Fälle von 3,60 Euro Stundenlohn gibt es auch in der Region Trier

Trier · 1800 "Aufstocker" zählt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in der Region Trier, Menschen, die nicht von ihrer Arbeit allein leben können. Mit Hartz IV kommen sie zumindest aufs Maß der Grundsicherung. Hinzu kommt eine Zahl von Beschäftigten in dubiosen Kleinst- und Minijobs, die sich arbeitsrechtlich auf schwierigem Terrain befinden. Zwei Fälle, die beim DGB aufgelaufen sind.

Trier. Wenn Mathilde R. am Monatsende auf dem Konto ihre 400 Euro aus dem Mini-Job anschaut, dann kommen ihr manchmal Tränen in die Augen, die Wut steigt in ihr auf. Denn jeder Euro davon ist mühsam und sauer verdient. Vertraglich ist vereinbart, dass Mathilde R. monatlich 60 Stunden für einen Gebäudereiniger in der Region Trier als Fachkraft Arztpraxen putzt, Büros reinigt und Papierkörbe leert. Doch am Monatsende kommen meistens mehr als 100 Stunden zusammen. Ein harter Job für die 53-Jährige. Ursprünglich war vereinbart, dass R. einen finanziellen Ausgleich für Mehrarbeit bekommt. Doch als Mathilde R. ihren Chef nach zwei Monaten im Betrieb auf den vereinbarten Ausgleich hin anspricht, weist der sie darauf hin, dass sie ja mit ihm im Boot sitze und den "Betrug" über die 400 Euro hinaus per Arbeitsvertrag quasi mittoleriere.
R. hat keine Wahl, denn sie ist auf den Job angewiesen, hat kein eigenes Auto, um sich nach Alternativen umzuschauen - und vor allem hat sie kein Geld, um arbeitsrechtlich dagegen vorzugehen. Heißt: Sie beißt in den sauren Apfel und kassiert - wenn es gut läuft - einen Stundenlohn von etwa 6,70 Euro; wenn es schlecht läuft, kommt sie auf nicht mehr als 3,60 Euro je Stunde. Auch Heiko S. hat sich vertraglich verstrickt, in seinem Fall geht es um seine Anstellung bei einer Leiharbeitsfirma an der Mosel. Mit Anfang 20 ist er meistens als Produktionshelfer im Dienst, kommt aber entsprechend seinem wechselnden Einsatz bei vor allem kleineren Betrieben monatlich selten auf mehr als 800 Euro brutto. Wohnte er nicht noch bei seinen Eltern, könnte er sich nicht mal selbst über Wasser halten. Derzeit mag er gar nicht gern in die Zukunft schauen, denn so kann er auch keine Familie gründen.
"Dies sind alles Fälle aus der Region, die bei uns aufgelaufen sind, nicht irgendwo aus Ostdeutschland", sagt Christian Z. Schmitz, DGB-Geschäftsführer Region Trier. Dabei seien der Gewerkschaft häufig die Hände gebunden, vor Ort einzugreifen. Die Betroffenen hätten häufig Angst, ihren Job zu verlieren und kein Geld, gegen ihren Arbeitgeber zu klagen. Von daher sei arbeitsrechtlich kaum etwas zu machen. Vor allem in der Trierer Gastronomie sei das Phänomen der Lohnspirale nach unten zu beobachten: "Dort, wo ohnehin schon wenig bezahlt wird, wird der Lohn noch unterboten. Denn es gibt genügend Studierende, die diese Jobs übernehmen und froh über jeden Cent sind."

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