Kultur China durch die Augen der Chinesen

Trier · Die Eröffnung einer großen Schau anlässlich des Marx-Geburtstages zeigt einige Perspektiven, wirft aber auch Fragen auf.

 Das berühmte chinesische Porzellan zählt zu den Exponaten der China-Ausstellung.

Das berühmte chinesische Porzellan zählt zu den Exponaten der China-Ausstellung.

Foto: Dirk Tenbrock

Mit knapp 200 geladenen Gästen hat chinesische und deutsche Polit- und Kulturprominenz am Freitagabend in den Thermen am Viehmarkt die Ausstellung „Begegnungen mit China“ eröffnet. Die Ausstellungsreihe zur chinesischen Kultur fügt sich ein in die Vielzahl von Veranstaltungen zum 200. Geburtstag von Karl Marx, auf dessen kommunistisches Manifest sich die chinesische Politik auch heute noch beruft. Vom 1. Juni bis zum 30. September werden sich verschiedene Regionen mit wechselnden Exponaten präsentieren: die Provinzen Jiangxi (die den Auftakt macht), Shandong als Wiege des Konfuzianismus sowie die Städte Beijing (als Hauptstadt mit 55 Fotos), Chengdu mit seinen Pandas und über 4500 Jahre alter Zivilisationsgeschichte, Baoshan als Stadtteil von Shanghai mit seiner ethnischen Vielfalt, Shaoxing als Stadt der Kultur und schließlich das Sanjiangyuan-Naturschutzgebiet.

Die Ausstellung wird von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher China Gesellschaften (einer Nicht-Regierungsorganisation, die sich für den Dialog der Menschen einsetzt) und der „Gesellschaft des Chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland“ in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und den jeweiligen chinesischen Provinzregierungen organisiert. In ihren Grußworten betonen die Redner die völkerverbindende und brückenbauende Funktion der Kultur, die Verständnis untereinander schafft. Präsident Kurt Karst von den China-Gesellschaften nennt die Ausstellung „einzigartig in dieser Dichte“ und erinnert daran, dass diese 225 Millionen Menschen auf 900 000 Quadratkilometern in ihrer Vielfalt repräsentiere.

Die Vize-Gouverneurin von Jiangxi, Wu-Zhongqiong betont die Bedeutung der Marx’schen Philosophie für China und preist neben der Natur am Yangtse-Fluss die uralte Tradition der Keramik und des Porzellans im Südosten des Riesenreiches. Diese Tradition repräsentiert dann auch – direkt nach den Reden – das „Porzellanorchester“, das ausschließlich auf Instrumenten aus diesem Material musiziert. Man sieht und hört ein Streichinstrument, eine Art Xylophon mit Porzellantellerchen, eine Zither und Flöten aus dem berühmten „China-Bone“, ganz traditionell blauweiß, ganz süß und hell.

Als erheiternden Gag gibt es „Alle Vögel sind schon da“ im China-Stil. Zuvor hatten zwei Darstellerinnen der Jiangxi-Oper einen romantischen Traum von Tang Xianzu – dem sogenannten Shakespeare des Ostens –  getanzt, gespielt und gesungen.

 Eine Kunst: Peter Dietze, Präsident der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft versucht sich an der Sommerstoff-Stickerei.

Eine Kunst: Peter Dietze, Präsident der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft versucht sich an der Sommerstoff-Stickerei.

Foto: Dirk Tenbrock
 Wu Lan und Li Lanfeng spielen und singen „Sweet Dream in a Garden“ von Tang Xianzu, dem „chinesischen Shakespeare“.

Wu Lan und Li Lanfeng spielen und singen „Sweet Dream in a Garden“ von Tang Xianzu, dem „chinesischen Shakespeare“.

Foto: Dirk Tenbrock

Die eigentliche Ausstellung verliert sich etwas in den riesigen, antiken Hallen der Viehmarkttherme. Neben einem Image-Video sind einige Dutzend Gemälde in schillernden Farben zu sehen, überwiegend im Stil naiver Malerei, sehr exakt ausgeführt und mit Motiven chinesischen (Land-) Lebens in ausschließlich positiver Stimmung. Wahre Preziosen, die filigranes Handwerk als Kunst definieren, zeigen die Stände mit elegantem Porzellan und Keramik, dem Eier-Graveur und der Sommerstoff-Stickerin, die eigens aus China angereist sind. Natürlich ist es nicht Sinn einer solchen Ausstellung, die ungeschminkte Wirklichkeit abzubilden, erlaubt sei jedoch die – rein rhetorische – Frage, ob denn in Jiangxi wirklich alles bunt und schön und glückselig ist und ob nicht einige künstlerische Kontraste die Schau aufwerten würden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort