Den Forstämtern sitzt der Käfer im Nacken

Was der Monstersturm "Kyrill" Mitte Januar an Verwüstungen anrichtete, beschäftigt die Forstämter der Region noch heute. Viele Wälder liegen sogar heute noch so da, wie der Sturm sie umlegte, weil keine Holzernte-Maschinen verfügbar sind.

 Auch Wochen nach dem Sturm finden sich in den Wäldern der Region wie hier bei Haag noch die Spuren, die „Kyrill“ hinterlassen hat. TV-Foto: Helmut Gassen

Auch Wochen nach dem Sturm finden sich in den Wäldern der Region wie hier bei Haag noch die Spuren, die „Kyrill“ hinterlassen hat. TV-Foto: Helmut Gassen

Demerath/Gerolstein/Hillesheim. Den 18. und 19. Januar werden Forstbeamte noch lange als einen der schlimmsten Tage für den Eifelwald in Erinnerung behalten. Der Sturm "Kyrill" fegte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 Stundenkilometern über weite Teile Europas und forderte 34 Todesopfer. Die Beseitigung der Waldschäden war auch Grund eines Besuchs des Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt im Forstrevier Demerath. Dort erläuterten der Leiter der Forstamts (FA) Daun, Karl-Ludwig Pentzlin, sowie der Leiter des Reviers Demerath, Josef Wagner, den Bürgermeistern aus Ellscheid, Demerath, Steiningen und Saxler und der Landtagsabgeordneten die Probleme im Forst nach "Kyrill". 1,3 Millionen Festmeter fielen in Rheinland-Pfalz dem Sturm zum Opfer, im Bereich des Forstamts Daun waren es rund 75 000 Festmeter. In einem normalen Jahr werden dort etwa 120 000 Festmeter geschlagen. Der Sturm zwang die Behörde, den normalen Ablauf zu ändern. Durch Forstarbeiter allein war die enorme Menge nicht zu schaffen. Deshalb wurde die maschinelle Arbeit im Wald mittels Harvester auf Doppelschicht umgestellt, sodass inzwischen rund 300 Festmeter pro Tag verarbeitet werden.Wie lange noch bleiben die Holzpreise stabil?

"Heute haben wir den 74. Einsatz seit dem 20. Januar. Ich könnte mehr schaffen, wenn ich einheimische Fachkräfte für die Maschinen hätte, die sich in der Region auskennen", sagt Holzverarbeiter Michael Kaspers. Doch was geschieht mit dem Holz nach der Aufarbeitung? Noch haben sich die Holzpreise auf einem guten Niveau gehalten, aber wie lange noch? Die Sägewerke arbeiten am Rande ihrer Kapazität, und es gibt noch andere Probleme. "Die Sägewerke sind total überfüttert und schaffen es nicht mehr, das Holz zu verarbeiten. Zudem fehlen Lastwagen, um das Holz aus den Lagern zu holen", erklärt FA-Leiter Pentzlin. Die bisher übliche Handhabung, das Holz in Nasslagern bis zum Verkauf liegen zu lassen, ist nicht möglich, da das Wasserwirtschaftsamt dies auf Grund zu geringer Wasserreserven ablehnte. So kann statt drei nur ein Nasslager bei der Saxlermühle eingerichtet werden. Da den Forstämtern wegen der hohen Temperaturen "der Käfer im Nacken sitzt", will man jetzt zuerst einmal 5000 Festmeter "eintüten". So kann es mehrere Jahre gelagert werden. Allerdings gibt es im Gegensatz zu Nasslagern für das "Eintüten" keine Landeszuschüsse. Im Bereich des FA Gerolstein hat "Kyrill" rund 72 000 Festmeter umgeworfen. Fast 70 Prozent davon sind inzwischen aufgearbeitet worden. Trockene Witterung macht die Aufarbeitung leichter

Die Schadensbewältigung erfolge zügig, so Büroleiter Michael Zander: "Das FA verfügt über einen soliden Stamm an eigenen Arbeitskräften und ständig beschäftigten Rückunternehmen. Darüber hinaus sind im FA-Bereich drei Holzeinschlagsunternehmen ansässig, die einen großen Teil der Holz-ernte übernehmen." Die trockene Witterung macht die Aufarbeitung leichter, da hierdurch bei der Arbeit und der Holzabfuhr weniger Schäden an Waldböden und Wegen entstehen. "In Spitzenzeiten arbeiteten neben unseren eigenen Arbeitskräften und den ortsansässigen Rückeunternehmern acht Vollernter (Harvester) und drei Waldarbeiterrotten von Holzeinschlagsunternehmen in den Wäldern. Im Mai wollen wir damit weitgehend fertig sein", erklärt Michael Zander. 60 000 Festmeter Windwurfschäden hat das FA Hillesheim zu vermelden. Davon entfallen auf die VG Hillesheim rund 20 000 und auf die VG Kelberg 40 000 Festmeter. "Bisher konnten rund 20 000 Festmeter aufgearbeitet und vermarktet werden", erklärt Forstamtsleiter Martin Manheller. Zur Vermeidung von Lagerschäden durch Borkenkäfer und Pilze soll die weitere Windwurf-Aufarbeitung im Umfang der Verkaufs- und Abtransportmöglichkeiten erfolgen. Die monatlichen Verkaufsmengen bestimmen das Aufarbeitungstempo."Mit den Waldbesitzern wurde eine Aufarbeitungs-Reihenfolge vereinbart, die sich am Wert des Holzes und der Gefährdung durch Borkenkäferbefall orientiert. Vorrang räumen wir dabei den Kleinprivatwaldbesitzern ein, da eine unfallfreie Aufarbeitung und eine optimale Vermarktung für den einzelnen Waldbesitzer oft nicht zu realisieren ist", erklärt Manheller.

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