"Jetzt erst recht"

TRIER/WITTLICH. Für Wilfried Heister war es sicher der schwerste Tag in seinem Leben: Gestern um 10 Uhr stellte der Chef der Unternehmensgruppe Heister für die Mehrzahl seiner Autohäuser Insolvenzantrag. Insgesamt 530 Mitarbeiter sind betroffen - es ist der größte Insolvenzfall in der Region Trier (der TV berichtete).

Am Tag X für die Firmengruppe Heister ist von Depression nichts zu merken. Die Mitarbeiter scheinen die Situation mit einer "Jetzt-erst-recht-Haltung" zu begegnen. "Wir machen hier um halb acht morgens den ersten Witz. Das war auch heute so." Unter den Mitarbeitern des Autohauses AHS Opel in der Ruwerer Straße in Trier war nach dem Insolvenzantrag der Unternehmensgruppe Heister, zu der das Autohaus gehört, zwar eine leicht getrübte Stimmung zu spüren - dennoch blickten die Beschäftigten nach vorne. "Wenn so etwas bekannt wird, ist man schon geschockt", sagt ein Trierer Mitarbeiter. "Aber wir haben das Personal und das Potenzial, um den Laden am Laufen zu halten." Sein Kollege ist der gleichen Meinung: "Wir werden alles versuchen, damit es weitergeht. Die Kunden kennen uns und wissen, was sie an uns haben. Das wird auch weiter so sein." Was allerdings in ein paar Wochen sein wird, wollten die Mitarbeiter noch nicht bewerten. "Fragen sie uns in zwei Wochen wieder. Im Moment wissen wir nicht, was der Insolvenzverwalter verlangt. Aber von unserer Seite aus werden wir alles tun, damit der Laden läuft." Auch beim Autohaus am Verteiler AHG in Trier gehen die Geschäfte ihren gewohnten Gang: Ständig betreten Kunden den Ausstellungsraum oder die Werkstatt, das Telefon klingelt fast pausenlos. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter für zwei Wittlicher Unternehmen der Gruppe (dort stellte Heister nachmittags Insolvenzantrag) und der in Trier verwalteten Unternehmen (dazu gehören neben den Trierer Häusern auch die saarländischen und pfälzischen Heister-Firmen) wurde Thomas B. Schmidt von der Trierer Kanzlei König-Rechtsanwälte bestimmt. Heute stellt die Heister-Gruppe für die Bitburger Unternehmen beim dortigen Amtsgericht Insolvenzantrag. Schmidt sieht seine Aufgabe als Insolvenzverwalter im Erhalt von Arbeitsplätzen und in der Sanierung. "Eine Insolvenz ist immer eine Chance, wenn die Mitarbeiter mitziehen, die Kunden gut betreut werden und die Banken mitspielen", sagte Schmidt dem TV. Jetzt gelte es, sich einen Überblick zu verschaffen. Verhandlungen mit den Banken zur Finanzierung des Ausfallgelds seien anberaumt, "so dass die Mitarbeiter ihr Dezembergehalt wahrscheinlich Anfang Januar bekommen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort