Gewichtheber Steiner auf der Suche nach Ruhe

Berlin (dpa) · Matthias Steiner findet keine Ruhe. Auch zwei Wochen nach seinem schweren Unfall in London plagen Deutschlands besten Gewichtheber noch Schmerzen. So hatte sich der 150-Kilo-Hüne seinen Sommerurlaub nicht vorgestellt. Die Verletzungen wirken nach.

„Das muss ausheilen. Im Moment kann er wenig Reha machen“, sagte Bundestrainer Frank Mantek der Nachrichtenagentur dpa. „Er hat immer noch Schmerzen, weil sein Brustbein geprellt war.“ Bei diversen TV-Auftritten versucht Steiner, seinen Olympia-Schock zu verarbeiten, außerdem treibt ihn die undurchsichtige Anti-Doping-Politik des Weltverbandes (IWF) um.

Steiner ist bemüht, seine Mitte wieder zu finden und die Schreckensbilder von London hinter sich zu lassen. Dem Olympiasieger von Peking war beim zweiten Versuch im Reißen die 196-Kilo-Hantel auf Nacken und Schulter gekracht. Dabei hat er sich laut Mannschaftsarzt Helmut Schreiber eine Bandverletzung an der Halswirbelsäule, eine Prellung des Brustbeins und eine Muskelzerrung im Bereich der Brustwirbelsäule zugezogen. „Ich denke, in drei, vier Wochen werden wir ein klareres Bild haben. Matthias erholt sich derzeit von den Olympischen Spielen und der strapaziösen Vorbereitung“, sagte Mantek.

Vermutlich stellt sich Steiner in den Ferien verstärkt die Frage, ob und wie lange er seiner Familie und seinem Körper die Belastung Gewichtheben noch zumuten will. „Es gibt keinen Grund, aufzuhören“, hatte der 29-Jährige nur einen Tag nach dem Drama auf der olympischen Heberbühne erklärt - dabei gebe es schon ein paar Gründe: Die körperlichen Qualen, das immer wichtiger werdende Familienleben mit Frau Inge und Sohn Felix, die fehlende Motivation mit dem nächsten großen Ziel Rio 2016 in weiter Ferne und vor allem die ungleiche Wettbewerbssituation in seinem Sport.

„Ich habe es mit Sportlern aus Nationen zu tun, wo - wie soll ich sagen - der Weg zur Leistung mitunter ein anderer zu sein scheint als bei uns“, sagte der gebürtige Österreicher der „Sport Bild“ und bekräftigte damit seine harte Kritik an den dubiosen Praktiken des Weltverbandes: „Hier wird mir zu viel weggeschaut und verharmlost.“ In den Doping-Statistiken seien große Ungereimtheiten festzustellen. „So hatten die Russen in diesem Jahr über dieses System überhaupt keine Trainingskontrollen“, behauptete Steiner. Neu sind seine Vorwürfe nicht, aber seine eigene Rolle in diesem Spiel wird er neu definieren müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort