Skandal bei der Koblenzer Industrie- und Handelskammer

Koblenz · Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz schlagen nach dem Rücktritt des Hauptgeschäftsführers Hans-Jürgen Podzun und den Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue hohe Wellen. Nun gibt es zudem den Verdacht, die Wahlen zur Vollversammlung seien manipuliert worden. Die Wirtschaftsjunioren fordern deshalb Neuwahlen.

(hw) Die Wirtschaftskammern in Rheinland-Pfalz mussten in den vergangenen Jahren manchen Skandal überstehen. Der Subventionsskandal beim Umweltzentrum der Handwerkskammer Trier kostete das Führungsduo Hans-Hermann Kocks (Hauptgeschäftsführer) und seinen Stellvertreter Josef Adams den Job. Kürzlich sorgten Ungereimtheiten beim gemeinsamen EIC von IHK Trier und HWK wieder für Schlagzeilen.

Doch angesichts der Turbulenzen, in denen sich gerade die IHK Koblenz befindet, scheint dies noch relativ ruhig verlaufen zu sein. Dort richten sich die Vorwürfe vor allem gegen den ehemaligen Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Podzun.

Die Rheinzeitung in Koblenz zitiert aus einem Berichtsentwurf der Wirtschaftsprüfer von RölfsPartner (Köln). Nach ihrer Sonderuntersuchung in der IHK Koblenz listen sie auf 37 Seiten zahlreiche Details auf, die für die Ermittlungen in Sachen Untreue relevant sind. So wird Podzun etwa vorgeworfen, bei externen Auftragsvergaben keine Vergleichsangebote eingeholt zu haben, der Ex-Hauptgeschäftsführer soll angeblich seinen Dienstwagen mit Fahrer für private Fahrten und Dienstleistungen eingesetzt haben. Zwar durfte Podzun wohl seinen Dienst-PKW auch privat nutzen, doch die Wirtschaftsprüfer hätten keinen Hinweis gefunden, der es ihm erlaubte, den bei der IHK angestellten Fahrer dafür in Anspruch zu nehmen. Die Vorwurfsliste führt zudem Unregelmäßigkeiten bei der Reisekostenabrechnung an und Kosten für eine Geburtstagsfeier. In diesen Fällen sollen Podzun und seine Frau inzwischen strittige Kosten beglichen haben.

In dieser Woche nun ging die IHK Koblenz mit einem weiteren Verdacht an die Öffentlichkeit. Demnach gibt es Vorwürfe, die Wahl zur Vollversammlung der IHK Koblenz im November könnte manipuliert worden sein. Bei der Wahl zum Koblenzer Kammerparlament gab es einige Überraschungen: Mehrere Mitglieder des Präsidiums der IHK verloren ihren Sitz im Gremium, darunter auch IHK-Präsident Manfred Sattler.

Die Wirtschaftsjunioren - ein Verband von 1500 Jungunternehmern bis 40 Jahre - fordern nun Neuwahlen. "Nur dies kann den Verdacht einer mangelnden Legitimation ausräumen", argumentieren sie. Die Frist für einen Widerspruch läuft am 7. Februar aus.

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