Aus der Biografie eines Betrügers

New York · Lance Armstrong ist kein Mann, der halbe Sachen macht. Systematisch hat der ehemalige Radprofi alle betrogen, die ihm nahestanden. Wie perfide er dabei vorgegangen ist, hat die Journalistin Juliet Macur in einer Biograjie festgehalten. Das Buch erscheint am heutigen Montag.

 Ins Abseits gefahren: Lance Armstrong. Foto: dpa

Ins Abseits gefahren: Lance Armstrong. Foto: dpa

New York. Lance Armstrong hat alle Rekorde gebrochen, die es im Radsport zu brechen gibt: Sieben Tour-de-France-Siege in Folge - das ist wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Das Denkmal, das sich der texanische ehemalige Profisportler damit gesetzt hatte, ist aber längst in tausend Teile zerbrochen.
Lance Armstrong ist ein Betrüger: Seine Dopingbeichte im Frühjahr 2013 deckte auf, wie konsequent der Amerikaner über Jahre hinweg Freunde, Kollegen und Fans belogen hatte. Einblicke in das Wesen des Radsportlers und wie er zu dem geworden ist, was er stets zu leugnen versuchte, liefert Autorin Juliet Macur in ihrem Buch "Lance Armstrong - wie der erfolgreichste Radprofi aller Zeiten die Welt betrog".
Die Journalistin der New York Times schildert auf 432 Seiten ihre jahrelange Recherche im Umfeld des Radprofis. Heute erscheint das Buch in deutscher Übersetzung - in einer Zeit, in der sich Armstrong einer 100-Millionen-Dollar-Klage ehemaliger Sponsoren gegenübersieht und neben des ohnehin verlorenen Renommees auch seine Existenz vor dem Zerfall steht.
Glaubt man Macur, ist es eigentlich erst das, was ihn richtig berührt: "So sehr Armstrong den Ruhm liebte, sein Geldhunger kam noch vor dem Wohlgefühl, das sich mit dem Prominentenstatus verband", beschreibt die Autorin. In ihrem Werk bündelt Macur Fakten zu Armstrongs Lebensgeschichte. Sie erzählt, wie der heute 43-Jährige unter der harten Hand seines Stiefvaters Terry Armstrong in einer texanischen Großstadt aufgewachsen ist, wie sich die Krebserkrankung auf sein Handeln auswirkte und wie es ihm gelang, die Öffentlichkeit über Jahre hinweg hinters Licht zu führen.
Dabei greift die Autorin auf Interviews mit Armstrong ebenso wie auf Gespräche mit Familie und Kollegen zurück. Einen tiefen Einblick in das Wesen des Gefallenen gibt die Ehefrau von J. T. Neal, der Armstrong in den frühen Jahren als Trainer und Mentor begleitet hatte: "Lance behandelt Menschen wie Bananen, nimmt sich, was er braucht, und wirft die Schale dann einfach auf die Straße."
Exemplarisch für das Wesen Armstrongs steht eine Geschichte, die sich 1998 im US-Bundesstaat Oregon ereignet hat: Der damals 27-jährige Radprofi war als Gast bei einem Kinderrennen eingeladen. Inmitten einer Horde wild strampelnder Knirpse fährt Armstrong nebenher - kurz vor dem Ziel schlägt er zu. Er verweist einen zehnjährigen Jungen auf den zweiten Rang. Jahre später erst hat er gelernt, dass man sich mit Siegen auch ins Abseits stellen kann. Eine Erkenntnis, die zu spät kommt. sek
Juliet Macur, "Lance Armstrong - Wie der erfolgreichste Radprofi aller Zeiten die Welt betrog", 432 Seiten, Edel Books, 22.95 Euro, ISBN 978-3-8419-0301-3.

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