Kritik am Satiriker Böhmermann-Rezept für Wein: Rudert das ZDF Magazin Royale hier still und heimlich zurück?

Das ZDF Magazin Royale haut ein Wein-Rezept nach Art von Jan Böhmermann raus. Dass eine wichtige Zutat fehlt, ist ein Problem. Auf den zweiten Blick fällt noch mehr auf.

 Jan Böhmermann, das Gesicht des ZDF Magazin Royale.

Jan Böhmermann, das Gesicht des ZDF Magazin Royale.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es war ein Rundumschlag, der nicht so richtig treffen wollte. Als Jan Böhmermann in seinem ZDF Magazin Royale zur „Weinbeschimpfung“ ausholte, blieben viele Zuschauer verwundert zurück. Dafür waren nicht unbedingt die überraschenden Fakten verantwortlich, die der Satiriker ihnen präsentiert hat. Ein Teil der Zuschauer merkte einfach, dass in der Argumentation einige Dinge nicht passten.

Folgt man Böhmermanns Argumentation, wäre auch deutscher Wein vielfach eine Produkt von absolut zweifelhafter Qualität. Er zeichnete das Bild von einem Getränk, das mit Hilfe ekelhafter Tierabfälle entsteht und mit allerlei unappetitlichen Zusatzstoffen belastet ist.

Während Deutschland bereits darüber diskutierte, wo Böhmermann Fehler unterlaufen sind, legte seine Redaktion noch einmal nach. Auf Facebook wurde ein Beitrag veröffentlicht, der knapp zusammenfasst, wovor man sich laut Böhmermanns Aussagen beim Wein besonders ekeln müsse. Denn bei seiner Beschimpfung spielte es eine große Rolle, was angeblich oder tatsächlich in die Flasche kommt. Nur dieses Mal gab es gleich die konkreten – wenn auch offensichtlich nicht ganz ernst gemeinten – Mengenangaben mit dazu.

Das Wein-Rezept nach Jan Böhmermann

  • 1 Pfund Ohrenkneiferpüree
  • Schwefel als (1/75) Zusatzstoff(en)
  • 200 Gramm Schweineschwarten (Gelatine)
  • 1 halbes Dutzend Rindersehnen-Überreste
  • 1 TL vom guten Hausmittel gegen Pilze
  • Eine Prise Geschmacksverstärker zum Ausgleich

Was nach der Weinbeschimpfung im ZDF Magazin Royale auffällt

Böhmermanns beleidigende Sprüche gegen den Wein ernteten aus unterschiedlichen Gründen Widerspruch. Einerseits deshalb, weil die Zutaten für viele Menschen überhaupt nicht so ekelhaft sind, wie es in der Show dargestellt wurde. Andererseits aber auch deshalb, weil die erlaubten Zusatzstoffe überhaupt nicht in jedem Wein enthalten sind. Selbst wenn man davon ausgeht, dass mit dem skurrilen Rezept der Durchschnittswein beschrieben wird, fehlt die offensichtlichste Angabe von allen: Die Menge an Trauben, die noch dazu kommen soll. Es ging bei diesem Beitrag also ganz offensichtlich nicht darum, der Kritik mit mehr Fakten zu begegnen und die Vorwürfe ins richtige Verhältnis zu setzen.

In einem Punkt geht der Facebook-Post übrigens nicht so weit wie Böhmermann es im Fernsehen tat. Der Satiriker sprach davon, dass der Wein durch die Bearbeitung mit diversen Hilfsmitteln angeblich seinen Geschmack verliert. Die Winzer müssten demnach in ihren Wein „künstlich Geschmack rein tun“. Diese Behauptung ist nicht völlig verschwunden, wurde für das provokante Wein-Rezept aber in eine deutlich andere Formulierung verpackt. Denn an dieser Stelle ist nur noch die Rede von einer „Prise Geschmacksverstärker zum Ausgleich“.

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