Vom Ministranten zum Professor

Wittlich · Der Vortrag des in Wittlich geborenen Kernphysikers Jochen Wambach gab Einblicke in die Ergebnisse seines Forschungsteams und erzählte, wie Forschungen in der Kernphysik Menschen heilen können. Schulfreunde waren ebenso unter den Besuchern wie an Physik interessierte Menschen.

Rund 100 Wittlicher waren ins Casino gekommen, um zu erfahren, "was die Welt im Innersten zusammenhält". Das Zitat aus Goethes Faust war von Professor Jochen Wambach für den Wittlicher Vortrag gewählt worden, um zu verdeutlichen, dass Kernphysik weit mehr ist als nur das Thema Atomreaktor.

Diesmal wurde im Casino im Rahmen der Vortragreihe "Erfolgreiche Wittlicher" wenig über Jugenderinnerungen gesprochen, auch wenn viele Mitschüler und Jahrgangsfreunde des 1950 geborenen Physikers sowie eine Reihe von Verwandten gekommen waren. Zwar betonte der an der Technischen Universität Darmstadt forschende Professor zu Beginn seines Vortrages: "Ich bin ein Ur-Wittlicher", zudem habe er als Ministrant in St. Bernhard gewirkt. Aber dann ging es wissenschaftlich weiter mit Erläuterungen zu Teilchenbeschleunigern, ultrarelativistischen Schwerionen, dem Periodensystem der Elemente und vielem mehr. Die meisten Zuhörer hatten mitunter Schwierigkeiten, den Ausführungen zu folgen, wie in Gesprächen nach Vortragsende zu hören war.

Erkenntnisse, die das Leben mitgestalten



Anders sah das bei einer Gruppe Schüler aus einem Physikkurs des Cusanus-Gymnasiums aus, für die Neutronen und Protonen Bestandteil des Unterrichts sind.

Die aktuellste Mitteilung Wambachs kam allerdings bei allen Zuhörern an: Das Darmstädter Forschungsteam hat mit seinen Teilchenbeschleunigern eine neuartige Tumortherapie ermöglicht. Schwer zugängliche Tumore hinter dem Auge sowie im Hirnstamm werden seit Kurzem beim Krebsforschungszentrum Heidelberg mit Kohlenstoffatomen bestrahlt, wodurch eine enorm hohe Heilungsquote erzielt wird. Im Gegensatz zu Röntengstrahlen werde keinerlei gesundes Gewebe zerstört. Auf die Frage "Sehen Sie durch die Kernphysik eine Lösung unserer Energieprobleme?", antwortete Wambach diplomatisch: "Meiner Meinung nach brauchen wir wegen anwachsendem Weltenergiebedarf jede Energieressource in allen Formen." Die fossilen Energien gingen zur Neige, die Sonnenenergie bleibe. Die Fusionsenergie der Kernphysik sei ähnlich aufgebaut wie die Energiererzeugung der Sonne. Wambach bezeichnete sich abschließend als Theoretiker. Die Zuhörer aber hatten erkannt, dass seine Arbeit Praxisbezug hat, weil er durch seine Experimente neue Erkenntnisse gewinnt, die das menschliche Leben mitgestalten.

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