nationalsozialisten deportierten Trierer hat einen öffentlichen Ausdruck bekommen. Der Künstler Gunter Demnig verlegte auf Betreiben des Kulturvereins Kürenz und der Arbeitsgemeinschaft Frieden weitere 16 Stolpersteine in Trierer Straßen.

Insgesamt sind es in der Moselmetropole nun 39 Namen, die nicht dem Vergessen anheim fallen. "Ich habe das nun einmal angefangen. Jetzt muss ich auch damit weiter machen", sagt der Kölner Künstler Gunter Demnig. Seit 1992 hat der Initiator der Aktion "Stolpersteine" bundesweit mehr als 7000 Steine in 130 Städten in den Boden eingelassen. Weitere werden folgen, sein Terminkalender ist im laufenden Jahr bis auf den letzten Tag gefüllt. "Sechs Millionen, das ist abstrakt"

Auf die Steine stoßen kann man immer genau vor den Häusern, in denen Sinti und Roma, Juden, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung oder politische Gegner des NS-Regimes bis zu ihrer Deportation und Ermordung als Teil der Gesellschaft lebten. "So kann man den Opfern ein Gedenken geben. Es ist ein Denkmal von unten, ein dezentrales, wachsendes Denkmal", sagt Demnig. "Sechs Millionen, das ist eine abstrakte Größe, aber das werden reale Geschichten und Bilder, wenn man Kontakt mit Angehörigen hat, die dann glücklich nach Hause fahren, weil sie einen Ort für ihre Trauer haben." In der Zuckerbergstraße 16 erinnern nun fünf der kleinen Betonquader mit den gravierten Messingplatten an den Rabbiner Adolf Altmann und seine Familie: Frau Malwine und die drei Kinder Erwin, Hilde und Wilhelm. Altmann war ab 1920 Oberrabbiner und für die Trierer Juden sowie die im gesamten Bezirk zuständig. Bis 1938 lebten er und seine Familie in der Zuckerbergstraße. Sie flohen nach Holland, wo sie im Jahr 1943 von der Gestapo gefangen genommen und schließlich ins Konzentrationslager Auschwitz verschleppt wurden. Der Rabbiner Altmann starb dort 1944 an Hunger und Entkräftung, seine Frau Malwine und die Kinder Erwin, Wilhelm und Hilde sowie deren Mann Max van Mentz wurden im Juli des selben Jahres in der Gaskammer ermordet.Angehörige stimmen zu

Die Angehörigen der Familie Altmann haben ihre Zustimmung zum Stolperstein-Projekt gegeben, eine der Voraussetzungen für die Realisierung. Neben dem Historiker Thomas Schnitzler, der die Namen und Geschichten der Opfer recherchiert hat, Michael Zupan und Johannes Verbeek vom Kulturverein Kürenz waren auch Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer und Rachel Kyll, Vorstandsmitglied der Jüdischen Kultusgemeinde Trier, anwesend, als Demnig die Steine in den Boden einließ. Weitere neue "Stolpersteine" in Trier: Saarstraße 19 (Fritz und Hermann Kahn), Bonnerstraße 43 (Wolfgang, Ernst und Henriette Bernheim), Fleischstraße 45 (Alfred, Betty und Leo Wolff), Friedrich-Wilhelm-Straße 39 (Walter Bruno Kaufmann), Feldstraße 20 (Josef Averesch) und Kölner Straße 28 (Andreas Hoevel).

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