So wird es doch noch ein Wintermärchen

Eine der ältesten Kulturpflanzen verdankt ihre Beliebtheit der Schönheit schneeweißer Blüten über einen besonders langen Zeitraum. In aktueller Sortenvielfalt bringt die Christrose neuen Schwung ins Gartensortiment.

Eine neue Generation von Christrosen beschert der alten Bekannten aus dem Stein- und Bauerngarten ungeahnte Popularität. Unter dem Marktnamen "Helleborus Gold Collection", abgekürzt HGC (siehe Extra), finden Gartenbegeisterte auf der Suche nach attraktiven Winterblühern extrem reichblütige Sorten. Ein erster Schwung hat bereits zur Weihnachtszeit für Blütenschmuck gesorgt. Jetzt laufen die Sorten der Vorfrühlingsserie zu Höchstform auf. Darunter ist mit HGC Snow Frills' sogar eine erste gefüllte Sorte der Reihe. Farblich, variiert HGC Cinnamon Snow' die schneeweiße Blüte. Die Rückseite schimmert zimtfarben.
Alle Sorten der "Helleborus Gold Collection" schieben auffallend viele Blüten. Auf kräftigen Stielen stehen sie weit über einem äußerst dekorativen Laub. Das Geheimnis liegt im Fortschritt der Zucht. Dazu hat man mediterrane Arten in die bekannte Christrose eingekreuzt. Das beschert den attraktiven Gartenhybriden auffallende Blüten und eine neue Blattqualität. Sie sollen das Beste aus zwei Welten in sich vereinen - und das auch in Bezug auf ihre Widerstandskraft: Von der Christrose kommt die Fähigkeit, kalte Winter unbeschadet zu überstehen. Der mediterrane Elternteil steuert die Erbinformation bei, im Sommer Sonne und Hitze besser zu vertragen. Die Hoffnung der Züchter: Die neuen Gartenhybriden sind gegen zunehmende Wetterextreme gewappnet. Ganz aktuell: Was passiert, wenn auf die viel zu warme Witterung der letzten Wochen der Wintereinbruch folgt? Bei tiefen Minusgraden fallen die Winterblüher in sich zusammen und wirken dann oft wie erfroren. Doch die "schlappe Haltung" ist lediglich ein Schutz. Bis minus zehn Grad überstehen Christrosen im Garten unbeschadet. Tannengrün sollte man dennoch griffparat halten und bei Bedarf locker über die Horste legen. Vor allem Christrosen im Topf sind auf Kälteschutz angewiesen. Im begrenzten Kübelraum friert der Wurzelballen sehr viel schneller durch als das Wurzelwerk eingepflanzter Exemplare. Je größer und dickwandiger das Gefäß ist, desto besser. Christrosen im Topf sind aber immer nur eine kurzfristige Lösung. Sie wurzeln bis 50 Zentimeter tief. Geht ihre Blütensaison im März zu Ende, pflanzt man sie besser im Garten aus. Ideal ist ein ungestörter Pflanzplatz im lichten Schatten von Sträuchern oder in Verbindung mit Mauern. Christrosen wollen tiefgründig, mit den Wurzeln im Schatten stehen. Als "Hochleistungsblumen" stellen die HGC-Sorten höhere Ansprüche als die einfache Christrose. Mehr noch als die Urform brauchen sie Kalk. Wer keinen granulierten Naturkalk zur Hand hat, kann auch zerstoßene Eierschalen vorsichtig einarbeiten. Eine Verbesserung des Bodens bei der Pflanzung erreicht man mit kalkhaltigem Gestein wie Tuff oder Bentonit. Ausreichende Versorgung mit Nährstoffen ist ein Muss. Die erste Düngung, beispielsweise mit Kuhdung-Pellets, gibt man jetzt zur Blütezeit. Der zweite Schub erfolgt im Hochsommer, wenn die Christrosen frische Wurzeln bilden. Diese versorgen die Knospen der nächsten Blühsaison.
Extra

Die Bezeichnung "Helleborus Gold Collection" setzt sich aus dem botanischen Namen der Christrosen-Gattung und dem Anspruch zusammen, in einer "Gold Sammlung" die besten Sorten zu vereinen. Der botanische Name verrät etwas über die ursprünglich medizinal genutzte Pflanze. Die vom griechischen Wort "helleboros" abgeleitete "Nieswurz" enthält in der Wurzel Niesreiz erregende Stoffe. In der Antike galt das Niesen als Mittel erster Wahl bei diversen Erkrankungen. Nach der damaligen Säftelehre erklärte man sich beispielsweise psychische Erkrankungen durch einen Überschuss schwarzer bitterer Galle. Mit Hilfe des Pulvers aus der Christrosenwurzel und mit Glückwünschen begleitet, sollte das Übel herausgeniest werden. Auch im Schnupftabak fand die Nieswurz Verwendung. kfExtra

Alle Helleborusarten sind giftig. Allerdings treten Vergiftungserscheinungen sehr selten auf. Vorsicht ist dennoch geboten: Die auch als Schnittblumen beliebten Winterblüher enthalten unter anderem Stoffe, die Haut und Schleimhaut reizen. Nachdem man Blüten für die Vase gepflückt hat, sollte man sich die Hände waschen. kf

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