Winzer dürfen in Steillagen auf automatischen Helfer hoffen

Bernkastel-Kues · In vielen steilen Weinbergen an der Mosel können die Winzer nur per Hand ernten. Das ist teuer und kostet Zeit. Ein neuer Steillagen-Vollernter könnte die Arbeit leichter machen. Die Entwicklung ist auf einem guten Weg.

Bernkastel-Kues. Winzer in Rheinland-Pfalz setzen große Hoffnungen in eine neu entwickelte Erntemaschine für steile Weinberge. Der sogenannte Steillagen-Vollernter habe sich in einer Testphase im vergangenen Herbst bewährt. "Wir gehen davon aus, dass sich mit seinem Einsatz die Erntekosten halbieren lassen", sagte der Leiter Weinbau und Önologie im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, Gerhard Scholten, in Bernkastel-Kues.
Mit dem Raupenschlepper, an dem ein flexibler Erntekopf angebracht ist, brauche man viel weniger Zeit und Personal als bei einer Lese per Hand, sagte Scholten. Im Frühjahr solle mit der Herstellerfirma Hoffmann aus Piesport noch ein Forschungsprojekt auf den Weg gebracht werden. Und zwar um eine Reinigungseinheit zu entwickeln, die auf einem oben an der Rebzeile stehenden Hänger angebracht werde.
Diese könnte die Trauben direkt nach der Ernte von Blättern und Stielen befreien. "So wird die Qualität noch erhöht", sagte Scholten. Es gebe bei den Winzern großes Interesse an der neuen Maschine, die laut Hersteller in bis zu 75 Prozent Steigung eingesetzt werden kann.
Die Entwicklung des neuen Vollernters ist vom Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung mit rund 192 000 Euro gefördert worden. 2007 gab es an der Mosel bereits einen ähnlichen Versuch. Das Projekt musste jedoch wegen technischer Schwierigkeiten eingestellt werden. Das Modell war zu schwer und zu schwerfällig. "Es hat lange gedauert, aber jetzt sind wir auf einem guten Weg", sagte Scholten. Wann der neue Vollernter in Serie gehen könnte, sei noch offen.
Es gibt aber noch einen anderen Anbieter. Der Winzer und Lohnunternehmer Carsten Müller aus Burg (Verbandsgemeinde Traben-Trarbach) hat in seiner Garage eine Vollerntemaschine entwickelt und im Herbst 2014 mit guten Ergebnissen im Dauereinsatz gehabt (der TV berichtete). Matthias Porten, Maschinenexperte beim DLR, stellte beim Moselweinbautag in Bernkastel-Kues beide Modelle vor. Es gebe noch Schwächen, beispielsweise noch zu viel Traubenverlust. Auch die Zeitabläufe müssen noch optimiert werden.
"Beide Hersteller leisten aber Pionierarbeit", lobte Porten. "Wir sind dankbar, dass es Maschinen gibt. Auf Dauer geht es nicht ohne sie", sagte Walter Clüsserath, Vorsitzender des Kreisbauern- und Winzerverbandes Trier-Saarburg.
Die Mosel ist das weltweit größte zusammenhängende Steillagen-Weinanbaugebiet: Rund 5000 von 9000 Hektar Rebfläche gehören zu Steillagen, haben also eine Steigung von mehr als 30 Prozent. cb/dpa

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