Katholische Kirche

Zur Berichterstattung über die Papst-Umfrage und die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals diese Zuschriften:

 Schwierige Mission: Stephan Ackermann, Bischof von Trier. Foto: dpa

Schwierige Mission: Stephan Ackermann, Bischof von Trier. Foto: dpa

Das große Bistum Trier bekam aus Rom folgende Hausaufgabe: Befragt eure Mitglieder bezüglich Ihrer Moralvorstellungen! Laut Volksfreund haben 208 von 1 450 000 Katholiken an der Befragung teilgenommen. Wenn es dem Papst darum gegangen sein sollte, seine Mitglieder ehrlich zu befragen, würde mich das mit Vertrauen erfüllen. Motto: Wer fragt, gewinnt! Aber welches Selbstverständnis zeigen die Trierer Verantwortlichen hier konkret? Dasselbe Selbstverständnis, das sich mir beim Lesen der total verquast theologisch formulierten Fragen aufdrängte? Auf die Stadt Trier übertragen bedeutete der Rücklauf weniger als zehn Gläubige. Das mangelhafte Ergebnis der "Römischen Befragung" erinnert an den Eifer eines Schülers beim Verfassen einer Strafarbeit. Kein mit einer Befragung beauftragtes Institut bekäme mit dieser Quote je wieder einen Auftrag. Vor dem Hintergrund des für diese Umfrage zu Moralvorstellungen verantwortlichen Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofkonferenz gewinnt das Ergebnis zusätzliche Brisanz. Muss sich hier nicht die Frage stellen: Will das Bistum wirklich wissen, was die Gläubigen denken? Oder weiterwursteln wie bisher? Lang lebe Papst Franziskus! Johannes B. Binsfeld, Trier Seit Wochen wird von der geringen Anzahl der Rückmeldungen gesprochen. Ich bin eine von den 208 Personen, die den Fragebogen beantwortet haben. Per Zufall bin ich eine Woche vor Schluss des Einsendedatums im Internet auf den Fragebogen gestoßen. Ich habe den Fragebogen ausgedruckt und zwei Stunden Zeit für die Beantwortung investiert. Wenn von zu komplizierter Fragestellung die Rede ist, muss ich darauf antworten, dass in der Anleitung zum Fragebogen darauf hingewiesen wurde, dass man nicht alle Fragen beantworten muss beziehungsweise auch die Beantwortung einer Frage genügt. Außerdem war die Abgabe anonym möglich. Meiner Meinung nach ist zu wenig auf den Fragebogen hingewiesen worden. Ich habe in keinem Pfarrbrief darüber gelesen und auch keinen Hinweis in den Messen oder Predigten erhalten. Das lässt den Eindruck entstehen, dass man gar nicht viele Antworten erhalten wollte. Ich finde es aber gut, dass es in der Zwischenzeit zusammenfassende Veröffentlichungen gibt. Maria Luise Stein, Rachtig Wie viele müssen noch gehen, bis man amtskirchlich aus dem "Schlaf der Sicherheit erwacht", wie es in einem gern gesun genen Kirchenlied heißt. Bezüglich der katholischen Sexualmoral ist doch nicht zu leugnen, dass Jesus sich zu allem, was ihm wichtig erschien, geäußert hat. Zur gottgegebenen, menschlichen Sexualität hat er nie auch nur ein Wort verlauten lassen, was doch bedeuten muss, dass er kein Problem damit hatte, ja sie als Mensch sogar gelebt haben könnte. Das Gegenteil ist jedenfalls nicht zu beweisen. Die unselige katholische Sexualfeindlichkeit hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und geht großenteils auf die sexuellen Fantasien von Augustinus und Thomas von Aquin zurück. Auch das noch bestehende Sündenregister ist sehr von ihnen geprägt. Eigentlich kann doch angenommen werden, dass die gottgegebene, menschliche Sexualität der Bereicherung des Menschseins dienen soll, was die wachsende Zahl der Menschen auch so sieht. Amtskirchliche Aufgabe kann ja auch nicht sein, Ge- und Verbote, Regulierungen und Aussperrungen zu erfinden, sondern echte Seelsorge, orientiert an Jesus und dem Evangelium, zu betreiben. Ein großes amtskirchliches Problem ist, dass man seine Aufgabe, seine Situation und schwindende Akzeptanz offenbar verkennt und nicht einsieht, dass die Menschen sich nicht mehr einlullen lassen, sondern auch auf religiösem Gebiet sehr wohl zwischen Sinn und Unsinn trennen können. So kann die Fragebogenaktion zur Riesenchance für die Kirche, oder aber auch zu einer Riesenenttäuschung und sogar zum Abwärtstrendbeschleuniger werden. Josef Berens, Rommersheim Katholische Kirche entschädigt Missbrauchsopfer mit Steuergeldern - Trierer Bischof Ackermann hält Skandal für aufgearbeitet! Nein, man hat versucht, die Folgen zu mildern, hat aber die Ursachen nicht beseitigt! Laut TV vom 30. Dezember hat die katholische Kirche rund sechs Millionen Euro Entschädigung an Missbrauchsopfer gezahlt. Nach Meldung des TV vom 23. Januar wurden im Bistum Trier bisher 68 Missbrauchsopfer entschädigt; vier Anträge werden noch geprüft. Bei solchen Berichten werde ich als Christ sehr nachdenklich: Wie kann/konnte so etwas passieren? Und das ist sicherlich nur die Spitze eines Eisbergs! Die Opfer sind "entschädigt", ja, aber ohne Rücksicht auf die (bleibenden) psychischen Schäden, die sie erlitten haben, Herr Bischof Ackermann! Zudem wird dieses Geld den Kirchen-Steuer-Mitteln aller arbeitenden Christen - den Steuerveranlagten - entnommen. So werden andere Budgets (Kita, Kindergarten, Schulen) geschmälert, die auf Unterstützung so sehr angewiesen sind. Diese Vorkommnisse gäbe es nicht, würde die Kirche endlich die zölibatäre Pflicht für alle Priester aufheben und Papst Franziskus folgen, der in seiner Neujahrsmesse die Menschheit aufrief, für eine gerechtere Gesellschaft einzutreten. Valentin Weber, Trier Der Heilige Stuhl - allein schon der Begriff, so altbacken wie der Stuhlgang, soll sich mehr um Kinderrechte kümmern als um seinen Ruf, so die UN-Kinderrechtskommission und fordert Priester und Amtsträger der Kirche, die sich an Kindern vergangen haben und vergehen, der öffentlichen Rechtsprechung zu übergeben, statt selbst das Kirchenrecht zugrundezulegen und damit selbst Recht zu definieren, wann immer sie wollen und (Kirchen)recht zu sprechen, wenn überhaupt. Die Täter bestrafen. Die Opfer entschädigen. In gereimter Form könnte man dichten: Der Pontifex / verdammt den Sex, / er selbst bestimmt die kirchliche Lex: / seid fruchtbar und vermehret euch, / doch lasst den Sex / das Teufelszeuch. / Und die Moral von der Geschicht: / Glaubt diesen selbst ernannten Sittenrichtern nicht, / die die Moral für andre fordern, / sie selbst jedoch folgen anderen Ordern. Harald Dupont, Ettringen "Die größere Sache war wichtiger als das kleine Kind", so wird Pfarrer Stefan Hartmann, der viele Jahre lang seine Tochter verleugnete, im Volksfreund zitiert. Das klingt schlimm aus dem Mund eines Priesters, der jedes Jahr an Weihnachten im Evangelium das genaue Gegenteil predigt: Hier ist das kleine Kind am Rand des römischen Imperiums wichtiger als alles, was sich als groß und wichtig aufspielt. Auch sonst sind in den Evangelien und in den Briefen des Apostels Paulus durchgängig die Kleinen und im Stich Gelassenen im Mittelpunkt. So lange es den Pflichtzölibat (noch) gibt, sollte jeder Bischof sicherstellen, dass die Priester, die ein Kind bekommen haben, sich um Kind und Mutter kümmern und nicht nur Unterhaltszahlungen leisten. Ein Bischof müsste sogar sagen: "Du kannst nur noch weiterhin Priester sein, wenn Du Deine Verantwortung für das Aufwachsen und die Erziehung Deines Kindes wirklich auf Dich nimmst." Jutta Lehnert, Waldesch

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