Aus der Schuldenfalle mit Hilfe der Sparkasse

Daun · In der nächsten Sitzung des Kreistags wird es erneut darum gehen, ob sich der Kreis Vulkaneifel am Kommunalen Entschuldungsfonds (KEF) beteiligt. Mit diesem Fonds will das Land den Kommunen helfen, ihre Schulden abzubauen. Und davon hat der Kreis mehr als genug.

Daun. Als Grundlage für die Berechnungen, wie sich der Kommunale Entschuldungsfonds für den Kreis auswirkt, dient die Verschuldung Ende 2009. Der damalige Schuldenstand des Kreises bei den Liquiditätskrediten betrug 45 Millionen Euro. 30 Millionen Euro sollen während der Laufzeit des Fonds (15 Jahre) getilgt werden. Davon übernimmt das Land 20 Millionen Euro, dem Kreis bleiben zehn Millionen Euro, die er durch Einsparungen oder Mehreinnahmen abbauen muss.
Das bedeutet konkret: Er muss für die Teilnahme am Fonds jährlich einen Eigenanteil von 820 000 Euro aufbringen. Aber wie? Bei der Beantwortung dieser Frage spielt die Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel eine große Rolle, denn sie soll den Löwenanteil übernehmen. Vorgeschlagen sind 500 000 Euro. In der Vergangenheit war mehrfach diskutiert worden, ob die KSK aus ihrem Gewinn Löcher im Kreisetat stopfen solle. Bislang fand sich dafür keine Mehrheit, aber durch den Entschuldungsfonds sind die Karten neu gemischt worden.
Über die neue Situation hat TV-Redakteur Stephan Sartoris mit dem Vorstandsvorsitzenden der KSK, Dieter Grau, gesprochen.

Herr Grau, stellen Sie sich vor: Sie haben einen Kunden, der sein Privatkonto immer weiter überzieht. Daneben aber hat er ein florierendes Unternehmen, dessen Gewinne er jedoch nicht zum Ausgleich seines Kontos nutzt - mit der Begründung, er brauche das Geld, um etwa seinen Kindern Weihnachtsgeschenke zu machen. Was sagen Sie dem - oder was sollte ein Kundenberater sagen?
Grau: (lacht) In einer solchen Situation würde wir uns sehr über den Kunden freuen, weil wir von dem Überziehungskredit profitieren würden. Wir würden also sagen: Weiter so!

Geschickt ausgewichen. Sie haben natürlich gleich gewusst, auf wen meine Frage zielt. Machen wir es konkret: Machen Kreis und Sparkasse nicht seit Jahren genau das? Der Kreis verschuldet sich hoffnungslos, aber die Sparkasse verwendet ihre Gewinne - für 2010 sind es rund 1,3 Millionen Euro - beispielsweise für die Steigerung des Eigenkapitals sowie Spenden und Sponsoring?
Grau: Im Ernst: Der Sparkasse geht es gut, und es ist ihr in den vergangenen Jahren gutgegangen. Die erwirtschafteten Gewinne haben wir mit Zustimmung des Verwaltungsrats, der mit Vertretern der Kreistagsfraktionen besetzt ist, genutzt, das Eigenkapital Schritt für Schritt zu erhöhen. So ist es in den vergangenen zwanzig Jahren mit nur einer Ausnahme entschieden worden.

Warum braucht die Bank ein starkes Eigenkapital-Polster?
Grau: Das Eigenkapital ist das Rückgrat, das Fundament der Bank. Konkret: Je höher das Eigenkapital, umso mehr sind wir in der Lage, Kredite zu vergeben.

Ist die Eigenkapitaldecke denn nun so hoch, dass es für die KSK kein Problem ist, über einen längeren Zeitraum Geld an den Kreis zu überweisen, damit der seinen Eigenanteil für den Entschuldungsfonds stemmen kann?
Grau: Ja, die Summe von 500 000 Euro jährlich, die derzeit veranschlagt ist, ist eine für uns darstellbare Größenordnung. Und auch über einen längeren Zeitraum werden wir unseren Beitrag leisten, auch wenn wir jetzt noch keine fixe Summe garantieren können, die wir in den kommenden 15 Jahren beisteuern. Der Kreis hat über den Verwaltungsrat die Sparkasse unterstützt, da sehen wir es als Verpflichtung unsererseits, nun den Kreis bei diesem massiven Schuldenabbau zu unterstützen.

Sie wenden jährlich rund 250 000 Euro für Sponsoring und Spenden auf. Rechnet man die 500 000 Euro hinzu, die als Beitrag zum Schuldenabbau an den Kreis gehen sollen, sind es 750 000 Euro. Eine Größenordnung, die die Bank in jedem Jahr stemmen kann?
Grau: Ein Beitrag von 750 000 Euro jährlich ist aus heutiger Sicht nicht für eine Laufzeit von 15 Jahren zu garantieren.

Erwägen Sie denn Abstriche bei der Praxis, was Sponsoring und Spenden angeht?
Grau: Wir wollen daran festhalten, denn wir finden sie wichtig und vertretbar. Wir fördern gemeinnützige Einrichtungen, Schulen, Vereine, Veranstaltungen und vieles mehr. Zudem ist in dieser Summe auch die Unterstützung für die Musikschule und unser Anteil am Jugendtaxi enthalten.

Was wäre ein Unternehmen wie die Kreissparkasse Vulkaneifel eigentlich etwa wert, wenn man es verkaufen könnte?
Grau: Geht man davon aus, dass die Bewertung in normalen und nicht in Krisenzeiten erfolgt, würde ich den Wert auf 120 bis 150 Millionen Euro beziffern, davon allein 80 Millionen aus Eigenkapital. Aber bevor sich jetzt irgendwelche Interessenten melden: Es gibt keine Möglichkeit, die KSK zu kaufen.

Hat die Euro-/Banken-/Schuldenkrise einen Einfluss auf die KSK?
Grau: Nein, ganz und gar nicht. Wir sind nicht in Griechenland engagiert und haben auch sonst keine kritischen Anleihen. sts
Extra

Dieter Grau, gebürtiger Würzburger, ist 52 Jahre alt und leitet die Kreissparkasse Vulkaneifel (früher Daun) seit 1993. Er wohnt in Hillesheim. sts

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