Mehr Transparenz am Automaten

Viele Verbraucher haben schon über die hohen Gebühren geflucht, wenn sie sich Bares bei einer fremden Bank am Geldautomaten besorgt haben. Zwischen zwei und 7,50 Euro war die Regel, der Schreck kam erst, beim Blick auf die Abbuchung. Damit ist nun Schluss.

Trier. Der Countdown an den deutschen Geldautomaten ist heruntergezählt. Von heute an wird an den Automaten sichtbar, was das Abheben kostet. Die anfallende Gebühr wird angezeigt, noch bevor der Verbraucher seine gewünschte Bargeldauszahlung vornimmt. Ist ein Geldinstitut bis dahin technisch noch nicht so weit, muss stattdessen ein Aufkleber am Automaten über die fällige Zahlung informieren. Diese Regelung wurde im vergangenen Sommer auf Druck der Öffentlichkeit vom Verbraucherschutzministerium in Berlin beschlossen und soll von heute an für mehr Transparenz und sinkende Gebühren sorgen.

Verbraucherschützer bemängeln allerdings, dass sich in Sachen Gebührensenkung noch wenig getan habe. Denn, wie viel fremde Kunden zahlen müssen, kann jedes Institut selbst festlegen. Die von den Verbraucherzentralen geforderte generelle Begrenzung gibt es nicht; allerdings steht die Höhe der Entgelte weiterhin unter der Beobachtung des Kartellamts. Klar ist: Wer fremd abhebt, darf nicht zusätzlich mit einem Entgelt seiner Hausbank belastet werden. Die neue Regelung gilt nicht für die Abhebung mit Kreditkarten wie Mastercard und Visacard.

Private Banken verlangen Gebühr von 1,95 Euro



Die Privatbanken im Bundesverband Deutscher Banken haben sich entschieden, von Fremdkunden maximal 1,95 Euro pro Abhebung zu verlangen. Haben Banken des Verbands untereinander vereinbart, bei Kunden des jeweils anderen Instituts auf eine Gebühr fürs Fremdabheben zu verzichten, soll es auch künftig dabei bleiben. Dies gilt nicht nur für Kunden von Privatbanken, sondern auch Kunden von Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken sollen nicht mehr als 1,95 Euro zahlen.

Sparkassen und Volksbanken lehnen es ab, sich auf ein einheitliches maximales Entgelt festzulegen. Jede Sparkasse und jede Volksbank entscheidet selbst, wie viel fremde Kunden zahlen müssen. Die Sparkasse Trier berechnet etwa Kunden anderer Bankinstitute 4,95 Euro, wenn sie an Sparkassenautomaten Bargeld ziehen. Für Sparkassenkunden selbst ändert sich an den bundesweit rund 26 000 Geldterminals nichts. 45 Millionen Verbraucher haben eine SparkassenCard. Die Sparkassen in der Region Trier betreiben zusammen rund 200 eigene Geldautomaten. Haben nun aber unterschiedliche Gebühren für Fremdkunden festgelegt. Beispielsweise bei den Automaten der Sparkasse Vulkaneifel kostet das "Fremdabheben" Verbraucher 3,50 Euro, bei der Sparkasse Bitburg-Prüm 3,75 Euro und bei der Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück kostet es nur 2,50 Euro. Die Volksbank Trier berechnet zwischen 2,95 Euro (im Innenstadtbereich) und 4,90 Euro (außerhalb Triers), weil unterschiedliche Kosten für die Bank anfallen.

In den Kreisen Bitburg-Prüm und Bernkastel-Wittlich gibt es zudem auf die Gebiete begrenzte Kooperationen zwischen Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken. Gegenseitig können die Kunden kostenlos an den Automaten von Sparkasse und Volksbanken, Geld ziehen. Sparkassen und Volksbanken, die bundesweit rund 19 000 Geldautomaten betreiben, begründen die hohen Gebühren mit ihrer Präsenz in der Fläche. Der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) erklärt, derzeit seien über 90 Prozent der Bargeldabhebungen an Geldautomaten in Deutschland für die Kunden kostenlos, da sie im Rahmen der Geldautomaten-Verbünde (Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie bei den privaten Banken unter anderem Cash Group und Cash Pool) erfolgen.

Verbraucherschützern sind die Preise noch zu hoch. "Die Gebühren von 1,95 Euro, die die privaten Banken nehmen, müssen der Maßstab sein", sagt Frank-Christian Pauli vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Die wirklichen Kosten lägen unter einem Euro. Sparkassen und Volksbanken widersprechen, im ländlichen Raum würden bei geringerer Auslastung höhere Kosten anfallen.

Pro

Verbraucherunfreundlich

Service hat seinen Preis

Sparkassen und Volksbanken verhindern mit ihrer Weigerung, die Gebühren für das Geldabheben fremder Kunden am Automaten zu senken, die längst überfällige einheitliche Regelung. Sie nutzen ihre Marktmacht aus, mit reellen Kosten haben die überzogenen Gebühren nichts zu tun. Während Kunden in Städten auf der Suche nach Barem problemlos ihr Geld bei billigeren Privatbanken ziehen können, sind Geldautomatennutzer auf dem Land, wo es selten mehr als - falls überhaupt - einen Automaten gibt, aufgeschmissen. Das ist verbraucherunfreundlich. Da es mit der Freiwilligkeit der Geldinstitute offensichtlich nicht funktioniert, ist der Gesetzgeber gefordert, eine Höchstgebühr festzulegen. b.wientjes@volksfreund.deSparkassen und Volksbanken müssen derzeit kräftig Kritik einstecken. Mit ihren Gebühren am Geldautomat würden sie die Verbraucher über Gebühr belasten. Mag stimmen, wenn ich nicht bei den beiden mein Girokonto habe. Fast fünf Euro verlangt die Sparkasse Trier, wenn ich gerade nicht flüssig bin und wirklich keinen anderen Ausweg finde, als mir an einem Sparkassenautomaten Geld zu ziehen. Doch ich muss ja nicht. Schließlich habe ich mich als mündiger Verbraucher bewusst für mein Bankinstitut entschieden, mit allen Vor- und Nachteilen. Und viele Sparkassen- und Volksbankkunden finden es sicher in Ordnung, dass sie nicht allein das Geldautomatennetz bezahlen müssen. h.waschbuesch@volksfreund.de

Kontra

Verbraucherunfreundlich

Service hat seinen Preis

Sparkassen und Volksbanken verhindern mit ihrer Weigerung, die Gebühren für das Geldabheben fremder Kunden am Automaten zu senken, die längst überfällige einheitliche Regelung. Sie nutzen ihre Marktmacht aus, mit reellen Kosten haben die überzogenen Gebühren nichts zu tun. Während Kunden in Städten auf der Suche nach Barem problemlos ihr Geld bei billigeren Privatbanken ziehen können, sind Geldautomatennutzer auf dem Land, wo es selten mehr als - falls überhaupt - einen Automaten gibt, aufgeschmissen. Das ist verbraucherunfreundlich. Da es mit der Freiwilligkeit der Geldinstitute offensichtlich nicht funktioniert, ist der Gesetzgeber gefordert, eine Höchstgebühr festzulegen. b.wientjes@volksfreund.deSparkassen und Volksbanken müssen derzeit kräftig Kritik einstecken. Mit ihren Gebühren am Geldautomat würden sie die Verbraucher über Gebühr belasten. Mag stimmen, wenn ich nicht bei den beiden mein Girokonto habe. Fast fünf Euro verlangt die Sparkasse Trier, wenn ich gerade nicht flüssig bin und wirklich keinen anderen Ausweg finde, als mir an einem Sparkassenautomaten Geld zu ziehen. Doch ich muss ja nicht. Schließlich habe ich mich als mündiger Verbraucher bewusst für mein Bankinstitut entschieden, mit allen Vor- und Nachteilen. Und viele Sparkassen- und Volksbankkunden finden es sicher in Ordnung, dass sie nicht allein das Geldautomatennetz bezahlen müssen. h.waschbuesch@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort