Zivildienst vor dem Aus

Trier · Die Diskussion über eine freiwillige Wehrpflicht wirft auch die Frage nach der Zukunft des Zivildienstes auf. „Ohne Wehrpflicht kein Zivildienst“, sind sich Experten einig und fordern die Politik auf, den freiwilligen Dienst als Ersatz aufzuwerten.

(hw/fcg) Die jetzige Wehrpflicht könnte bald der Vergangenheit angehören. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat Pläne, die Wehrpflicht praktisch auszusetzen und durch eine Art freiwilligen Wehrdienst zu ersetzen. „Das ist das Aus für den Zivildienst“, sagt Jürgen Etzel, stellvertretender Geschäftsführer des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Trier. Peter Nilles, als Zivildienst-Seelsorger beim Bistum Trier, sieht nur eine Chance, das entstehende Vakuum zu füllen, wenn die freiwilligen Dienste deutliche aufgewertet werden.

Rund 550 Zivis beschäftigt das Bistum Trier, also in der Region Trier, im Saarland und im Raum Koblenz. In der Region sind derzeit 329 junge Menschen in den sozialen Einrichtungen aktiv, pflegen und betreuen ältere oder kranke Menschen, leisten Fahrdienste, sind im Rettungsdienst oder bei Versorgungsstellen. Im Schnitt arbeiten 2010 bundesweit rund 63000 junge Menschen im Zivildienst.

Damit diese Einrichtungen nicht zusammenbrechen, müsse eine Kultur der selbstverständlichen Freiwilligkeit gefördert werden, sagte der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Jens Kreuter. Er befürchtet, die Tätigkeitsbereiche würden sich verschieben, unbeliebte Stellen würden nicht mehr so häufig angenommen.

Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) setzt sich für den Erhalt einer mindestens neunmonatigen Wehrpflicht ein. Fielen sie und der Zivildienst weg, „stellt das viele soziale Einrichtungen vor unlösbare Probleme“. Beck plädiert für ein „Anreizsystem“ bei den freiwilligen Diensten. <EP>Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) sagt, dass „eine große Lücke bei den sozialen Diensten entsteht.“ Falle der Zivildienst weg, müsse der Bund die Ersparnisse – er fördert die Stellen zu zwei Dritteln, ein Drittel zahlen die Träger – in die Entwicklung der freiwilligen Dienste investieren.

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