Unterricht wird zum Lokaltermin

EMMELSHAUSEN/TRIER. Für das Leben lernen: Fünf engagierte Hauptschulen machen es vor und stellen sich der "Herausforderung Hauptschule". Seit zwei Jahren läuft dort das Projekt "Elisa".

Hauptschulen arbeiten an einem schwierigen Abschnitt der Bildungsfront und hinken nicht selten der Arbeitswelt hinterher. Rund 20 Prozent der Schüler eines Jahrgangs finden ohne Zusatzbetreuung keine Stelle.Eigene Stärken und Schwächen erkennen

Ein Viertel der Lehrverträge wird vorzeitig aufgelöst. Um die Startchancen der Jugendlichen ins Berufsleben zu verbessern, initiierte ein Team der Uni Trier mit fünf Hauptschulen im Land vor zwei Jahren das Projekt "Herausforderung Hauptschule - Für das Leben lernen". Ein "voller Erfolg", lautet nun, zum Abschluss des Projektes, die einhellige Meinung. "Ich möchte Feuerwehrmann werden!", da ist sich der kleine Zeichentrickfilmdrache Grisu sicher. Dass sein Vater ganz andere Vorstellungen von seinem beruflichen Werdegang hat, kann den Drachen nicht aufhalten. So einfach ist das im realen Leben leider nicht: Schon mit 13 Jahren sollen Hauptschüler ihre Berufsziele ins Auge fassen und ihre persönlichen Stärken und Schwächen erkennen, um sich nicht von den Wünschen der Eltern in deren Fußstapfen zwingen zu lassen. "Die Zukunft liegt in deiner Hand", heißt es so schön. Aber zum Zupacken brauchen die jungen Schüler qualifizierte Hilfe von außen. Daher haben sich fünf rheinland-pfälzische Hauptschulen - die Hauptschule Emmelshausen, die Geschwister-Scholl-Hauptschule Trier, die Hauptschule Trier-Ehrang, die Theodor-Heuss-Schule Mainz-Hechtsheim und die Hauptschule Barbarossa Kaiserslautern - zusammen mit einem Projektteam der Universität Trier der "Herausforderung Hauptschule" gestellt und ein Praxiskonzept entwickelt, das die Schüler (nicht nur) fit für den Job machen soll. "Elisa" - Erfolgreich lernen in Schule und Arbeitswelt - haben sie das vom Bund geförderte Konzept genannt, das schulisches Lehren und Lernen auf die Anforderungen der Arbeitswelt abstimmen soll. Dabei gilt es nicht nur Basisqualifikationen, sondern auch soziale Kompetenzen zu vermitteln. Die Umsetzung dieser bewusst grob formulierten Zielvorgabe ist den Schulen, ausgehend von den vorhandenen Ressourcen und entsprechend der regionalen Möglichkeiten, selbst überlassen. "Die Hauptschule Emmelshausen hat sich etwas besonders Anspruchsvolles einfallen lassen", betont Patricia Erbeldinger aus dem Projektteam, "und zwar die Arbeitslehre im Betrieb". Rund 60 regionale Unternehmen konnte das Vorderhunsrücker Schulteam für ihr Projekt gewinnen. Statt wie gewohnt die Schulbank zu drücken, gehen die Schüler in der achten Klasse einmal pro Woche in die Betriebe. "Dort sollen sie sich möglichst an die gängigen Arbeitszeiten anpassen", sagt Schulleiter Hans-Jürgen Dörr. Manche Schüler schieben sogar aus Eigeninitiative Überstunden und helfen um vier Uhr früh in der Backstube mit. Aussuchen dürfen sich die Achtklässler ihren Praktikumsplatz nicht. Die Aufteilung übernehmen die Arbeitslehre- und Klassenlehrer, damit jeder Schüler in Dienstleistung, Handel sowie Handwerk Einblick bekommt und auch Mädchen die Männerdomänen kennen lernen. In jedem Betrieb bekommt der Praktikant eine kleine Aufgabe, die schnell unangenehme Wissenslücken aufgedeckt: "Wie war das mit dem Dreisatz?", fragt man sich in der Großküche genauso wie auf dem Bau. "So merken die Schüler, dass Rechnen und Rechtschreibung ebenso zum Handwerkszeug gehören, wie Zange und Zollstock", betont Erbeldinger. Auch die Betriebe profitieren von dem Projekt. "So können wir frühzeitig unsere potentiellen Lehrlinge unter die Lupe nehmen", sagt Kraftfahrzeug-Mechanikermeister Hans-Werner Waldforst. Auch wenn die Zeit von "Elisa" nun abgelaufen ist, leben die Projekte, als Vorbild und Ansporn für andere Schulen, weiter.

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