Kein Geschenk für Verbraucher

Willkommen in Europa. Die seit heute geltende Verpackungsordnung setzt eine EU-Richtlinie in nationales Recht um. Aber leider wird es mit der neuen Regelung in deutschen Supermärkten nicht unbedingt übersichtlicher.

Dabei haben die europäischen Wettbewerbshüter den Verbrauchern in Europa schon so manchen Vorteil verschafft: Die Kosten fürs Telefonieren sind dank der EU-Kommission in all den Jahren drastisch gesunken, und in Brüssel kämpfen Abgeordnete und Beamte weiter für freie Märkte und bessere Chancen für Verbraucher.

Doch mit der Verpackungsordnung zeigt die EU auch ihr zweites Gesicht. Denn die Liberalisierung im Supermarkt-Regal bringt dem Verbraucher so gut wie nichts - allenfalls einige Nachteile. Schon vor der neuen Verpackungsordnung ist es den Bürgern nicht leicht gefallen, die Preise für Nudeln, Reis oder Mehl, für Schokolade oder gar Püree zu vergleichen. Zwar sind Handel und Hersteller verpflichtet, den Grundpreis neben dem Preis für das Produkt anzugeben, doch die Daten sind so klein abgedruckt, dass es viel Mühe macht, wenn sich Kunden den Durchblick verschaffen wollen. In Zukunft ist der Blick auf das "Kleingedruckte" aber noch wichtiger. Denn neben der 500-Gramm-Packung steht dann vielleicht die 600-Gramm-Spar-Packung, die im Kilopreis teurer ist als die Standardgröße. Die Hersteller sind zufrieden und argumentieren, sie könnten nun besser auf die Wünsche der Kunden - der Single- und Zwei-Personen-Haushalte - eingehen, die kleinere Verpackungseinheiten wünschen.

Nun liebe Hersteller: Ihr Kunde wünscht sich auch eine bessere Produkt-Vergleichbarkeit. Vielleicht schaffen es Handel und Hersteller, auf die neuen Preisschilder die Grundpreis-Angaben in einer Schriftgröße aufzuführen, die der Otto-Normalverbraucher ohne Leselupe entziffern kann. Wenn nicht, sind die EU-Kommissare gefragt, mal wieder etwas für ihre Verbraucher zu tun.

h.waschbuesch@volksfreund.de

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