Hintergrund: Wahlen und Wechsel

Trier · Die SPD behält den Chefsessel im Trierer Rathaus. Klaus Jensen (63) ist der erste Sozialdemokrat, der seit Kriegsende in Trier Oberbürgermeister werden konnte.Wolfram Leibe ist der Zweite.

Bisher leitete der 55-jährige Leibe als Geschäftsführer der Regionaldirektion Baden-Württemberg mehr als 9000 Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit. Ab dem 1. April wird Leibe die Verantwortung für die 1700 Mitarbeiter der Stadtverwaltung Trier übernehmen.

er Wechsel von Jensen zu Leibe ist ein Stück in mehreren Akten, doch keiner davon ist komplett öffentlicher Natur. Die feierliche Stadtratssitzung, in der Wolfram Leibe morgen offiziell zum Oberbürgermeister der Stadt Trier ernannt und als solcher vereidigt wird, ist eine Veranstaltung für geladene Gäste. Da deren Zahl voraussichtlich hoch sein wird, hat die Stadtverwaltung den Akt vom eher engen Sitzungssaal am Augustinerhof in die Europahalle verlegt. Stargast wird Ministerpräsidentin Malu Dreyer sein.

Ein weiterer Akt des Wechsels ist eine Sache unter Männern. Die Übergabe der Amtskette, des Siegels und des goldenen Buchs der Stadt Trier werden die Herren Jensen und Leibe laut Auskunft des Presseamts morgen vor der feierlichen Ratssitzung intern und unter sich regeln.

Da der Stadtrat im April nicht tagt, hebt sich der Vorhang des letzten Wechsel-Akts erst am 19. Mai. An diesem Tag wird Wolfram Leibe seine erste Stadtratssitzung als Oberbürgermeister eröffnen und leiten.

Der alte und der neue Oberbürgermeister haben neben ihrer Partei einen weiteren Punkt gemeinsam: Ihre jeweiligen Wahlen waren alles andere als langweilig und - jede für sich - echte Überraschungen. Am 24. September 2006 gewann Klaus Jensen gegen den Christdemokraten Ulrich Holkenbrink mit 66,9 Prozent. Jensen entschied dabei jeden einzelnen der Trierer Wahlbezirke für sich. Einen derart hohen Sieg des Sozialexperten in der vermeintlichen CDU-Hochburg Trier hatte kaum jemand erwartet.

Auch die Wahl Wolfram Leibes am 12. Oktober 2014 war geprägt vom Überraschungseffekt - und von enormer Spannung. Mit einem Vorsprung von nur 111 Stimmen schlug der SPD-Politiker seine Mitbewerberin Hiltrud Zock (CDU) und gewann die Wahl mit 50,22 Prozent. Dabei hatte Zock zwei Wochen vorher im ersten Wahlgang noch mit fast zehn Prozentpunkten vor Leibe gelegen. Diesen Rückstand hatte Leibe aufgeholt, die endgültige Entscheidung des Kopf-an-Kopf-Rennens fiel erst am Ende mit der Auszählung der Briefwahlstimmen. Wilder Jubel dröhnte durch das Rathausfoyer. jp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort