US-Regierung Der Mann, in dem viele den wahren Präsidenten sehen

Washington · Donald Trump hat eine Schwäche für Generäle. Vor allem einer agiert als Schadensbegrenzer: Verteidigungsminister Mattis.

 Starker Mann hinter US-Präsident Donald Trump: Verteidigungsminister James Mattis (rechts).

Starker Mann hinter US-Präsident Donald Trump: Verteidigungsminister James Mattis (rechts).

Foto: dpa/Susan Walsh

Es hält sich hartnäckig, das Gerücht vom Pakt der Generäle, auch wenn es so vielleicht gar nicht stimmt. John Kelly, James Mattis und Herbert Raymond McMaster sollen verabredet haben, dass sich einer von ihnen stets im Land aufhalten müsse, um notfalls einen Krieg zu verhindern, den Donald Trump in einem Moment zornigen Aufbrausens vom Zaun brechen könnte. Roger Stone, ein alter Vertrauter Trumps, glaubt von einer weiteren Abmachung zwischen den dreien zu wissen, dem Stabschef des Oval Office, dem Verteidigungsminister und dem Nationalen Sicherheitsberater. Angeblich haben sie sich darauf verständigt, das Militär nur dann in Marsch zu setzen, wenn ausnahmslos alle drei damit einverstanden sind.

Erwachsene im Kinderzimmer, Nannys im Weißen Haus, Säulen der Stabilität: Es fehlt nicht an Metaphern, um die Rolle des Trios zu beschreiben. Wenn Trump in manchem Punkt auf eine eher traditionelle Linie (konservativer) amerikanischer Außenpolitik einschwenkt, dann liegt das maßgeblich am Einfluss der drei. Es gibt sogar Kolumnisten, die in Mattis, einem Mann, der stoisch Haltung wahrt und auf Lobhudeleien an die Adresse des Staatschefs verzichtet, während andere servil zu Kreuze kriechen, den wahren Präsidenten der Vereinigten Staaten sehen.

Dass Trump, der fünf seiner Jugendjahre in einem militärisch organisierten Internat verbrachte, eine ausgeprägte Schwäche für Generäle hat, weiß man schon länger. Obwohl er sich eine Fußerkrankung bescheinigen ließen, um sich vor dem Kriegsdienst in Vietnam zu drücken, bringt er Männern in Uniform einen Respekt entgegen, der an Bewunderung grenzt. Besonders dann, wenn sie, wie Mattis oder Kelly, einmal vier Sterne auf den Schulterklappen trugen. Zwar hatten auch früher hochrangige Soldaten Schlüsselposten im Kabinett inne. Brent Scowcroft war Sicherheitsberater des alten George Bush, Colin Powell Außenminister unter Bush Junior. Was diesmal anders ist, bringt George W. Bushs Redenschreiber David Frum auf den Punkt: Angesichts einer derart schlecht geführten Ministerriege komme der Kompetenz ehemaliger Militärs eine hohe Bedeutung zu. „Wem wäre nicht wohler bei dem Gedanken, dass die USA von Mattis statt von Trump regiert werden?“

Die Sonderrolle des Verteidigungsministers kristallisierte sich bereits kurz nach Trumps Wahlsieg heraus. Da nominierte der President-elect den Junggesellen mit der asketischen Miene fürs Pentagon und schwärmte, was für ein Haudegen dieser „Mad Dog“ doch sei. Das mit dem Verrückten Hund geht auf Mattis‘ markige Sprüche zurück. Treffender charakterisiert ihn ein zweiter Spitzname: Kriegermönch. Der heute 67-Jährige vertiefte sich abends öfter in die Lektüre römischer Philosophen, während er seine Truppen im Irak und in Afghanistan kommandierte. Kelly war unter Mattis‘ Befehl in der westirakischen Provinz Al-Anbar, damals eine Hochburg sunnitischer Rebellen, im Einsatz. Beide sind Marineinfanteristen, während McMaster in den Reihen der Armee Karriere machte.

Drei Schadensbegrenzer im Zentrum der Macht? Der Militärhistoriker Mark Perry doziert in einem Buch, Leute wie Kelly, Mattis und McMaster verbinde ein tiefer Glaube an Amerikas militärische Macht – „und an die Fähigkeit, damit das internationale Umfeld zu formen“. Bislang haben sie Trump eher von dem einen oder anderen Abenteuer abgehalten. Es waren die Generäle, die ihn dazu bewegten, den Sinn der Nato nicht länger infrage zu stellen, und die ihn unter Mühen davon abbrachten, das Atomabkommen mit Iran zu kündigen. Es waren schließlich die Generäle, die im Poker mit Pjöngjang immer dann sehr dezidiert von einer diplomatischen Lösung sprachen, wenn Trump den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un reizte, indem er ihn etwa als kleinen Raketenmann verhöhnte. Das sagt nichts darüber aus, wie in der nächsten Krise die Würfel fallen. Und es ändert nichts an einem sakrosankten Verfassungsprinzip: Zivilisten bestimmen, während sich das Militär unterzuordnen hat. Selbst wenn – mit den Worten Frums – der Zivilist an der Spitze die Eignung fürs Amt vermissen lässt.

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