Mobilität Älteste Stadt auf dem neuesten Stand der Antriebstechnik (Video)

Trier · Triers erster Elektrobus nimmt nächste Woche den Dienst auf der Linie 5 auf. Zwei weitere Wagen folgen im Frühjahr. Die Akkus laden die Stadtwerke mit Strom aus ihrer Solaranlage.

Zweimal Elektrobus in Diensten der Stadtwerke Trier: vorn der fabrikneue Sileo, der am Dienstag seine Jungfernfahrt absolvierte; daneben ein spanischer Iriza, den die Stadtwerke als Leihgabe des Luxemburger Verkehrsunternehmens Emile Weber testen.

Zweimal Elektrobus in Diensten der Stadtwerke Trier: vorn der fabrikneue Sileo, der am Dienstag seine Jungfernfahrt absolvierte; daneben ein spanischer Iriza, den die Stadtwerke als Leihgabe des Luxemburger Verkehrsunternehmens Emile Weber testen.

Foto: Friedemann Vetter

Doris Botterweck ist begeistert: „Der schnurrt wie eine Nähmaschine. Kein Vergleich mit der Geräuschkulisse eines Dieselmotors.“ „Der“ ist die neueste Errungenschaft der Stadtwerke Trier (SWT): ein Elektrobus der Firma Sileo. Und Doris Botterweck ist eine von 20 Bürgerinnen und Bürgern, die OB und SWT-Verwaltungsratschef Wolfram Leibe zur Jungfernfahrt eingeladen haben. Mit dabei natürlich auch die Presse, denn Leibe und SWT-Mobilitätschef Michael Schröder haben unterwegs diverse „frohe Botschaften“ zu verkünden. Triers fabrikneuer E-Bus (29 Sitz- und 41 Stehplätze plus ein Rollstuhlplatz) ist der erste in Rheinland-Pfalz, der im regulären Liniendienst eingesetzt wird. Ab der kommenden Woche fährt er auf der Linie 5 (Castelforte – Feyen-Grafschaft) und legt dabei täglich 160 Kilometer zurück. „Ohne zwischendurch aufladen zu müssen“, betont Schröder. Die Reichweite beträgt laut Herstellerangabe 280 Kilometer. Was bedeutet, dass auch im tiefsten Winter und im heißesten Sommer, wenn Heizung oder Klimaanlage besonders stark an der Batteriekapazität zehrt, „alles im grünen Bereich abläuft“.

Komfort und Betriebssicherheit haben ihren Preis: 560 000 Euro – mehr als doppelt so viel wie ein Bus mit Ottomotor – kostet einer der in der Türkei produzierten und in Salzgitter endgefertigten Sileos. Drei davon haben die Stadtwerke bestellt; Nummer zwei und drei sollen im nächsten Quartal geliefert werden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert das elekromobile Engagement der SWT mit 407 000 Euro.

Wenn das komplette E-Bus-Trio im Einsatz ist, spart es nebst Stickoxiden, Feinstaub und vielen Tonnen Kohlendioxid auch rund 100 000 Liter Dieselkraftstoff pro Jahr ein. Und der Strom, der nachts die Batterien auflädt, kommt aus eigener Herstellung: Die auf dem Dach der SWT-Bushalle in der Gottbillstraße (Trier-Euren) installierte Photovoltaikanlage liefert schon jetzt 500 000 Kilowattstunden Strom jährlich, womit rechnerisch zwölf Busse betrieben werden könnten. Für 2019 ist eine weitere Dachanlage in der Gottbillstraße geplant. Ein Hinweis auf weitere Ambitionen der Stadt Trier, die laut OB Leibe schon jetzt die rheinland-pfälzische Nummer eins in Sachen E-Mobilität ist?

Das, so Schröder, lasse sich jetzt noch nicht konkret sagen. Denn es gebe noch viele Fragezeichen. Wie entwickelt sich die Antriebstechnologie weiter? Wann kommen serienmäßige Gelenkbusse auf den Markt (die aus Kapazitätsgründen fast die Hälte des rund 80 Busse umfassenden SWT-Fuhrparks ausmachen)? Zudem gebe es „trierische Spezialitäten“, die nach jetzigem Stand einen flächendeckenden Einsatz von E-Bussen verhindern. Zum Beispiel auf der Linie 7: Ein Sileo, dessen Akkus sich auf dem Dach befinden, ist mit seinen 3,45 Metern zu hoch für Bahnunterführungen in Pfalzel.

An Triers tückischen Steigungsstrecken hingegen dürfte der Einsatz von elektrisch getriebenen Solobussen nicht scheitern. Die Jungfernfahrt führt auch über die steile und kurvenreiche Sickingenstraße hinauf zum Petrisberg. Problemlos. „Ein Bus, der das schafft, der schafft es auch die Kohlen- und die Gustav-Heinemann-Straße hinauf“, sagt Marco Müller (SWT-Abteilungsleiter Technik und Parken), der bei der Jungfernfahrt am Steuer sitzt und sich hinterher sehr zufrieden zeigt: „Der Bus lässt sich gut fahren und stellt keine besondere Herausforderung dar.“

Nach einer gut dreiviertelstündigen Trier-Tour unter topographisch anspruchsvollen Bedingungen ist Doris Botterweck erst recht begeistert. Die 61-jährige Altstadt-Bewohnerin ist „zwar bisher nur Gelegenheits-Buskundin. Aber ein E-Bus-Angebot werde ich bestimmt öfter nutzen.“

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