20 000 Euro für altes Eisen

Der Vulkaneifelkreis will das Eisenmuseum in Jünkerath abgeben, um Geld zu sparen. Doch das bedeutet nicht, dass das Museum geschlossen wird. Kreis und Gemeinde arbeiten gemeinsam an einem neuen Konzept.

 Ein Stück Eifeler Industriegeschichte: Im Eisenmuseum in Jünkerath lernen vor allem Kinder, wie wichtig Metall früher für die Wirtschaft der Region gewesen ist. Foto: Eisenmuseum

Ein Stück Eifeler Industriegeschichte: Im Eisenmuseum in Jünkerath lernen vor allem Kinder, wie wichtig Metall früher für die Wirtschaft der Region gewesen ist. Foto: Eisenmuseum

Daun/Jünkerath. Das Eisenmuseum und das Kleine Eisenbahnmuseum in Jünkerath haben zurzeit geschlossen. Die beiden Einrichtungen, die sich mit der Geschichte der Eisenindustrie und mit der Eisenbahn in der Eifel beschäftigen, haben nur in der wärmeren Jahreshälfte für Besucher geöffnet. Dann kann man hier erfahren, welche enorme Bedeutung die Eisenindustrie einst in der Vulkaneifel hatte (siehe Extra).
Trotz der Winterpause sind beide Museen momentan Gesprächsthema, nicht nur in Jünkerath, sondern auch in Daun: Denn der Landkreis Vulkaneifel trennt sich von Eisen- und Eisenbahnmuseum. Der Kreistag hat sich in seiner jüngsten Sitzung dazu entschlossen, am kommunalen Entschuldungsfonds des Landes Rheinland-Pfalz teilzunehmen (der TV berichtete). Dazu muss die Verwaltung jährlich 820 000 Euro sparen. Das Eisen- und Eisenbahnmuseum hat jährlich 38 000 Euro gekostet. Dieses Geld will die Verwaltung sparen.
Das bedeutet aber nicht, dass die Kommunalpolitiker das Museum schließen möchten. In der Sitzung des Kreistags am Montag betonten die Ratsmitglieder mehrfach die Wichtigkeit des Museums. "Das Museum ist wichtig für die Identität der Region", sagte Georg Linnerth von der SPD. "Wir sollten Jünkerath wenigstens bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten unterstützen", sagte Herbert Schneiders (CDU). Er bezieht sich damit auf die Tatsache, dass die alte Berufsschule, in der Eisen- und Eisenbahnmuseum untergebracht sind, energetisch saniert werden muss, weil die Betriebskosten zu hoch sind.
Landrat Heinz Onnertz hatte zugesagt, das Museum, egal in wessen Trägerschaft es sich befindet, zunächst mit einer Ausgleichszahlung von 20 000 Euro zu unterstützen. "Wir wollen für dieses Geld keinen Verwendungsnachweis", sagte Onnertz. "Wir wollen zunächst nur, dass das Museum im kommenden Jahr seinen Betrieb wieder aufnimmt."
"So gut das auch gemeint ist - ein einmaliger Zuschuss wird uns nicht genügen", hatte Rainer Helfen, Ortsbürgermeister von Jünkerath, bereits bei einem Termin im Museum gesagt. Und bei der einmaligen Zahlung wird es nach dem Willen der Kreistagsmitglieder auch nicht bleiben: Der Kreis wird sich beim Land dafür einsetzen, dass die Sanierung zu 65 Prozent aus Landesmitteln ge stemmt wird. Außerdem wollen sich die Beteiligten nach einer neuen Museumskonzeption spätestens bis Oktober 2012 zusammensetzen, ob und in welcher Höhe der Landkreis für das Eisenmuseum einen Zuschuss gewähren kann.
Mehr Werbung, mehr Besucher


Wenn die Entwicklung des Eisenmuseums ein bisschen klarer ist, will die Ortsgemeinde auch wieder stärker am Marketing arbeiten. Peter Lepper von der Bürgerunion sagte: "Die Einnahmen im Museum müssen verbessert werden." Damit meine er nicht eine Erhöhung der Eintrittspreise. Er will stattdessen, dass mehr Besucher ins Museum kommen. Das könne man durch entsprechende Werbung erreichen, die wiederum auch von privaten, in Jünkerath ansässigen Firmen mitfinanziert werden könnte. Im Jahr 2010 haben 2234 Gäste das Eisenmuseum besucht, im Eisenbahnmuseum wurden für den Zeitraum 1000 Gäste gezählt.
eisenmuseum-juenkerath.de
Extra

Geschichte des Eisenmuseums Das Eisenmuseum Jünkerath ist 1991 vom ehemaligen Kreis Daun im Gebäude der alten Berufsschule Jünkerath eingerichtet worden. Es liegt direkt neben dem Gelände einer vor mehr als 300 Jahren gegründeten Gießerei. Der Abbau von Eisenerz und die Verarbeitung des Metalls haben in Jünkerath und Umgebung eine lange Tradition. So geht man davon aus, dass bereits die Kelten 55 vor Christus erste Verhüttungsanlagen in der Eifel anlegten. Auch die Römer haben in Jünkerath, damals Icorigium, Eisen verarbeitet. Der Niedergang der Eifeler Eisenhütten begann Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Vorkommen nahe der Erdoberfläche fast abgebaut waren und billiges Eisen aus England auf dem Kontinent verkauft wurde. slg

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