FUSSBALL: Fohlen-Fieber der besonderen Art

TRIER. Gestern war für Fans von Borussia Mönchengladbach ein besonderer Tag - vor 31 Jahren fand zwischen den "Fohlen" und dem 1. FC Köln das "Jahrhundertspiel" mit jenem berühmten Tor von Günter Netzer statt. Eine Borussen-Fan-Gruppe aus Trier hat sich dieses Ereignis als Namensgeber für ihren Fanklub ausgesucht.

Es ist die zweitberühmteste Minute der deutschen Fußballgeschichte. Die berühmteste datiert vom 4. Juli 1954. Es ist die 84. und sie handelt vom "Boss" Helmut Rahn, vom Hintergrund, aus dem er schießen müsste, vom linken unteren Toreck, in das er trifft... Aber hier geht es nicht um die berühmteste, sondern um die zweitberühmteste Minute, die vom 23. Juni 1973 datiert. Es ist die 93. und sie handelt vom "Rebell" Günter Netzer, von der Hinterlist, mit der er sich gegen den Willen seines Trainers Hennes Weisweiler kurz zuvor einwechselte, vom linken oberen Toreck, in dem sein abgerutschter Schuss einschlägt... Gladbach war DFB-Pokal-Sieger, ein schöner Erfolg, aber an für sich nichts besonderes für einen Verein, der zu dieser Zeit gemeinsam mit dem FC Bayern München das Liga-Geschehen bestimmte.Netzer, die Einwechslung, der Doppelpass, das Tor

Und doch war es für die Borussen alsbald das "Jahrhundertspiel", um das sich ebenso viele Mythen rankten wie um den deutschen Triumph 1954 und über das es bald ebenso viele berühmt gewordene Zitate gab wie über den deutschen Triumph 1954. Diese Szenen und die Dramatik rund um den Sieg waren es, die einige Trierer Borussen-Anhänger dazu veranlassten, die "Bewegung 23. Juni" zu gründen. Eingefleischte Borussia-Anhänger waren sie schon immer. Mit Dauerkarten für die Heimspiele, mit Fahrten zu vielen Auswärtspartien und irgendwelchen polnischen UEFA-Cup-Gegnern - "auch wenn wir den Namen nicht aussprechen konnten", wie "Bewegungs"-Mitglied Christian Jöricke scherzt. Dazu gehört ein ganzer Katalog an schönen Erinnerungen. Wie zum Beispiel jene von Mitglied Dirk Rachler, der von der Auswärtsfahrt nach Rotterdam 1995 genau berichtet und der Auswärts-Fahrt nach Madrid 1985, die zu einem Familien-Krach führte. Oder wie zum Beispiel jene von Thomas Hemmes, der bei seinem ersten Borussen-Spiel fast eine Schlägerei mit ein paar Bayern-Fans hatte - ehe sich die beiden großen Fan-Fraktionen entschieden, den einzigen anwesenden HSV-Fan gemeinsam auszulachen. Oder wie jene von Jürgen Thees, der spitzbübisch von den schönen Auftritten in Köln erzählt, bei denen die Gladbacher niemals verloren hätten. Doch über allen persönlichen Erinnerungen thront dieser 23. Juni 1973. Netzer, die Selbst-Einwechslung, der Doppelpass, das Tor. Die Aufstellung können die rund ein Dutzend Mitglieder herunterbeten. Auch die, die damals noch gar nicht geboren waren. Nun wollen sie alle mit ihrem 23. Juni-Fieber anstecken. "Wir versuchen, möglichst viele Informationen zu diesem Spiel zu sammeln und Interviews mit allen Spielern, die damals beteiligt waren, zu führen", sagt Jöricke. Keine leichte Aufgabe, da manche Akteure von damals dauerpräsent (Netzer, Vogts), andere hingegen abgetaucht sind. Immerhin drei haben sie schon zusammen. Weitere Informationen zum Fanklub gibt es im Internet unter der Adresse www.bewegung-23-juni.de

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