Ein Schafhirte aus Leidenschaft

600 Schafe, zwei Hunde und ein Mann. Seit seiner Pensionierung ist Martin Bous aus Trier-Ehrang das ganze Jahr über mit seiner Merinoschafherde auf Wanderschaft. Derzeit macht der 60-Jährige Station in Pluwig. Dem TV erzählt er von seiner leidenschaftlichen Tierliebe und den großen Sorgen eines Wanderschäfers in der heutigen Zeit.

 Hat sein Glück in der Natur gefunden und lässt sich auch von größeren Problemen nicht unterkriegen: Schäfer Martin Bous aus Trier-Ehrang. TV-Foto: Anja Fait

Hat sein Glück in der Natur gefunden und lässt sich auch von größeren Problemen nicht unterkriegen: Schäfer Martin Bous aus Trier-Ehrang. TV-Foto: Anja Fait

Pluwig. (anf) "Einem Schäfer darf es nicht langweilig werden. Wer morgens kommt und als erstes auf die Uhr schaut, der packt am besten direkt seine Sachen und gibt die Herde ab", sagt Martin Bous, der die Merinoschafe seines Vaters aus Leidenschaft übernommen hat.

"Das Scheren kann man lernen, aber das Gefühl für die Tiere muss einem angeboren sein", sagt der pensionierte Polizist und Schäfer in der dritten Generation. So müsse man eine Euter- oder Lungenentzündung erspüren können. "Den richtigen Blick dafür kann man nicht erlernen", sagt er und lacht: "Ein Schäfer ist Arzt, Hebamme und Hüter zugleich."

Auch wenn es immer schwieriger werde, Schafe zu halten, will Bous noch lange nicht aufgeben. "Das Ganze wird finanziell immer enger", sagt er. "Die Kosten fürs Scheren beispielsweise übersteigen mittlerweile die Einnahmen aus dem Wollgeschäft." Und ohne Scheren gehe es nicht. "Die Schur dient der Körperpflege", erklärt er.

Ebenfalls Sorgen bereiten ihm die immer schwieriger werdenden Futterbedingungen. "Durch die intensive Felderbeschaffung sind die Herbstweiden (Stoppelfelder) ganz weggefallen, und da die Landwirte die Gülle aufgrund neuer Verordnungen nicht mehr nach dem 15. November ausfahren dürfen, muss ich immer mehr teuer zufüttern", berichtet Bous weiter. Denn viele Landwirte würden dann zeitgleich um den 14. November ihr Grünland düngen, so dass die Schafe nicht auf die Weiden könnten. "Die haben auch danach noch Hunger."

Auch die extremen Wetterbedingungen der vergangenen Jahre setzten seiner Herde zu. Im Sommer, unmittelbar nach der Schur, mache den Tieren Sonnenbrand, im Winter permanenter, eiskalter Regen und schwerer Schnee zu schaffen. "Bei extremen Plus- oder Minus-Temperaturen wird die körpereigene Schutzschicht der jungen Lämmer zerstört und führt im schlimmsten Fall zum Tode", berichtet der 60-Jährige weiter. Hinzu kämen Verletzungen durch Stacheldrahtzäune, achtlos weggeworfene Glasflaschen, aber auch durch Hundebisse, die tierärztlich versorgt werden müssten. Er appelliert daher an alle Hundebesitzer, ihr Tier in der Nähe einer Schafherde unbedingt anzuleinen. "Laufen die Schafe erst einmal weg, weil sie sich vor dem fremden Hund erschrocken haben, wird im Hund der Jagdtrieb aktiviert, und dann hört auch ein gut erzogener Hund nicht mehr auf seinen Besitzer", gibt der erfahrene Hirte zu bedenken. "Es kommt nicht selten vor, dass dann Schafe gerissen werden."

Bous' größte Sorge ist derzeit allerdings der geplante Verkauf des ehemaligen Übungsgeländes an der alten Hochwaldkaserne in Hermeskeil. "Die Weiden dort sind seit über 30 Jahren die Grundlage für unsere Schafhaltung", sagt er. Darf er die Flächen nach einem Verkauf nicht mehr nutzen, kämen ernsthafte Probleme auf ihn zu.

Kontakt zu den zuständigen Bürgermeistern in Reinsfeld und Hermeskeil habe er bereits aufgenommen, denn der leidenschaftliche Tierfreund will die Hoffnung nicht aufgeben: "Das hier ist mein Leben. Ich mache weiter, so lange es gesundheitlich und finanziell irgendwie machbar ist."

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