Die Gemüsehobel aus der Eifel und ihre Beziehung zur Russlandpolitik

Landscheid · Russland, Putin, Ukraine, Eifel, Landscheid, Gemüsehobel: Die sogenannte Globalisierung bildet viele Verbindungen und Abhängigkeiten. Das wird am Landscheider Unternehmen Börner deutlich. Es spürt Auswirkungen des Krisenherdes im Osten und droht mit Betriebs-Verlagerungen nach Russland.

Landscheid. Aktuell plant die EU-Kommission mehr Sanktionen gegen Russland, um den Druck auf Russland im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise zu verstärken. Bis Ende der Woche will die Europäische Union (EU) entscheiden, wie die Sanktionen verschärft werden, heißt es. Das betrifft nicht nur Rüstungskonzerne, Hightech-Exporteure oder Bauern, die Kundschaft im Osten haben. Aktuell nimmt ein Eifeler Traditionsbetrieb zur Krise Stellung, an dessen Produkte der Laie in diesem Zusammenhang nicht denken würde: Gemüsehobel.Verlagerung der Produktion?


Es geht um die Firma Börner in Landscheid, die Küchenhelfer in alle Welt verkauft. Auch Russland und die Ukraine sind attraktive Märkte für den Eifeler Betrieb. "Damit ist Börner jedoch zugleich plötzlich mit einem politischen Krisenherd konfrontiert und als exportorientiertes Unternehmen mit den Sanktionen, die den jahrzehntelang konstruktiven Warenaustausch zwischen der EU und Russland nun gefährden", heißt es in einer Presseerklärung, in der auch Geschäftsführer Wolfgang Elsen zitiert wird: "Wir können und wollen es nicht hinnehmen, den russischen Markt zu verlieren. Dazu ist er viel zu wichtig." Man habe bereits in den 1990er Jahren eine kleine Produktion in Russland aufgebaut. Falls "die Politiker eben zu keiner Lösung kommen", müsse man "darüber nachdenken, die Produktion nach Russland zu verlagern. Das heißt nicht, dass wir hier die Zelte abbrechen wollten. Aber das heißt, dass wir im Fall der Fälle nicht mehr den vollen Fertigungsumfang in der Eifel belassen könnten".
In der Pressemitteilung heißt es weiter, diese Entscheidung sei auch - bei weiterer Verschärfung des politischen Konfliktes - auf lange Sicht notwendig. "Denn wenn das so weitergeht, werden sich die Russen nachhaltig nach China als Erzeugerland orientieren und die europäischen oder deutschen Hersteller und Lieferanten gegen ostasiatische eintauschen. Das können wir nicht riskieren, wenn wir nicht den Bestand unseres Unternehmens riskieren wollen, denn das würde uns dauerhaft von den wichtigsten Wachstumsmärkten verdrängen", so Elsen.
Seine Firma hat ein Zeichen gesetzt: Der erste "Börner Innovation Leadership Award" wurde an die russische Vertriebsexpertin Alla Mishina verliehen. Das sei auch ein Signal, dass man die Märkte mit "mehr als 350 Millionen Kunden von Börner East" weiter pflegen wolle. Erschwert werde das auch dadurch, dass der Rubel stark an Wert im Vergleich zum Euro verloren habe. Das mache europäische Waren teuer. Dazu wird die Börner-Preisträgerin zitiert: "Die russischen Verbraucher können sich 20 Prozent weniger leisten, aber die ukrainischen sogar 90 Prozent weniger im Vergleich zu Vorkrisenzeiten."Extra

Der im Juli verstorbene Unternehmer Jürgen Börner führte über drei Jahrzehnte den Hersteller von Küchenhelfern wie dem bekannten Börner-Hobel. Das Unternehmen wurde 1956 von seinem Vater Alfred Börner gegründet. Begonnen hat alles mit einem Zwiebelschneider aus Holz mit Metallklingen. Seit 1959 wurde mit elf Beschäftigten in Krälingen (Verbandsgemeinde Altenahr) produziert - alles in Handarbeit. 1961 zog Börner nach Dudeldorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) um. Die ersten Gemüseschneider aus Kunststoff wurden entwickelt. 1966 wurde der erste V-Hobel patentiert, das Markenzeichen von Börner. 1976 zog Börner auf das 32 000 Quadratmeter große Gelände in Niederkail. Mit 100 Mitarbeitern wurde die Firma ein wichtiger Arbeitgeber in der Eifel. 1989 exportiert Börner in 50 Länder. Seit 2012 ist Wolfgang Elsen Geschäftsführer. Die Produkte werden weltweit in 600 Läden verkauft.red/sos

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