Vertrauen ist gut, vorbeugen besser

Zum Artikel "Kampf dem Komasaufen" (TV vom 20. Mai):

Zuerst einmal möchte ich feststellen, dass ich es sehr gut finde, dass die Suchtproblematik vermehrt in der Öffentlichkeit diskutiert und zunehmend häufiger Platz in den Medien, speziell auch im TV, findet.

Das Phänomen "Komasaufen" ist nun tatsächlich unter Jugendlichen in den letzten Jahren stetig angestiegen. Selbstverständlich haben auch frühere Jahrgänge Alkohol konsumiert, was ja auch normal ist. Nicht normal aber ist eben dieses exzessive Trinkverhalten, das sich darin äußert, in möglichst kurzer Zeit große Mengen Alkohol zu sich zu nehmen - allein mit dem Ziel, möglichst schnell in einen Rauschzustand zu fallen.

Seit 2000 hat sich deshalb die Zahl der Zehn- bis 20-Jährigen verdoppelt, die wegen akuter Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht wurden. Besorgniserregend ist auch das Einstiegsalter, das seit 1979 von 15 auf 13 Jahre gesunken ist. Nicht zuletzt liegt dies an den gesellschaftlichen Veränderungen. Jugendlicher Alkoholkonsum wurde mehr und mehr kommerzialisiert - Alkopops, Bier- und Weinmischgetränke, Flatrate-Partys. Da sind stärkere Kontrollen in Handel und Gastronomie sicher hilfreich, aber nicht alleine der Weg.

Nach wie vor bin ich, wie die ehemalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), der Meinung, dass Werbeverbote, höhere Steuern auf Alkohol und Promilleabsenkung ein wesentlich wichtigerer Baustein wären. Kontrolle ist gut, vorbeugen besser. Die Gefahr der Abhängigkeit steigt, Studien beweisen: je jünger das Einstiegsalter, desto größer das Risiko einer Suchtkrankheit. Die Zahl der jungen Patienten in Fachkliniken nimmt dementsprechend zu, dennoch nehmen gerade Jugendliche solche Hilfsangebote zu wenig wahr. Das gilt auch für Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Gerade in solchen können auch Jugendliche von älteren Betroffenen durchaus lernen, denn Sucht ist generationenübergreifend. Dazu gehört selbstverständlich die Bereitschaft beider Seiten, sich aufeinander einzulassen und zuzuhören. Deshalb möchte ich erwähnen, dass wir als relativ neue Selbsthilfegruppe auch den Bedürfnissen junger Abhängiger entgegenkommen.

Bernd Donner, Pressesprecher Die Lotsen-KST e.V. Selbsthilfe und Hilfe für Suchtkranke und Angehörige, Konz

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