Wirtschaft

Zur Berichterstattung über die Schließung mehrerer Sparkassen-Filialen, unter anderem in Trier-Biewer:

Auf einem Schild an der verschlossenen Tür der Sparkassen-Filiale in Biewer ist zu lesen: "Wir ziehen um." Neuer Standort, das nahe liegende Pfalzel. Vergebens sucht man Worte der Erklärung, geschweige denn des Bedauerns. So etwas ist wohl heute nicht mehr modern! Aha, die sind also nicht weg, die sind nur umgezogen. Pfalzel nahe liegend? Zugegebenermaßen, fußläufig vielleicht ein bisschen weit weg von Biewer. Na gut, macht doch nichts, muss man wohl dorthin fahren, um etwas Geld abzuheben. Aber was ist, wenn man kein Auto hat? Auch das macht nichts, gegenüber fährt die Linie 7 nach Pfalzel. Mit der schnellstmöglichen Rückfahrtgelegenheit wäre man ruck-zuck in etwa einer Stunde wieder zurück. Natürlich nimmt einen der Bus, nur weil man Sparkassenkunde ist, nicht kostenlos mit. Da muss man schon für Hin- und Rückfahrt schlappe 4,20 Euro löhnen. Bei wem kann man sich für so eine wunderschöne Ausflugsfahrt bedanken? Ist vielleicht etwas kompliziert, aber leicht vereinfacht gesagt: Die Sparkasse gehört der Kommune, und da gibt es so einen Sparkassen-Verwaltungsrat, der die Schließung von Zweigstellen mit besiegelt. In diesem Verwaltungsrat tummeln sich ehrenamtliche Kommunalpolitiker, die ja bekanntlich für das Wohl und die Bedürfnisse der Bürger eintreten (sagen die wenigstens). Und da gibt es noch den Vorstand der Sparkasse. Die machen das nicht ehrenamtlich. In den Bundesländern, in denen die Entlohnung solcher Vorstandsmitglieder offengelegt werden muss, sind das schon mal locker 40 000 Euro, nicht im Jahr, nein, im Monat! So viel Geld muss doch irgendwo herkommen. Da muss gespart werden, dafür muss man doch Verständnis haben, oder? Und wo und bei wem man am besten mit dem Sparen anfängt, weiß man doch. Die Filiale zu schließen, könnte man vielleicht noch verstehen. Aber zusätzlich auch alle Selbstbedienungsautomaten abbauen zu lassen, gehört keinesfalls zu den Glanzlichtern bürgernaher Entscheidungen. Es ist verantwortungslos, schlichtweg unverschämt. Man könnte wütend werden, aber Wutbürger haben wir leider schon zu viele. Helmut Birkel, Trier-Biewer

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