Die Fülle des Lebens teilen

DAUN. Mit 60 Teilnehmern war die Beteiligung am Hungermarsch relativ gering; dennoch kamen rund 1600 Euro für zwei Projekte in Bolivien zusammen: ein Ausbildungszentrum für Mädchen und ein Berufsbildungszentrum für Straßenkinder.

Heike und Josef Schildgen betreuen die Start- und Ziel-Stempelstation am Jugendheim. Sie sind Mitglieder des Vereins "Berufe für Bolivien" und vertreten somit - neben dem Dritte-Welt-Arbeitskreis der Pfarrgemeinde und dem Weltladen Daun - eine der drei Organisationsgruppen. Von ihrer Stempelstelle aus hatten sich mittags die Teilnehmer auf die acht oder fünf Kilometer lange Strecke begeben; hier melden sie sich nun nach und nach zurück und geben ihre Spendenkarte ab. Und während die Glocken der Nikolauskirche schon auf den Abschlussgottesdienst hinweisen, treffen die jüngste und die älteste Teilnehmerin ein: Jule Thiel ist sieben Monate alt und hatte sich von ihren Großeltern Johanna und Walter Häser im Kinderwagen schieben lassen. Gertrud Paus ist 70 Jahre alt und war wie bei den bisherigen Hungermärschen wieder mit von der Partie. Stationen unterwegs waren die Kapellen im Wehrbüsch, in Gemünden und in Pützborn. "Schade, dass sich so wenig Leute beteiligt haben", finden Johanna Häser und Alfred Klas vom Dritte-Welt-Arbeitskreis. Im Abschlussgottesdienst war die Teilnehmerzahl aber kein Thema mehr. An der Seite von Dechant Ludwig Gödert stand der Salesianerpater Karl Oerder am Altar. Und Dreh- und Angelpunkt seiner Predigt war die Dankbarkeit. "Alle, die sich am Hungermarsch beteiligt haben, teilen die Fülle des Lebens mit anderen", sagte er. Er selbst sei Zeuge, dass Teilen stattfinde, erklärte er mit dem Blick auf seine 30 Jahre Arbeit als Missionsprokurator der Salesianer. "Ich war in vielen Notstandsgebieten der Erde und habe schreckliches Elend gesehen", sagt Oerder. Aber wo Probleme seien, wachse auch die Hilfsbereitschaft - "wie hier in Daun." Er versicherte, dass die finanzielle Unterstützung der Menschen in der Dritten Welt kein Tropfen auf den heißen Stein sei. "Die Veränderung und der Aufbruch haben begonnen", sagte er. Zeitgleich mit dem Gottesdienst wurde im Forum - ebenfalls für einen guten Zweck - getrommelt, geklatscht und gesungen. Dort fand ein Konzert von "SaM - Singen am Mittwoch" unter Leitung von Cheryl Onnertz statt. Stellvertretend für das Organisationsteam des Hungermarschs eilte Alfred Klas gleich nach dem Gottesdienst ins Forum, um über Verlauf und Erlös der Solidaritätsaktion zu berichten. Hatte doch "SaM" sich bereit erklärt, die Hälfte des Konzerterlöses den Projekten in Bolivien zukommen zu lassen: dem von der früheren Ulmener Ärztin Anneliese Hofer gegründeten Ausbildungszentrum für Mädchen in Cochabamba und dem von den Salesianern geführten Berufsbildungszentrum für Straßenkinder in Santa Cruz. So wird das Ergebnis des Hungermarschs - rund 1600 Euro - mit Sicherheit noch um einiges aufgestockt.

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