Gesunder Egoismus

Wenn Familienangehörige sich um die häusliche Pflege eines chronisch Schwerstkranken bemühen, verdient das allen Respekt. Es gibt dabei Erkrankungen, die besonders schwer wiegend auf alle wirken, beispielsweise die Pflege eines Menschen mit der Alzheimerschen Demenz, eines Partners mit Schlaganfall, Depressionen, Multiple Sklerose.

Dennoch ist es wichtig, dass sich die Helfenden "Auszeiten" gönnen, wie immer sie es gestalten. Häufig "dreht" sich so viel um den Leidenden, dass die Mit-Leidenden nicht mehr beachtet werden und plötzlich zusammenklappen und nicht mehr können. Ich denke, spätestens wenn durch die dauerhafte Pflege eines Schwerstkranken eine Ehe in ihrer Existenz bedroht ist, für Kinder keine Zeit mehr bleibt (und diese häufig Symptome bilden), ist es Zeit, über Entlastung nachzudenken und mit dem Partner zu sprechen. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" heißt es und nicht "zerstöre dich um des anderen Willen." Der chilenische Dichter Pablo Neruda hat es ähnlich formuliert: "Soviel, wie ich lebe, will ich leben zum Andern." Wir haben alle ein Recht auf einen gesunden Egoismus, so ungerecht uns die Welt auch erscheint und so sehr wir helfen wollen. Stefan Pigulla Berater für Sozialberufe www.wsb-pigulla.de

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