TV-Serie Die Kulturmacher Sportler, Musiker, Talkmaster

Herbert Fandel ist zwischen zwei Welten zu Hause, dem Fußball und der Kultur. Der Kulturamtsleiter in Bitburg freut sich, dass er die Musikschule vor Ort als Stätte der musikalischen Allgemeinbildung erhalten hat. „Wir müssen den Blick nach innen neu lernen in dieser lauten Welt.“

Herbert Fandel setzt sich auf vielfältige Weise für die Kultur ein, nicht zuletzt durch seine Talkreihe „Einblicke“ und den Klavierwettbewerb.

Herbert Fandel setzt sich auf vielfältige Weise für die Kultur ein, nicht zuletzt durch seine Talkreihe „Einblicke“ und den Klavierwettbewerb.

Foto: Martin Möller

Sein Arbeitsplatz in der Bitburg-Prümer Kreisverwaltung strahlt eine unaufgeräumte  Nüchternheit aus. Und stünden da nicht Notenpult und E-Piano in der Ecke, man könnte das Kulturbüro für eine x-beliebige Verwaltungsstelle halten. Aber in diesem Raum  ist nicht irgendwer zu Hause, sondern Herbert Fandel. Und schon die Begrüßung zeigt: Seine Arbeit hat ein anderes Format. Hier ist ein Mann aktiv mit einem erstaunlichen Hintergrund, einer erstaunlich vielfältigen Kompetenz und mit beeindruckendem Engagement für die Region und ihre Kultur.

Herbert Fandel, Jahrgang 1964, hat als Fußball-Schiedsrichter alles erreicht, was sich auf diesem Feld erreichen ließ. Er hat insgesamt 247 Bundesligaspiele geleitet, war von 1998 an Fifa-Schiedsrichter, war unter anderem auch Schiedsrichter der Europameisterschaft 2008. Und als er 2009 seine Laufbahn als Unparteiischer beendete, wurde er im Jahr darauf Vorsitzender der DFB-Schiedsrichter-Kommission und ist seit 2011 Mitglied der Schiedsrichterkommission in der Uefa. Fandel hat sich immer wieder erfolgreich beteiligt an Diskussionen über Erfolge und Fehlleistungen des schwarz gekleideten Mannes mitten zwischen den 22 Akteuren. Kurz: Er hat sich glänzend bewährt auf einem Feld, in dem es um Massen-Emotionen und Massen-Identifikationen geht. Und bei manchen auch um sehr viel Geld.

Im Gespräch freilich zeigt sich noch ein ganz anderer Herbert Fandel. Da setzt sich jemand leidenschaftlich ein für die Kultur. Nicht für Tastenakrobatik auf dem Klavier und nicht für die kurzzeitigen Sensationen unter dem Etikett „Event“. Sondern für eine Kultur, die zugleich heimatnah ist und überregional, die in der Musikschule Breitenarbeit praktiziert und seit 2002  im „Bitburger Klavierwettbewerb“ junge Menschen für Spitzenleistungen auszeichnet – übrigens bei Teilnehmern weit über die Trier-Bitburger Großregion hinaus. Und dahin gehört auch seine Dialogreihe „Einblicke“. Das sind Gespräche mit Prominenten aus der ganzen Republik, darunter Gregor Gysi und Julia Klöckner, Malu Dreyer und Bischof Stephan Ackermann, Heiner Geissler und Friedrich Nowottny.

Trotz seiner Prominenz auf dem Fußballfeld – Herbert Fandel hat seine kulturellen Ambitionen niemals vernachlässigt. Der Schüler des einst angesehenen Pianisten Hugo Monden in Trier hat sich als Musikschulleiter und später als Kulturamtsleiter im Kreis Bitburg-Prüm vehement eingesetzt für eine Kultur auf allen Ebenen. Und ist glücklich über die positive Resonanz in der Verwaltung und bei den Bürgerinnen und Bürger. „Im Kreis Bitburg-Prüm läuft kulturell vieles zusammen“, sagt er. Da ist Trier mit seinem Theater. Da ist Luxemburg mit seiner Philharmonie. Da sind die Mozart-Wochen in Prüm. Und da sind selbstverständlich die Veranstaltungen im Bitburger Haus Beda.

Natürlich ist der Kreis Bitburg-Prüm im drohenden ­Kulturabbau keine selige Insel. Dass unter den 60 Lehrkräften an seiner Musikschule nur 14 Hauptamtliche sind und die übrigen mäßig bezahlte Honorarkräfte, wäre für jeden Musikschulleiter ein Problem. Aber Fandel hat es geschafft, die Musikschule zu erhalten und damit eine organisierte künstlerische Allgemeinbildung. „Wir müssen den Blick nach innen neu lernen in dieser lauten Welt“, sagt er. Auch darum besteht er darauf, seine Aktivität als Schiedsrichter und seine kulturellen Ambitionen strikt zu trennen.

Freilich: In seiner Person gehen sie doch ineinander über. Seinen sicheren Umgang mit Lampenfieber, auch seine entschiedene Körpersprache hat der Kulturmacher Fandel vom Fußballer Fandel gelernt. Und umgekehrt, so sagt er, habe die Kultur ihn gelehrt, dass Erfolg auf dem Fußballfeld nicht alles sein kann.

Musizieren, Musik unterrichten, Musik öffentlich aufführen, der Klavierwettbewerb und schließlich auch die „Einblicke“ –  wenn es überhaupt einen Sammelbegriff gibt hinter dieser vielfältigen Aktivität, dann ist es „Heimat“. Das ist für Fandel kein politisch-theoretisches Konstrukt, sondern gelebte Wirklichkeit.

Seiner Bindung an Heimat und Familie zuliebe hat Fandel die verlockenden Angebote aus aller Welt wohlüberlegt ausgeschlagen – die sportlichen und die musikalischen auch. Und ist jetzt sichtlich glücklich darüber. Wenn er sich, jetzt 54,  künftig einmal ins Private zurückzieht, dann will er zurückkehren zum Klavier. „Ich habe früher vor allem Chopin, Liszt und Debussy gespielt“, sagt er. „Jetzt bin ich reif für Haydn, Mozart, Beethoven oder Schubert.“ Vom Fußball mag er sich nicht völlig verabschieden.  „Eine gewisse Rolle wird er behalten“. Eine kleine zwar, aber immerhin. Martin Möller

Am Donnerstag, 15. November, ist Samuel Koch bei den „Einblicken“  nächster Gast von Herbert Fandel im Bitburger Haus Beda. Koch erlitt 2010 in der Fernsehsendung „Wetten, dass?“ einen schweren Unfall mit andauernden Folgen.  Mittlerweile ist Samuel Koch Schauspieler, hat sein Studium trotz aller Schwierigkeiten abgeschlossen und ist Mitglied des Ensembles im Theater Darmstadt.
Der Kartenvorverkauf für die Talkrunde beginnt vier Wochen vor der Veranstaltung.

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