Drei Fragen an Hilfe für Betroffene und deren Angehörige

In einem Kooperationsprojekt des Caritasverbandes Westeifel und des Katharinenstifts Hillesheim werden an jedem zweiten Donnerstagnachmittag demenzkranke Menschen betreut.

 Anneliese Grewen (links) arbeitet mit Demenzkranken - hier im Katharinenstift in Hillesheim. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Anneliese Grewen (links) arbeitet mit Demenzkranken - hier im Katharinenstift in Hillesheim. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Hillesheim. Die vier Frauen und die beiden Männer, die an diesem Nachmittag die "Kaffeemühle" besuchen, haben eben ein Hefeteigstück durchgeknetet und formen nun einen Weckmann. Sie drücken Rosinen in den Teig, bestreichen das Gebäck mit Eigelb und legen dem Weckmann eine Tonpfeife in den Arm. Elfriede Mierlita - Betreuerin im Katharinenstift - trägt die Backbleche mit den Weckmännern in die Küche; die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Khin Babendererde (Hillesheim) und Anneliese Grewen (Lissendorf) verwandeln den Arbeitstisch in eine Kaffeetafel.

Besucher und Betreuer singen Martinslieder, und Elfriede Mierlita erzählt die Legende des Heiligen. Margit Junk, Leiterin der "Kaffeemühle" und Demenzfachkraft des Caritasverbandes Westeifel, erläutert die Idee, die hinter der Bezeichnung "anerkanntes niedrigschwelliges Betreuungsangebot nach dem Pflegeversicherungsergänzungsgesetz" steht: "Es ist ein Hilfe- und Unterstützungsangebot für Betroffene und ihre Angehörigen." Die Besucher erleben Abwechslung vom häufig einsamen Alltag, sie knüpfen neue Kontakte oder frischen alte Bekanntschaften auf. "Verloren geglaubte Fähigkeiten werden wieder neu entdeckt", erklärt Junk und erzählt von Treffen, bei denen Kränze gebunden, Gerichte nach alten Rezepten gekocht oder Kuchen gebacken werden. Die Feinmotorik, die Beweglichkeit und das Gedächtnis werden spielerisch trainiert.

"Abfragetechniken sind allerdings tabu", sagt die Demenzfachkraft. Denn sie machten die von Vergesslichkeit betroffenen Menschen nur unsicher und unglücklich. Die Besucher der "Kaffeemühle" stehen eher am Anfang der Demenz. "Gerade in dieser Phase ist eine intensive Beschäftigung hilfreich und wertvoll", sagt Junk. Die Angehörigen nutzten die Zeit, um in Ruhe etwas zu erledigen oder einfach mal auszuspannen.

Die Betreuungsgruppe in dem Hillesheimer Seniorenhaus ist eine von vier im Landkreis Vulkaneifel. Im September 2008 hatte der Caritasverband die erste "Kaffeemühle" im Mehrgenerationenhaus Gerolstein in Kooperation mit dem "Maternusstift" ins Leben gerufen (der TV berichtete). Zudem gibt es seit Kurzem Demenzgruppen des Caritasverbandes Westeifel in Daun (im Regina-Protmann-Haus) und in Kelberg (im Regina-Protmann-Stift). Betreut werden die Besucher von Demenzfachkräften, von Mitarbeitern des Kooperationspartners und von Ehrenamtlichen wie Khin Babendererde und Anneliese Grewen, die sich in der Hillesheimer "Kaffeemühle" mit Christel Bartlick (Rockeskyll) und Karin Engelmann (Berndorf) abwechseln. Anneliese Grewen (63), ehrenamtliche Mitarbeiterin der Betreuungsgruppen "Kaffeemühle", im Gespräch mit dem TV:

Wie kam es dazu, dass Sie sich ehrenamtlich in den Betreuungsgruppen für demenzkranke Menschen engagieren?

Grewen: Auf der Suche nach einer neuen Aufgabe entdeckte ich in der Zeitung einen Bericht über die "Kaffeemühle" in Gerolstein, bei der Mitarbeiter gesucht wurden. Ich dachte sofort, dass das wahrscheinlich das Richtige für mich sei und habe angerufen.

Wie sieht Ihre Arbeit aus?

Grewen: Zunächst habe ich eine Schulung absolviert. Seit Juni 2009 arbeite ich in der Betreuungsgruppe Gerolstein mit, seit der Gründung der Hillesheimer Gruppe auch dort. Ich bin jede Woche einen Nachmittag im Einsatz. Die Arbeit richtet sich nach den Fähigkeiten und Wünschen der Besucher. Auf dem Programm stehen Biografiearbeit, Gymnastik, Kochen, Backen, handwerkliche Aktivitäten und Gedächtnistraining.

Was bedeutet Ihnen die Mitarbeit in den "Kaffeemühlen"?

Grewen: Ich habe eine interessante und vielfältige Aufgabe. Die Besucher und Angehörigen sind sehr dankbar. Bei den Treffen wird viel gelacht. Wir sind ein gutes Team.Extra Das Angebot der "Kaffeemühle" in Hillesheim richtet sich an Menschen mit Demenz, die im Katharinenstift oder in den Verbandsgemeinden Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll leben. An der Finanzierung sind das Land Rheinland-Pfalz, die Pflegekasse und der Landkreis Vulkaneifel beteiligt. Der Eigenanteil von 20 Euro pro Treffen ist bei anerkanntem erhöhten Betreuungsaufwand über die Pflegeversicherung rückfinanzierbar. Bei Bedarf werden die Besucher im Umkreis von 20 Kilometern zu Hause abgeholt (Kosten: 5 Euro). Zurzeit sind in der Hillesheimer und Gerolsteiner Gruppe Plätze frei. Informationen: Margit Junk, Telefon 0172/6655441, E-Mail: m.junk@gerolstein.caritas-westeifel.de. (bb)Spenden Der Caritasverband Westeifel sammelt über die TV-Initiative "Meine Hilfe zählt" Spenden für einen behindertengerechten Kleinbus für die demenzkranken Besucher der Betreuungsgruppen "Kaffeemühle" im Landkreis Vulkaneifel. www.volksfreund.de/projekte/detail/index.html?projekt=4795

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