GESELLSCHAFT

Zum Artikel "Neue Debatte: Braucht die Großregion einen gewählten Präsidenten?" (TV vom 25. April):

In der Schule haben wir gelernt, dass eine Region ein Gebiet bezeichnet, das geografisch, politisch, ökonomisch und/oder administrativ eine Einheit bildet. Gemäß dieser Definition ist die Großregion, die in diesen Tagen im TV so beworben wird, bestehend aus dem Saarland, der französischen Provinz Lothringen, dem Großherzogtum Luxemburg, der belgischen Region Wallonien mit den deutsch- und französischsprachigen Gemeinschaften sowie dem gesamten Bundesland Rheinland-Pfalz, ein wahrer Popanz. Es dürfte wohl einmalig sein, dass ein komplettes Bundesland wie Rheinland-Pfalz sich als Teil einer Region bezeichnet, vom Winzling Saarland, das gerade so eben die Fläche der beiden Eifelkreise Bitburg-Prüm und Daun erreicht und ohne die finanziellen Infusionen des föderalen Finanzausgleichs nicht lebensfähig ist, einmal abgesehen. Wen kann es angesichts dieses Kunstproduktes verwundern, dass die Idee der Großregion in den Köpfen der Bevölkerung nicht angekommen ist? Der fehlenden Identitätsstiftung dieses aufgeblähten Gebildes muss durch die Beachtung des Prinzips der räumlichen Nähe und der gemeinsamen kulturellen Traditionen begegnet werden. Der Westerwald und die Wallonie haben gewiss nicht allzu viele gemeinsame Berührungspunkte, die sich im Rahmen regionaler Politik einarbeiten und darstellen lassen. Anstatt sich aber hierüber Gedanken zu machen, wird über die Einsetzung eines Präsidenten schwadroniert. Wird dies realisiert, droht in Gestalt eines neu zu schaffenden regionalen Parlaments der Großregion ein weiteres bürokratisches Monstrum im europäischen Entscheidungsprozess. Am Werke sind bereits unzählige Europa-Initiativen der Parteien und politischen Gruppierungen, Stiftungen, Verbindungsbüros des Europarats, der Europäischen Kommission und des europäischen Parlaments, die sich um die Belange der EU-Regionen kümmern. In unserem Bundesland haben wir eine Europaministerin, die mit üppigem Mitarbeiterstab in Brüssel die Interessen von Rheinland-Pfalz vertritt. Wozu braucht die Großregion also noch ein Gesicht, wozu brauchen wir diese Großregion überhaupt? Horst Becker, Arzfeld

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort