Kartoffeln sind die neuen Trauben

Ich will ja nichts sagen, aber auch wenn es bei uns weniger Bauern gibt als früher: Landwirtschaft prägt den Hunsrück.

Genauso wie die Mosel, wo der gute Wein herkommt. Aber das Brimborium, das die Winzer machen! Öchslegrade hier, Wetter dort, dann wird mit großem Tamtam angekündigt, dass es in die Weinberge zur Lese geht und prognostiziert, dass es ein großer Jahrgang werden könnte - das wird er irgendwie immer.

Das stelle man sich mal für die Kartoffeln bei uns im Hunsrück vor: Wir führen Klassifikationen ein wie Kartoffelauslese oder Krumpern vom Lehmliegenden und feiern Kartoffelstraßenfeste mit Kartoffelklößen und Reibekuchen direkt vom Erzeuger. Schon lange vorher messen wir auf dem Acker den Stärkegehalt unserer Kartoffeln, sagen voraus, dass auch diesmal wieder mit einem großen Jahrgang zu rechnen ist, und wenn wir dann den Anhänger mit den Erdäpfeln vom letzten Acker einfahren, stehen wir auf dem Traktor und fahren laut jubelnd durchs Dorf zur heimatlichen Scheune.

Dort empfängt uns mein Hermann, der bestimmt wieder die größte Kartoffel sein eigen nennt, mit einem selbstgebrannten Kartoffelschnaps alias Wodka vom vorangegangenen Jahrgang. Ihr findet das übertrieben? So machen es die Winzer doch schon seit Jahrzehnten erfolgreich. Naja, so ein kleiner Anfang ist gemacht, im Oktober starten ja wieder die Hunsrücker Kartoffeltage. Aber was sollen wir mit Kartoffeltagen, Kartoffeljahre müssen es werden, meint eure Liss.

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