Nürburgring-Betreiber sprechen erstmals von Investitionsruine

Nürburgring · Der Nürburgring kommt aus den wirtschaftlichen Turbulenzen nicht heraus. Unter Umständen könnte es sogar zu einer Neuausschreibung von Rennstrecke sowie Freizeit- und Geschäftspark kommen. Das deutete Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund an.

 Das Freizeitgeschäftszentrum am Nürburgring, rechts die Achterbahn Ringracer, die noch immer nicht im Betrieb ist. TV-Foto: Archiv/Rainer Neubert

Das Freizeitgeschäftszentrum am Nürburgring, rechts die Achterbahn Ringracer, die noch immer nicht im Betrieb ist. TV-Foto: Archiv/Rainer Neubert

Die derzeitigen Pächter räumten derweil im Interview mit unserer Zeitung offen ein, dass Teile der gigantischen Ring-Immobilie Investitionsruinen sind. "Die Ring-Arena und das Warsteiner Event Center sind nicht wirtschaftlich zu betreiben", erklärte Kai Richter, Generalbevollmächtigter der Automotive GmbH. "Sie müssen baulich verändert werden." Die Ring-Pächter Richter und Jörg Lindner arbeiten intensiv an einem neuen Nutzungskonzept. "Alle Ideen drehen sich um das Thema Mobilität. Zudem brauchen wir neue Veranstaltungsmöglichkeiten", verdeutlichte Automotive-Geschäftsführer Lindner gegenüber unserer Zeitung.

Doch neue Konzepte sind teuer. Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" haben die Pächter daher vor wenigen Tagen ein Gespräch mit Wirtschaftsministerin Lemke genutzt, um neues staatliches Geld für den Nürburgring locker zu machen. Ihr Ansinnen: weitere 20 Millionen Euro an Landesgeldern, wie die Grünen-Politikerin gegenüber unserer Zeitung bestätigte. Doch die rot-grüne Landesregierung will auf keinen Fall zahlen. Sie weiß, dass das politisch niemals durchsetzbar wäre. "Von daher war die Anfrage wohl auch eher rhetorisch gemeint", so Lemke, die derzeit als stellvertretende Ministerpräsidentin formal die Regierungsgeschäfte führt.

Pächter Kai Richter indes bestreitet, dass er und Jörg Lindner jemals um neue Steuermillionen gebeten haben. "Das stimmt so nicht. Das wäre auch nicht opportun", so Richter gegenüber unserer Zeitung. "Wir können nicht weitere Steuergelder in den Nürburgring stecken und in Adenau wird das Schwimmbad geschlossen." Die privaten Betreiber des Nürburgrings wollen selber auf die Suche nach möglichen Investoren gehen. "Da gibt es schon potenzielle Interessenten", erläuterte Richter, über dem immer noch das Damoklesschwert zweier Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Untreue schwebt.

Fakt ist jedenfalls: Unabhängig von den zusätzlich benötigten 20 Millionen fließen sieben Millionen an Landesgeldern, um Bausünden zu beheben und die vielen offenen Baustellen zu schließen. Sollten die Pächter indes die Neukonzeption nicht finanzieren können, kann sich Wirtschaftsministerin Lemke auch eine Neuausschreibung des gesamten Rings vorstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort