Vom Hölzchen aufs Stöckchen

Trier. Eine außergewöhnliche Geburtstagsfeier gab es im kleinen Saal der Tufa. Franz-Josef Euteneuer feierte sein Wiegenfest, in dem er sich wieder einmal als Kabarettist auf die Bühne stellte. Mit ihm feiern wollten mehr Fans, als der Raum fassen konnte.

 Muffins mit Kerzchen zum 50.: Franz-Josef Euteneuer, stilvoll mit Fliege, greift zu. Foto: Gerhard W. Kluth

Muffins mit Kerzchen zum 50.: Franz-Josef Euteneuer, stilvoll mit Fliege, greift zu. Foto: Gerhard W. Kluth

Das wäre sicherlich nicht jedermanns Sache. Zum Geburtstag über zwei Stunden lang auf der Bühne stehen und in schweißtreibender Manier dafür sorgen, dass die Gäste etwas zu lachen haben. Normalerweise ist es ja eher umgekehrt. Da sorgen die Gäste für ein Programm und überraschen damit das Geburtstagskind. Was ist schon normal?

Aber was ist schon normal, wenn der Jubilar Franz-Josef Euteneuer heißt, diplomierter Sozialpädagoge ist und dazu auch noch Kabarettist? Seinen fünfzigsten Geburtstag konnte er feiern und überschrieb sein Programm mit der Frage "Entschuldigung, haben Sie auch dieses Jahr Geburtstag?" Was will dieser Mann eigentlich, der normalerweise als Leiter des generationsübergreifenden Begegnungszentrums "Haus Franziskus" in Trier arbeitet? Warum stellt er sich auf die Bühne im kleinen Saal der Tufa und erzählt eigentlich Dinge aus dem alltäglichen Leben, wie sie jedem anderen auch passieren können? Natürlich: bei ihm sind diese Geschichten gespickt mit Überspitzungen. Er treibt die Ereignisse so weit, dass sie aus sich heraus ein Angriff auf das Zwerchfell werden, etwa wenn er den Besuch einer alten Dame bei ihrem Hausarzt beschreibt, die heftige Schmerzen in ihrem linken Bein hat. Eine alltägliche Angelegenheit. Auch die Auskunft des Arztes, dass er daran nichts machen könne, dass es sich hier um Verschleiß handele, ist normal. Erst die nachgeschobene Frage: "Aber Herr Doktor, das andere Bein ist doch genauso alt. Das tut aber nicht weh!", bringt die Sache dann auf den Punkt, zeigt, wo der Protagonist hin will. Euteneuer nimmt für sich nicht in Anspruch, mit den Großen der Kleinkunst, einem Hans Dieter Hüsch oder einem Konrad Beikircher, auf eine Stufe gestellt zu werden. Das wäre auch fatal für ihn, denn da fehlt ihm noch so manches. Er verzettelt sich zu sehr in seinem Programm, kommt bei seinem Vortrag vom berühmten Hölzchen aufs Stöckchen, bringt manche Geschichten nicht zu Ende. Trotzdem, Euteneuers Auftritt kann man einen gewissen Reiz nicht absprechen. Man kann den Funken, der auf große Teile des Publikums überspringt, nicht verleugnen. Er möchte sein Publikum dazu bringen, das ganz normale Leben mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Das gelingt ihm zumindest in großen Teilen. Wenn er behauptet, die Gesundheit sei zwar das höchste Gut, aber nicht das Wichtigste im Leben, mag manch einer zucken. Doch irgendwo hat er Recht, wenn er sagt: "Am wichtigsten ist es, dass man sein Leben intensiv gelebt hat. Nur so ist es auch für einen Kranken möglich, in seiner Situation dem Leben noch etwas abzugewinnen." Euteneuer hat seine Fans. Mehr als in die Tufa passen, denn einige von ihnen fanden keinen Platz mehr. Sie warteten draußen bis zum Ende des Programms, denn sie wollten dabei sein, als ihm ein großes Tablett mit 50, mit brennenden Kerzen versehene Muffins überreicht wurden. Herzlichen Glückwunsch!

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