Die Renaissance des Klappspatens

Gerolstein · Schnupperphase: Gut fünf Wochen hat Hans-Jörg Oster, neuer Kommandeur der Gerolsteiner Fernmelder, sein Bataillon kennenlernen können. Als Erstes hat er erst einmal regelmäßig Sport befohlen - auch für die "Bürohengste" aus dem Stab.

Gerolstein. "Na ja, laufen kann ich schon. Lange und schnell", sagt Oberstleutnant Hans-Jörg Oster, neuer Kommandeur des Führungsunterstützungsbataillons 281, auf die Frage, ob er ein zäher Hund sei. Und wer sich den drahtigen 44-Jährigen anschaut, nimmt ihm das durchaus ab. Er erklärt, weshalb er auf Fitness so viel Wert legt und daher auch für den Stab zweimal pro Woche Sport verordnet: "Je fitter man ist, desto leichter fällt die Stressbewältigung." Und Stress seien die Soldaten vor allem im Auslandseinsatz oft ausgesetzt. Hinzu komme die Hitze in Ländern wie Afghanistan, das Tragen der schweren Schutzausrüstung, die Angst.
Geringer Nachholbedarf

 Ein Klappspaten, der Freund des Soldaten. TV-Foto: Mario Hübner

Ein Klappspaten, der Freund des Soldaten. TV-Foto: Mario Hübner


Bei der zunehmenden Spezialisierung seien die Grundlagen die vergangenen Jahre in den Hintergrund gerückt. "Sich im Gelände geschickt zu bewegen, eine Stellung zu bauen, sich zu verschanzen, zu schießen. Das alles wird wieder wichtig, jetzt, wo auch wir wieder angegriffen werden", sagt der Oberstleutnant. Neben dem Sportplatz werden seine Soldaten daher in nächster Zeit wieder verstärkt den Standortübungsplatz kennenlernen. Und den Klappspaten.
Ob sie denn so viel Nachholbedarf hätten? "Grundsätzlich nein. Das Bataillon ist schon gut, sowohl fachlich als auch vom Zusammenhalt und Engagement her." Aber das sei es nicht.
"Letztlich geht es darum, die Soldaten so auszubilden, dass sie bestmögliche Überlebenschancen haben. Wir sind IT-Spezialisten, aber nicht die Telekom, sondern Soldaten", sagt der Oberstleutnant, der selbst bereits fünf Einsätze auf dem Balkan hinter sich hat.
Angst, Überlebenschancen, Beschuss, Anschläge - der neue Kommandeur neigt nicht zu Beschwichtigungen, nennt die Dinge beim Namen, ist Realist. Und deswegen belässt er es zu diesem Zeitpunkt auch dabei. "Nein, ich krempele doch nicht schon nach fünf Wochen alles um, sondern schaue mich erst einmal um", sagt der 44-Jährige, der sich bereits auf die nächste Woche freut. Denn dann geht es auf den Standortübungsplatz. "Da lerne ich die Soldaten und besonders die Führungskräfte, gut kennen", sagt Oster.
In Gerolstein hat er auch bereits erste Kontakte geknüpft: mit Bürgermeister Matthias Pauly und seiner Vermieterin. Denn Oster hat das gleiche Zimmer bezogen wie sein Vorgänger Uwe Larsen.
Und da wurde ihm auch gleich das Heft zum 50-jährigen Bestehen des Bundeswehr-Standorts Gerolstein in die Hand gedrückt.
Die Frage um die Zukunft des Standorts ist, das hat der neue Kommandeur rasch gemerkt, das zentrale Thema für die Menschen des Gerolsteiner Landes. "Nicht primär, weil die Bundeswehr als wichtiger Wirtschaftsfaktor gesehen wird, sondern weil die Angst herrscht, dass die hier fest verwurzelten Soldaten aus ihrer Heimat herausgerissen werden könnten", sagt der gebürtige Mayener, der selbst schon viel herumgekommen ist, aber seine kanadische Frau in Cochem kennenlernt hat. "Meine und ihre Mutter waren befreundet", sagt Oster, lacht laut und fügt hinzu: "Das ist fast wie in der Bravo."
Selbst wohnt er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern (sechs und neun Jahre) bei Mechernich. Und dort will der gelernte Elektriker, studierte Elektrotechniker und Hobby-Schreiner in diesem Jahr auch mit dem Bau eines Eigenheims beginnen. Und dabei selbst Hand anlegen. "Die Elektrik und das Dach mache ich selbst", sagt er. Auch dafür ist eine gute Fitness nicht von Nachteil.

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