Bauermann - Basketball-Trainer mit Leib und Seele

Siauliai (dpa) · Er ist neben Dirk Nowitzki das bekannteste Gesicht des deutschen Basketballs. Neun Meisterschaften und Erfolge mit dem Nationalteam haben Dirk Bauermann berühmt gemacht. Doch satt ist der 53-Jährige noch lange nicht.

Dirk Bauermann ist in seinem Element. Mit einer Trillerpfeife um den Hals steht der Bundestrainer in der schmucken Siauliu Arena an der Seitenlinie und dirigiert seine Basketballer. Immer wieder unterbricht der 53-Jährige im Training die Spielzüge, greift ein und korrigiert. Energisch schiebt er Johannes Herber ein paar Meter weiter nach vorne, dorthin, wo der Frankfurter Bauermanns Meinung nach stehen soll. „Genau, wie wir es heute Morgen besprochen haben“, ruft der Nationalcoach, pustet in seine Pfeife und beobachtet mit Argusaugen den nächsten Angriff.

„Ich bin Trainer mit Leib und Seele“, sagt er über sich selbst. „Mit den Jungs in der Halle zu stehen, mit ihnen zu arbeiten, das ist das, was ich am besten kann.“ Bauermann ist ein Basketballverrückter. Er braucht das ploppende Geräusch, das der Ball macht, wenn er auf dem Hallenparkett aufkommt, und den Geruch des Trainingsschweißes um sich, um glücklich zu sein. „Bundestrainer zu sein ist ein Traumjob“, sagt der Krefelder - und dennoch gibt er diesen Luxus im Sommer auf.

Teils freiwillig, vor allem aber weil die Basketball Bundesliga seine Doppelfunktion als Bundestrainer und Coach des FC Bayern München nicht billigt. „Es war keine einfache Entscheidung, aber die tägliche Arbeit im Verein ist doch das, was ich am liebsten mache“, sagt Bauermann vor dem Auftaktspiel bei der Europameisterschaft in Litauen gegen Israel. Als Nationalcoach ist er nur rund zwei Monate im Sommer in der Halle, der Rest des Jahres besteht aus Sichtungen und Fortbildungen. „Der Unterbau ist eine Herzensangelegenheit für mich, aber die Chance beim FC Bayern musste ich einfach wahrnehmen.“

In München entstehe gerade das „interessanteste Basketball-Projekt Europas“ schwärmt der gebürtige Oberhausener, der die Bayern soeben ins Oberhaus geführt hat. Und da darf er selbst natürlich nicht fehlen. Schließlich ist Bauermann der bekannteste und erfolgreichste deutsche Trainer. Siebenmal nacheinander ist er von 1990 bis 1996 mit Bayer Leverkusen deutscher Meister geworden, doch an den Bauermann von damals erinnert heute nur noch wenig.

Zu Beginn seiner Trainerkarriere war der Familienvater vom Ehrgeiz besessen. Mit aller Macht meinte er seinen Kritikern beweisen zu müssen, dass er ein guter Coach ist, auch wenn er selbst nicht als Profi in der Bundesliga aktiv war. Dass seine Auslandsengagements in Belgien und Griechenland nach den Leverkusener Erfolgsjahren ebenso wenig vom Erfolg gekrönt waren wie sein einjähriges Intermezzo bei Brandt Hagen wurmte ihn lange.

Erst in Bamberg fand der Basketball-Freak wieder auf die Sonnenseite zurück. 2005 und 2007 gewann er mit den Franken seine Meisterschaften Nummer acht und neun, aber vor allem lernte er, gelassener mit Erwartungen und Kritiken umzugehen.

Die Jahre in Bamberg hätten ihn verändert, sagen langjährige Wegbegleiter, sie hätten ihn in gewisser Weise von einer Last befreit. Heute ist der 53-Jährige zwar immer noch erfolgshungrig, tritt aber viel entspannter und lockerer auf. Auch in den Tagen von Siauliai gibt er sich gelöst.

Gedanken, dass dies sein letzter Sommer mit dem Nationalteam sein könnte, schiebt er beiseite. Schließlich ist er davon überzeugt, dass er mit Dirk Nowitzki und Co. mindestens den sechsten EM-Platz und damit die Qualifikation für das vorolympische Qualifikationsturnier schafft und die Liga ihm dann doch im kommenden Jahr noch einmal erlaubt, das Nationalteam zu betreuen. „Das ist meine Hoffnung und ich glaube, das ist eine berechtigte.“

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