Vierbeiniges Frühwarnsystem
GEROLSTEIN/MÜRLENBACH. Blindenhunde und Polizeispürhunde kennt praktisch jeder. Weniger bekannt sind hingegen Begleithunde für Behinderte oder ältere Menschen. Sie helfen auf vielfältige Weise: beim Ausziehen der Kleidung, im Haushalt, im Alltag – manche sogar als "Therapeut", aber alle als liebevoller Freund und Seelentröster.
Hunde werden von der Kynos-Stiftung als helfende Begleiter ausgebildet: Trainerinnen Petra Behrens (im Rollstuhl) und Astrid Ledwina zeigen den Schülern, dass Begleithund "Jasper" beim Ausziehen von Socken helfen kann. Er kann auch Schuhe aufschnüren oder die Waschmaschine ausräumen. Foto: Gabi Vogelsberg
Die Schüler der Regionalen Schule in Gerolstein sind begeistert. "So was habe ich noch nie gesehen. Das konnte ich mir vorher gar nicht vorstellen", sagt Sergej Cikodajef nach der Vorführung der Kynos-Stiftung, die mit "Service-Hunden" Menschen hilft. Der 14-Jährige durfte sich, mit verbundenen Augen, von einem Blindenhund führen lassen. "Ein komisches Gefühl", meint er hinterher. Marilena Marx wagt auch mit Kurzhaar-Collie "Roxana" den Test. Die Achtjährige sagt: "Es war ein tolles Erlebnis. Oft sehe ich einen blinden Mann in der Stadt. Jetzt weiß ich viel besser, wie wichtig für ihn der Hund ist."Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Helga Fleig, die gemeinsam mit ihrem (2001 verstorbenen) Ehemann Dieter Fleig 1998 die Kynos-Stiftung gegründet hat, erzählt den Schülern von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Erstaunlich, wobei Hunde Menschen helfen können. Trainerin Petra Behrens setzt sich in einen Rollstuhl. Labrador "Jasper" hilft ihr beim Ausziehen der Schuhe, Socken und dem Pullover. "Er hebt auch runter gefallene Sachen auf. Auch so kleine Dinge wie Büroklammern", berichtet Ausbilderin Astrid Ledwina. Auch bei ganz alltäglichen Sachen wie dem Öffnen und Schließen der Türen (dafür werden an die Klinken Kordeln gehängt), Lichtschalter betätigen, klingelnde Telefone holen oder gar beim Ausräumen der Waschmaschine, helfen die "Service-Hunde" Menschen mit Handicap. Fleig berichtet von zwei Fällen, wo die sensitiven und emotionalen Fähigkeiten der Tiere im Vordergrund stehen. Einem Mann, der Epileptiker ist, kündigt ein von der Stiftung ausgebildeter Hund eine halbe Stunde vorher den nächsten Epilepsie-Anfall an. "So kann er dann die passenden Medikamente nehmen. Würde er die nämlich ständig nehmen, fühlte er sich immer dusselig", erklärt Fleig. Sie berichtet den Schülern, dass Tiere ja auch Erdbeben eher spüren als Menschen sie wahrnehmen können. Warteliste von drei Jahren
Ein anderer Fall: Eine Autistin habe ihre Eltern 23 Jahre lang keine Nacht durchschlafen lassen, sei oft sehr aggressiv gewesen. "Seit sie sich mit ihrem Begleithund angefreundet ist, schläft sie nachts und ist weniger aggressiv", sagt Fleig. Die Ausbildung eines "Service-Hundes" kostet "weit mehr als 15 000 Euro". Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Deshalb hat Fleig zusätzlich zur Stiftung einen Förderverein gegründet. "Wir haben eine Warteliste von drei Jahren. Das ist sehr traurig, aber es fehlen Sponsoren", erklärt die Vorsitzende. Bisher wurden in der Kynos-Stiftung-Ausbildungsstation in Rostock-Markgrafenheide 20 Hunde ausgebildet. Die Stiftung mit Sitz in Mürlenbach habe ein geeignetes Areal mit einem Hotel für Behinderte in der Nähe gesucht. "So sind wir eben da gelandet und es funktioniert super", meint Fleig. Förderverein der Kynos Stiftung "Hunde helfen Menschen", Am Remelsbach 30, 54570 Mürlenbach, Telefon 06594/961051, Fax 06594/452, E-Mail: info@kynos-stiftung.de Ausbildungsstation für Service-Hunde: Warnemünder Straße 11 a, 18146 Rostock Markgrafenheide, Telefon 0381/669530, Fax -32, e-mail: kynos-stiftung.Rostock@gmx.de. Alle Infos auf der Internetseite www.kynos-stiftung.de
