Ein beispielhaftes Stück Völkerverständigung

Daun · Der 1963 ins Leben gerufene Jugendaustausch zwischen dem Turn- und Sportverein (TuS) Daun und dem Aylesbury Methodist Youth Club ist der am längsten bestehende Austausch zwischen Vereinen in Deutschland und Großbritannien nach 1945. Das Jubiläum wurde in der Eifeler Kreisstadt gefeiert.

Daun. Dass der Union Jack, die Flagge Großbritanniens, im Dauner Forum "gehisst" wird, kommt nicht so häufig vor, und wenn, dann muss es schon einen besonderen Anlass geben. Wie am Samstag: In der Dauner Stadthalle wurde das 50-jährige Bestehen des Jugendaustauschs zwischen dem TuS Daun und dem Methodist Youth Club aus Aylesbury gefeiert. Jugendaustausche gibt es viele, aber der zwischen dem Sportverein aus der Eifeler Kreisstadt und dem 65 000-Einwohner-Ort in der Grafschaft Buckinghamshire nahe Oxford ist etwas Besonderes: Er ist nachgewiesen der am längsten bestehende zwischen Vereinen in Deutschland und Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Zu den Wegbereitern der Partnerschaft gehört Michael Klassmann, der langjährige Vorsitzende des TuS. Der 88-Jährige erinnert sich noch, dass es 1963 keinesfalls selbstverständlich war, freundschaftliche Bande zwischen England und Deutschland zu knüpfen. 18 Jahre nach dem Ende des Krieges hätten viele Engländer noch Vorbehalte gehabt. So war die Unterbringung in Familien, was später die Regel war und bis heute ist, am Anfang damals noch nicht möglich. Für Klassmann ist die Feier im Forum ein besonderer Abend: "Ich hätte mir 1963 nicht träumen lassen, dass dieser Austausch 50 Jahre bestehen würde."
Nun ist er ein halbes Jahrhundert alt, der Jugendaustausch zwischen dem TuS und dem Aylesbury Methodist Youth Club, und an diesem Abend werden natürlich viele Erinnerungen wach. Sei es beim Wiedertreffen ehemaliger Austauschteilnehmer, sei es beim Betrachten der großen Fotoausstellung, die Johanna Häser und ihr Team zusammengestellt haben, sei es beim (viel genutzten) Blick in die Fotoalben, die von deutscher und englischer Seite mitgebracht worden sind.
Ein weiteres "Urgestein" der Partnerschaft, Gottfried Willems, nimmt die Gäste mit auf eine (auch musikalische) Zeitreise. Erinnert an 1963, als nicht der Austausch begründet wurde, sondern die Beatles noch am Anfang ihrer steilen Karriere standen, Konrad Adenauer in seinem letzten Amtsjahr als Bundeskanzler war und der große Postraub in England weltweit für Aufsehen sorgte.

Wasserschlacht mit Folgen



Der 65-Jährige, der einige Jahre auf Dauner Seite den Austausch organisierte und an der Vorbereitung der Jubiläumsfeier beteiligt war, schlägt den Bogen bis zur Gegenwart und streut immer wieder Anekdoten ein. So erinnert er an zwei "Wasserschlachten" zwischen Engländern und Deutschen auf einem Teich in Oxford, die zur Folge hatten, dass die Beteiligten eine lebenslange Sperre für die Nutzung der Gewässer in der berühmten Universitätsstadt aufgebrummt bekamen.
Viele Familien aus Daun und Umgebung haben mit ihren Kindern und Jugendlichen am Austausch teilgenommen und danach viele Kontakte dauerhaft gepflegt. Zusammengenommen waren es um die 2000 Teilnehmer aus England und Deutschland in den vergangenen 50 Jahren.
Delegation aus 35 Mann



Dass eine so lange bestehende Partnerschaft keine Selbstverständlichkeit ist, wird in allen Reden hervorgehoben, vom TuS-Vorsitzenden Frank Wieber (in Englisch), vom Dauner Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen, der Kreisbeigeordneten Astrid Schmitt (in Englisch) und Peter Green (teilweise in Deutsch), Leiter der 35-köpfigen Delegation. Diese war bereits am Mittwoch angereist und hat am Sonntag die Rückreise angetreten.
Häufig ist an diesem Abend zu hören "We can be really proud", also der Stolz darauf, eine Partnerschaft über einen solch langen Zeitraum kontinuierlich aufrechterhalten zu haben.
Das war möglich durch das Engagement vieler Helfer auf beiden Seiten, die sich entweder um die Organisation kümmerten und/oder sich als Gastfamilien beteiligten. Der Wunsch wohl aller: "Another 50 years", weitere 50 Jahre, für diesen außergewöhnlichen Austausch.

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