Keine machtgeilen Revolutionäre

Studium statt Schule: Bald beginnt das Wintersemester an Uni und FH Trier - für Erstsemester vielleicht die aufregendste Zeit ihres bisherigen Lebens. Mit einer neuen Serie bietet euch der TV Einblicke auf Themen wie gemeinsames Wohnen, Uni-Einrichtungen oder Bafög-Dschungel. Was übrigens ein "AStA", die "Regierung" der Studenten, macht, erfahrt ihr im ersten Beitrag unserer Serie.

 Wie immer diskussionsfreudig: Auch in den Semesterferien trifft sich der AStA alle zwei Wochen. TV-Foto: Christian Lehberger

Wie immer diskussionsfreudig: Auch in den Semesterferien trifft sich der AStA alle zwei Wochen. TV-Foto: Christian Lehberger

Trier. „Welche Referate sind anwesend?“ Fünf Hände gehen hoch. „Dann sind wir nicht beschlussfähig.“ Wir befinden uns im Studierendenhaus der Universität Trier. Es tagt der Allgemeine Studierendenausschuss, kurz AStA. Doch wer glaubt, mit der lapidaren Feststellung zu Beginn der Sitzung hätte sich selbige erledigt, sieht sich getäuscht. Für diese Zusammenkunft gilt lediglich: beschließen nein, diskutieren selbstverständlich.

Letzteres war zu erwarten. „Es wird halt viel diskutiert, wie in allen linken, basisdemokratischen Institutionen“, warnt Johannes Hahn schon vor der Sitzung. Er ist einer der drei Stellvertreter des Sprechers. Und er hat nicht zu viel versprochen. Schon vor Beginn der Sitzung wird darüber diskutiert, ob eine Sitzung, die nicht beschlussfähig ist, überhaupt eine Sitzung ist, oder lediglich ein Treffen. Und muss in einem solchen Fall ein Protokoll geführt werden? Basisdemokratisch: klar. Aber ist der AStA links? Die Referenten seien keineswegs „machtgeile, Aufmerksamkeit heischende Revolutionäre“, betont Johannes Hahn. „Der AStA setzt sich aus den Gruppen zusammen, die im Studierendenparlament vertreten sind. Wenn dann der AStA links ist, sind die Wähler links.“ Das Studierendenparlament wird von der gesamten Studentenschaft gewählt. Nach jeder Wahl finden, wie in der „großen“ Politik auch, Koalitionsverhandlungen statt. Die beteiligten Hochschulgruppen einigen sich auf AStA-Mitglieder, die allerdings, anders als Bundesminister, noch vom Parlament durch Wahl bestätigt werden müssen.

Die studentische Selbstverwaltung ist „ähnlich aufgebaut wie ein Staat“, wobei der AStA „sowas wie das ausführende Organ“ ist, erklärt Johannes Hahn. Insgesamt zwölf Referate bilden derzeit den Allgemeinen Studierendenausschuss. Mindestens sieben müssen anwesend sein, damit der Ausschuss beschlussfähig ist. Von A wie Antirassismus-Café bis Z wie Zimmervermittlung, der AStA kümmert sich um so ziemlich alle Aspekte des studentischen Lebens. Außerdem vertritt er die Interessen der Studenten gegenüber der Uni-Leitung. „Wir machen mobil gegen Entscheidungen, die uns nicht passen.“ Im AStA aktiv seien „immer in einem gewissen Sinne politische Studenten“, erklärt Hahn. Sie seien als solche aber keine Ausnahme: „Ich halte die Studenten in Trier schon für politisch“. Nur sei es „natürlich schade“, dass sich an den Wahlen zum Studierendenparlament im Dezember 2006 nur knapp zwölf Prozent beteiligt haben.

Nicht nur im AStA setzen sich Studenten für ihre Kommilitonen ein. Auch im Senat, dem obersten beschlussfassenden Zentralorgan der Hochschule, ist die Studentenschaft vertreten. Die Studierenden „sitzen zumindest in den wichtigsten Gremien drin“, sagt Hahn, aber die Mehrheitsverhältnisse verhinderten in vielen Fällen, dass die Studenten ihre Interessen durchsetzen könnten. Im Senat etwa stellen sie nur vier von insgesamt 22 Mitgliedern. Die Einführung der neuen Bachelor- und Master-Studiengänge haben diese vier nicht verhindern können. Aber die Evaluation, wie die Umstellung klappt, wird auf ihr Betreiben allen Studenten zugänglich sein. Hochschulpolitik bringt also was. Die Mitglieder des AStA machen einen kompetenten Eindruck und verstricken sich zumindest nicht bei jeder Zusammenkunft in endlosen Debatten. „Die angenehmste Sitzung seit langem – unter einer Stunde“, sagt Anja Baerwindt, AStA-Finanz-Referenti und grinst. Sitzung? War es nicht bloß ein Treffen? Darüber ließe sich jetzt streiten, oder zumindest diskutieren.

"Uni-Alltag"

Lateinische Fischsuppe

Ohne Cäsar kein Schein: Kaum mit dem Studium angefangen, saß ich schon im Latein- Intensivkurs. Ein schweres Jahr war das, pardon, annus difficilis. Aber nach zwölf mühseligen Monaten stand ich endlich vor der Prüfung. In der Nacht vor dem Tag der Wahrheit träumte ich: Ich stehe vor einer Schulturnhalle, die ich gar nicht betreten will, täusche eine Zerrung vor. Der Sportlehrer dreht sich um. Schock, es ist mein Lateinprof. Er setzt mir eine Suppe vor. Auf der Oberfläche treibt ein toter Fisch. "Iss das, dann geht es dir besser." Ich weigere mich. Das Herz raste, als ich aufwachte. Eine Unruhe befiel mich, würde ich die Prüfung vermasseln? Gott sei Dank nicht, ich hab sie bestanden. Der Sportlehrer, pardon Lateindozent, lobte meinen "lateinischen" Akzent. Aber Fischsuppen können mir seitdem gestohlen bleiben.

(Miguel Castro)

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